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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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links zurückzukehren.
    Philipp seinerseits blieb, als ob er Schildwache stände.
    Die Königin näherte sich, man sah sie Mehreren zulächeln, Bittschriften nehmen oder abnehmen lassen, denn von fern hatte sie Charny erblickt, und indem sie mit jenem verwegenen Muthe, dem sie bei ihren Freundschaften die Zügel schießen ließ und den ihre Feinde Schamlosigkeit nannten, keinen Blick mehr von ihm Verwandte, sprach sie ganz laut die Worte:
    »Bitten Sie heute, meine Herren, bitten Sie, ich vermöchte heute nichts abzuschlagen.«
    Charny war bis in die Tiefe seines Herzens durchdrungen von dem Ausdruck, von dem Sinn dieser Zauberworte. Er bebte vor Wonne, und dieß war sein einziger Dank gegen die Königin.
    Plötzlich wurde diese ihrer süßen, aber gefährlichen Beschallung durch das Geräusch eines Trittes, durch den Ton einer fremden Stimme entzogen.
    Der Tritt knarrte zu ihrer Linken auf der Platte, die bewegte aber ernste Stimme sprach:
    »Madame ...«
    Die Königin erblickte Philipp; sie vermochte eine erste Bewegung des Erstaunens nicht zu unterdrücken, als sie sich so zwischen diese zwei Männer gestellt sah, deren einen zu sehr und den andern nicht genug zu lieben sie sich vielleicht zum Vorwurf machte.
    »Sie Herr von Taverney!« rief sie rasch sich fassend; »Sie! Sie haben sich etwas von mir zu erbitten? Oh! sprechen Sie.«
    »Zehn Minuten Audienz, nach der Muße Eurer Majestät,« antwortete Philipp, indem er sich verbeugte, ohne die strenge Blässe seiner Stirne entwaffnet zu haben.
    »Auf der Stelle, mein Herr,« erwiderte die Königin, während sie einen verstohlenen Blick auf Charny warf, welchen sie nicht ohne ein unwillkürliches Beben so nahe bei seinem ehemaligen Gegner sehen konnte; »folgen Sie mir.«
    Und sie ging rascher, als sie den Tritt Philipps hinter dem ihrigen hörte, während Charny an seinem Platz geblieben war.
    Sie setzte indessen ihre Ernte an Briefen, Eingaben und Bittschriften fort, gab einige Befehle und trat in ihre Gemächer.
    Eine Viertelstunde nachher wurde Philipp in die Bibliothek gefühlt, wo die Königin am Sonntag empfing.
    »Ah! Herr von Taverney,« sprach sie mit freudigem Tone, »treten Sie ein und machen Sie mir sogleich ein gutes Gesicht. Ich muß Ihnen gestehen, ich habe eine Unruhe, so oft ein Taverney mich zu sprechen wünscht. Sie sind von schlimmer Vorbedeutung in ihrer Familie. Beruhigen Sie mich geschwind, Herr von Taverney ... und sagen Sie mir, Sie kommen nicht, um mir ein Unglück mitzutheilen.«
    Noch bleicher nach diesem Eingang, als er es während der Scene mit Charny gewesen war, beschränkte sich Philipp, da er sah, wie wenig Absichtlichkeit die Königin in ihre Sprache legte, darauf, daß er erwiderte:
    »Madame, ich habe die Ehre, Eure Majestät zu versichern, daß ich ihr dießmal nur eine gute Nachricht bringe.«
    »Ah! es ist eine Nachricht!« rief die Königin.
    »Ach! ja, Eure Majestät.«
    »Oh! mein Gott!« sagte Marie Antoinette, die den heitern Ton wieder annahm, der Philipp so unglücklich machte, »Sie haben gesagt; ach! Ich Arme, die ich bin! würde eine Spanierin ausrufen, Herr von Taverney hat gesagt: ach!«
    »Madame,« erwiderte Philipp mit ernstem Tone, »zwei Worte werden Eure Majestät so vollständig beruhigen, daß Ihre edle Stirne sich nicht bloß heute nicht bei der Annäherung eines Taverney verschleiern, sondern daß sie sich nie mehr durch die Schuld eines Taverney Maison-Rouge verschleiern wird. Heute noch, Madame, wird der letzte dieser Familie, dem Eure Majestät einige Gunst zu bewilligen die Gnade gehabt hat, verschwinden, um nie mehr an den französischen Hof zurückzukehren.«
    Alsbald warf die Königin die freudige Miene von sich, die sie als Hilfsmittel gegen die muthmaßlichen Gemüthsbewegungen bei dieser Zusammenkunft angenommen hatte.
    »Sie gehen!« rief sie.
    »Ja, Eure Majestät.«
    »Sie ... auch!«
    Philipp verbeugte sich und erwiderte:
    »Meine Schwester hat schon den Kummer gehabt, Eure Majestät zu verlassen; ich, ich war der Königin noch weit unnützer, und ich gehe.«
    Die Königin setzte sich ganz unruhig bei dem Gedanken, daß Andree ihren lebenslänglichen Abschied am Tage nach einem Zusammensein bei Louis verlangt hatte, wo Herrn von Charny das erste Anzeichen des Gefühles, das man für ihn hegte, zu Theil geworden war.
    »Seltsam!« murmelte sie träumerisch, und sie fügte kein Wort mehr bei.
    Philipp blieb wie eine marmorne Bildsäule stehen und wartete auf die Geberde, die ihn entlassen

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