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Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Titel: Das halbe Haus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Cynybulk
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Hielten Sie sich jemals im Sperrgebiet zur BRD-Grenze auf?
    Antwort: Nach Einsichtnahme in meine sichergestellten und mir vorgelegten Taschenkalender von 1980-1983 kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nein sagen.
    Frage: Ihnen wird eine Wanderkarte „Eichsfeld“ vorgelegt. Ist Ihnen diese Karte bekannt?
    Antwort: Da mein Name und meine Anschrift auf dem Deckblatt handschriftlich notiert sind, kann ich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, daß es sich bei der mir vorgelegten und in meinem Haus sichergestellten Karte um mein Eigentum handelt.
    Frage: Äußern Sie sich zu den mehrfarbig mit Kugelschreiber eingetragenen Markierungen!
    Antwort: Ich habe den Eindruck, daß es sich dabei um Kinderkritzeleien handelt.
    Frage: Welches Kind haben Sie im Verdacht?
    Antwort: Das weiß ich nicht.
    Frage: Auf welchem Wege gelangten Sie zurück von der Grenze?
    Antwort: „Ich falle nicht auf Ihre Unterstellungen herein.“
    Frage: Sind Sie im Besitz eines Reisepasses der DDR?
    Antwort: Ja, ich besitze einen Reisepaß. Er ist auf den Namen meiner ersten, 1972 verstorbenen Ehefrau Friederike FRIEDRICH ausgestellt.
    Frage: Weshalb haben Sie diesen Reisepaß noch in Ihrem Besitz?
    Antwort: Mir hat bisher niemand gesagt, ob ich diesen Paß abzugeben habe.
    Frage: Was haben Sie unternommen, um sich zu informieren, wie Sie mit einem solchen Dokument umzugehen haben?
    Antwort: Ich habe nichts diesbezüglich unternommen.
    Frage: Weshalb nicht?
    Antwort: Weil ich den Reisepaß als Andenken an meine Frau behalten wollte.
    Frage: Welche Veränderungen wurden in diesem Reisepaß vorgenommen?
    Antwort: Ich habe das Paßbild meiner verstorbenen Ehefrau aus dem Paß herausgetrennt, weil ich ein Foto dieser Art nicht hatte.
    Frage: Was bezweckten Sie damit?
    Antwort: „Na, was schon?“ Von mir aus kann mir das Untersuchungsorgan auch noch eine Paßfälschung anhängen, oder von mir aus auch die ganzen Paragraphen des Strafgesetzbuches. Mir ist das alles egal, denn diese Unterstellungen sind absurd und unrichtig. Ich denke momentan nur an mich. Außerdem wird man mich sowieso bald aus der Haft entlassen müssen, weil sich einflußreiche Stellen der BRD für meinen Fall einsetzen.
     
    Die Seite wird inhaltlich nicht bestätigt!
    Bis auf meine eigenen Abänderungen.
     
    Frage: Wer hat davon Kenntnis, daß ein solcher Reisepaß Ihrer verstorbenen Ehefrau existiert?
    Antwort: Meine jetzige Ehefrau Eva hat den Reisepaß sicherlich schon mal gesehen. Ansonsten weiß keiner, daß ein solcher Paß überhaupt existiert.
    Frage: Wer hat davon Kenntnis, daß Sie das Paßbild Ihrer verstorbenen Ehefrau aus dem Dokument herausgetrennt haben?
    Antwort: Davon weiß keiner was. Warum sollte ich das jemandem erzählen? Außerdem finde ich es reichlich eigenartig, daß ich nach dem Paß gefragt werde. Um den Paß zu fälschen, wäre es doch notwendig gewesen, Stempeleintragungen zu ändern, und solche Beziehungen in den „Untergrund“ habe ich nicht und hatte auch keinerlei Absicht, derartige Änderungen vorzunehmen oder vornehmen zu lassen.
    Frage: Welche „Stellen der BRD“ werden sich nach Ihrer Auffassung für Sie einsetzen?
    Antwort: Meine Mutter, Polina WINTER, sie siedelte am 15.11.1981 in die BRD über, hat sich seit dieser Zeit in meiner Übersiedlungsangelegenheit zur Familienzusammenführung bemüht.
     
    Ich habe das Vernehmungsprotokoll gelesen. Die darin enthaltenen Antworten entsprechen inhaltlich meinen Aussagen.
     
    Jacoby, Mj.
Frank Friedrich
    ★
     
    Leipzig, 21.03.1983
    Beginn: 08.15   Uhr
    Ende: 09.45   Uhr
    2   Exempl./2. Ausfertigung
    jac
     
     
    Vernehmungsprotokoll
    des Beschuldigten
     
    FRIEDRICH, Frank
    geb. am 17.06.1946 in Guben
    Beruf: Ingenieur
    zuletzt: ohne Beschäftigung
    wh.: 7030 Leipzig, Regenstr. 27
     
    Frage: Was geschah nach der Herstellung der Zettel mit dem von Ihnen und PFEIFFER, Rüdiger gefertigten Druckwerkzeug?
    Antwort: PFEIFFER besaß das Druckwerkzeug zuletzt. Er wollte es verstecken, wo, weiß ich nicht.
    Frage: Weshalb sollte das Druckwerkzeug versteckt werden?
    Antwort: Damit es nicht gefunden wird.
    Frage: Weshalb sollte das Druckwerkzeug nicht gefunden werden?
    Antwort: Wir mußten damit rechnen, daß wir bei der Verbreitung der Zettel gegriffen werden.
    Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Beseitigung des Druckwerkzeuges und Ihrer eventuellen Festnahme?
    Antwort: „Damit wir nicht hier sitzen müssen.“
    Frage: Weshalb nahmen Sie an, daß Sie und PFEIFFER, Rüdiger infolge der

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