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Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 3 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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hat er also geliebt! ... mich liebt er, wie ich ihn liebte?«
    Die Königin wich leichenbleich und zitternd mit einem dumpfen Seufzer zurück; sie war nahe daran, vernichtet in einen Lehnstuhl zu fallen, während die wahnsinnige Andree ihre Kniee, ihr Kleid küßte und abwechselnd ihre Hände mit Thränen befeuchtete und mit glühenden Küssen versengte.
    »Wann gehen wir?« sagte sie endlich, als sie auf die erstickten Schreie und die Seufzer Worte folgen lassen konnte.
    »Kommen Sie,« murmelte die Königin, welche ihr Leben entfliehen fühlte und ihre Ehre retten wollte, ehe sie starb.
    Sie stand auf, stützte sich auf Andree, deren brennende Lippen ihre eiskalten Wangen suchten, und während das Mädchen Anstalten zu ihrer Abreise traf, sprach die unglückliche Fürstin, die Frau, welche das Leben und die Ehre von dreißig Millionen Unterthanen besaß, unter Schluchzen:
    »Mein Gott! ist es nun genug der Leiden für ein einziges Herz!«
    »Und dennoch muß ich Dir danken, mein Gott!« fügte sie bei; »denn Du rettest meine Kinder vor der Schande, Du gibst mir das Recht, unter meinem königlichen Mantel zu sterben! ...«
     

LXXXIII.
Worin es sich erklärt, warum der Baron fett wurde.
    Während die Königin über das Schicksal des Fräuleins von Taverney in Saint-Denis entschied, beschleunigte Philipp, auf den Tod betrübt über Alles was er erfahren und entdeckt hatte, die Vorkehrungen zu seiner Abreise.
    Ein Soldat, der in der Welt umherzulaufen gewohnt ist, braucht nie lange, um zu packen und seinen Reisemantel anzuziehen. Aber Philipp hatte mächtigere Beweggründe, als jeder Andere, um sich rasch von Versailles zu entfernen; er wollte nicht Zeuge der wahrscheinlichen und nahe bevorstehenden Schande der Königin, seiner einzigen Leidenschaft, sein.
    Man sah ihn daher eifriger als je beschäftigt, seine Pferde satteln zu lassen, seine Gewehre zu laden, in einem Mantelsack das Vertrauteste zusammenzuhäufen, was er besaß, um das Leben der Gewohnheit fortzuführen, und als er dieß Alles beendigt, ließ er Herrn von Taverney, Vater, melden, er habe mit ihm zu sprechen.
    Der kleine Greis kam von Versailles zurück; er schüttelte nach besten Kräften seine mageren Waden, die einen rundlichen Bauch trugen. Der Baron wurde seit drei bis vier Monaten fett, was ihm einen Stolz verlieh, der sich leicht begreifen läßt, wenn man bedenkt, daß die große Rundung des Leibes bei ihm das Merkmal einer vollkommenen Zufriedenheit sein mußte.
    Die vollkommene Zufriedenheit Taverney's ist ein Wort, das mancherlei Sinn in sich schließt.
    Der Baron kam also ganz heiter von seiner Promenade nach dem Schloß zurück. Er hatte am Abend seinen Theil an dem Scandal des Tages genommen. Er hatte Herrn von Breteuil gegen Herrn von Rohan zugelächelt; Herrn von Soubise und Herrn von Guémenée gegen Herrn von Breteuil; Herrn von Provence gegen die Königin; Herrn von Artois gegen Herrn von Provence; er hatte hundert Personen gegen hundert zugelächelt, und nicht einer einzigen
für
Jemand. Er hatte seine Vorräthe an Bosheiten und kleinen Schändlichkeiten eingesammelt und kehrte ganz glücklich mit dem vollen Korbe zurück.
    Als er von seinem Bedienten erfuhr, sein Sohn wünsche ihn zu sprechen, durchschritt er, statt auf Philipps Besuch zu warten, einen ganzen Ruheplatz, um den Reisenden aufzusuchen.
    Er trat, ohne sich melden zu lassen, in das Zimmer ein, das von jener Unordnung voll war, welche einer Abreise vorhergeht.
    Philipp erwartete keine Ausbrüche von Empfindsamkeit, wenn sein Vater seine Abreise erfahren würde, aber er erwartete auch keine allzu große Gleichgültigkeit. In der That, Andree hatte schon das väterliche Haus verlassen, das war eine Existenz weniger, die er quälen konnte; der Baron mußte die Leere fühlen, und wenn diese Leere durch die Abwesenheit des letzten Märtyrers vollständig gemacht wurde, konnte der Baron, den Kindern ähnlich, denen man ihren Hund und ihren Vogel nimmt, wohl wimmern, und wäre es nur aus Selbstsucht.
    Aber Philipp war sehr erstaunt, als er den Baron mit einem jubelnden Gelächter ausrufen hörte:
    »Ah! mein Gott! er reist ...«
    Philipp hielt inne und schaute seinen Vater ganz verwundert an.
    »Ich war dessen sicher,« fuhr der Baron fort!, »ich hätte darauf gewettet. Gut gespielt, Philipp, gut gespielt.«
    »Wie beliebt, mein Herr,« sagte der junge Mann, »ich bitte, was ist gut gespielt?«
    Der Greis trällerte auf einem Beine hüpfend und seinen zunehmenden Bauch mit

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