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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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sollte.
    Die Königin erwachte plötzlich aus ihrer Erstarrung.
    »Wohin gehen Sie?« fragte sie.
    »Ich will mich zu Herrn von Lapeyrouse begeben.«
    »Herr von Lapeyrouse ist in diesem Augenblicke in Neu-Foundland.«
    »Ich habe alle Anstalten getroffen, um zu ihm zu gelangen.«
    »Sie wissen, daß man ihm einen gräßlichen Tod geweissagt hat?«
    »Gräßlich, das weiß ich nicht,« entgegnete Philipp, »doch einen schnellen Tod, das ist mir bekannt.«
    »Und Sie reisen?«
    Er lächelte mit einer so edlen und so sanften Schönheit.
    »Gerade darum will ich Lapeyrouse nachfolgen,« sagte er.
    Die Königin versank abermals in ihr banges Stillschweigen.
    Philipp wartete noch einmal ehrfurchtsvoll.
    Die so edle und so muthige Natur Marie Antoinette's erwachte verwegener, als je.
    Sie stand auf ... trat auf den jungen Mann zu und sprach zu ihm, indem sie ihre weißen Arme auf ihrer Brust kreuzte:
    »Warum gehen Sie?«
    »Weil ich sehr reiselustig bin,« antwortete er mit sanftem Tone.
    »Aber Sie haben schon die Reise um die Welt gemacht,« entgegnete die Königin, die sich einen Augenblick durch diese heldenmüthige Ruhe bethören ließ.
    »Die neue Welt, ja, Madame,« fuhr Philipp fort, »doch nicht um die alte und die neue Welt zusammen.«
    Die Königin machte eine Geberde des Aergers und wiederholte, was sie zu Andree gesagt hatte:
    »Eisernes Geschlecht, stählerne Herzen, diese Taverney. Ihre Schwester und Sie, Sie sind zwei furchtbare Leute, Freunde, die man am Ende haßt. Sie gehen, nicht um zu reisen, denn Sie sind dessen müde, sondern um mich zu verlassen. Ihre Schwester wurde, wie sie sagte, von der Religion berufen, sie verbirgt ein Feuerherz unter der Asche. Kurz, sie wollte gehen, und sie ist gegangen. Gott mache sie glücklich! Sie, Sie, der Sie glücklich sein könnten, Sie gehen nun auch ... ich sagte Ihnen vorhin, die Taverney bringen mir Unglück!«
    »Schonen Sie uns, Madame; wenn Eure Majestät die Gnade hätte, besser in unsern Herzen zu suchen, so würde sie eine grenzenlose Ergebenheit darin sehen.«
    »Hören Sie,« rief die Königin zornig, »
Sie
sind ein Quäker, Ihre Schwester ist eine Philosophin, unmögliche Geschöpfe; sie stellt sich die Welt wie ein Paradies vor, wo man nur unter der Bedingung Eintritt finde, daß man zu den Heiligen gehöre; Sie halten die Welt für die Hölle, in welche nur die Teufel eintreten; und Sie beide haben die Welt geflohen: der Eine, weil Sie darin das finden, was Sie nicht suchen; die Andere, weil sie nicht darin finden, was Sie suchen. Habe ich Recht? Ei! mein lieber Herr von Taverney, lassen Sie die menschlichen Geschöpfe unvollkommen sein; verlangen Sie von den königlichen Familien nur, daß sie die unvollkommensten der menschlichen Geschlechter seien; seien Sie duldsam oder seien Sie vielmehr nicht selbstsüchtig.«
    Sie betonte diese Worte mit zu viel Leidenschaft.
    Philipp war im Vortheil.
    »Madame,« sagte er, »die Selbstsucht ist eine Tugend, wenn man sich derselben bedient, um die Gegenstände seiner Anbetung noch zu erhöhen.«
    Marie Antoinette erröthete.
    »Alles was ich weiß,« sagte sie, »ist, daß ich Andree liebte, und daß sie mich verlassen hat; daß ich große Stücke auf Sie hielt, und daß Sie mich ebenfalls verlassen. Es ist demüthigend für mich, zwei so vollkommene Personen ... ich scherze nicht, mein Herr ... mein Haus verlassen zu sehen.«
    »Nichts kann eine Person demüthigen, die so erhaben ist, wie Sie,« erwiderte Taverney kalt; »die Beschämung erreicht hohe Stirnen, wie die Ihrige, nicht.«
    »Ich besinne mich auf's Ernstlichste, was Sie verletzt haben mochte,« fuhr die Königin fort.
    »Nichts, nichts hat mich verletzt,« erwiderte Philipp lebhaft.
    »Ihr Grad ist bestätigt worden; Ihr Glück ist im besten Zuge; ich zeichnete Sie aus ...«
    »Ich wiederhole Eurer Majestät, daß mir nichts bei Hofe mißfällt.«
    »Und wenn ich Ihnen sagte, Sie sollen bleiben ... und wenn ich es Ihnen befehlen würde? ...«
    »Ich hätte den Schmerz, Eurer Majestät mit einer Weigerung zu antworten.«
    Die Königin versenkte sich zum dritten Mal in jene stillschweigende Zurückhaltung, die für ihre Logik das war, was bei dem ermüdeten Fechter die Handlung ist, durch die er seinen Gegner aus der Lage zu bringen sucht.
    Und da sie aus dieser Ruhe immer durch einen unerwarteten Schlag heraustrat, so sagte sie, indem sie ihren klaren Blick auf Philipp heftete:
    »Es ist vielleicht Jemand hier, der Ihnen mißfällt? Sie sind

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