Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)
würde es denn sonst übernehmen?«
»Und ... Sie versprechen mir eine Antwort?«
»Wenn Sie keine Antwort bekämen, wie würden Sie erfahren, woran Sie sich zu halten haben?«
»Oh! so ist es gut, Gräfin, so liebe ich Sie.«
»Nicht wahr?« sagte sie mit ihrem feinen Lächeln.
Er setzte sich, nahm die Feder und fing einen Brief an. Herr von Rohan hatte eine beredte Feder, einen leichten Brief; doch er zerriß zehn Blätter, ehe er sich selbst gefiel.
»Wenn Sie immer so fortmachen, werden Sie nie zum Ziele kommen,« sagte Jeanne.
»Sehen Sie, Gräfin, ich mißtraue meiner Zärtlichkeit; sie überströmt unwillkürlich und würde vielleicht die Königin ermüden.«
»Ah!« versetzte Jeanne mit Ironie, »wenn Sie ihr als Politiker schreiben, so wird sie Ihnen mit einem diplomatischen Billet antworten. Das ist Ihre Sache.«
»Sie haben Recht, und Sie sind eine ächte Frau nach Geist und Herz. Hören Sie, Gräfin, warum sollten wir ein Geheimniß vor Ihnen haben, da Sie das unsere besitzen?«
Sie lächelte.
»Es ist wahr,« sagte sie, »Sie haben mir wenig zu verbergen.«
»Lesen Sie über meine Schulter, lesen Sie so schnell, als ich schreiben werde; denn mein Herz brennt, meine Feder wird das Papier verzehren.«
Er schrieb in der That; er schrieb einen Brief so glühend, so toll, so voll von Liebesvorwürfen und gefährlichen Betheuerungen, daß, als er geendet hatte, Jeanne, die seinen Gedanken bis zur Unterschrift folgte, zu sich selbst sagte:
»Er hat geschrieben, was ich ihm nicht zu dictiren gewagt hätte.«
Der Cardinal überlas sein Billet und fragte dann Jeanne:
»Ist es so gut?«
»Wenn die Königin Sie liebt,« erwiderte die Verrätherin, »so werden Sie sie morgen sehen; nun aber verhalten Sie sich ruhig.«
»Bis morgen, ja.«
»Ich verlange nicht mehr, Monseigneur.«
Sie nahm das versiegelte Billet, ließ sich von Monseigneur auf die Augen küssen, und kehrte gegen Abend nach Hause zurück. Ausgekleidet, erfrischt, fing sie hier an nachzudenken.
Die Lage war so, wie sie sich dieselbe seit ihrem ersten Auftreten versprochen hatte.
Noch zwei Schritte, und sie war am Ziel.
Wen von beiden war es besser zum Schilde zu wählen: die Königin oder den Cardinal?
Dieser Brief des Cardinals versetzte ihn in die Unmöglichkeit, je Frau von La Mothe anzuklagen, wenn sie ihn nöthigen würde, die für das Halsband schuldige Summe zurückzubezahlen.
Angenommen, der Cardinal und die Königin würden sich sehen, um sich zu verständigen, wie sollten sie es wagen, Frau von La Mothe, die Verwahrerin eines so ärgerlichen Geheimnisses, zu Grunde zu richten?
Die Königin würde keinen Lärmen machen und an den Haß des Cardinals glauben, der Cardinal würde an die Coketterie der Königin glauben, doch die Debatte, wenn eine entstände, würde bei geschlossenen Thüren stattfinden, und beim ersten Argwohn würde Frau von La Mothe diesen Vorwand ergreifen, um sich mit der schönen Summe von anderthalb Millionen aus dem Vaterlande zu verbannen.
Der Cardinal würde wohl wissen, daß Jeanne diese Brillanten genommen, die Königin würde es wohl errathen; doch wozu sollte es ihnen nützen, eine Angelegenheit ruchbar zu machen, welche so eng mit der des Parks und der Apollo- Bäder in Verbindung gebracht war?
Nur genügte ein einziger Brief nicht, um dieses ganze Vertheidigungssystem festzustellen; der Cardinal hatte gute Federn, er würde sieben- bis achtmal schreiben.
Was die Königin betrifft, wer weiß, ob sie nicht mit Herrn von Charny Waffen für Jeanne von La Mothe schmiedete?
So viele Wirrsale und Umwege liefen im schlimmsten Fall auf eine Flucht aus, und Jeanne vergegenwärtigte sich zum Voraus die ganze Stufenfolge.
Zuerst Verfall des Termins, Anzeige der Juweliere. Die Königin ging gerade zu Herrn von Rohan.
Wie?
Durch die Vermittlung Jeanne's, das war unvermeidlich. Jeanne benachrichtigte den Cardinal und forderte ihn auf, zu bezahlen.
Weigerte er sich ... Drohung, die Briefe zu veröffentlichen; er bezahlte.
Nach geleisteter Bezahlung keine Gefahr mehr. Was den öffentlichen Lärm betrifft, so blieb noch die Intriguenfrage auszubeuten. In diesem Punkt vollkommene Befriedigung. Die Ehre einer Königin und eines Kirchenfürsten um den Preis von anderthalb Millionen, das war noch zu wohlfeil. Jeanne glaubte sicher zu sein, sie würde drei Millionen bekommen, wenn sie wollte.
Und warum war Jeanne ihrer Sache in Beziehung auf die Intriguenfrage so sicher?
Weil der Cardinal der
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