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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Einäugigen auf mich, der ist gefährlich. Sie, Herr, kümmern sich um die beiden anderen. Das ist doch redlich geteilt.«
    Aber der Japaner irrte. Niemand attackierte die Parlamentäre. Unten krachten Schüsse.
    Fandorin drehte sich um und sah, dass aus dem steilen Berghang, wie im Märchen, nacheinander Männer aufs Plateau sprangen. Es mochten ein Dutzend sein. Die Gesichter waren von schwarzen Tüchern verhüllt.
    Im Laufen schießend, rannten sie auf Melvin Scott zu.
    Auf die falschen »Celestianer« achteten die Räuber nicht, hatten deren Verkleidung wohl durchschaut.
    Der Pink sprang auf, zog beide Revolver und konnte sogar noch ein paarmal schießen, doch dann stürzte er vornüber zu Boden. Einige der Männer gingen zu ihm. Einer hielt sich die durchschossene Schulter.
    Selbst hier oben war zu hören, wie wütend er Flüche hervorsprudelte. Er trat den Daliegenden mit dem Fuß und feuerte eineganze Trommel auf ihn leer. Zwei andere packten den Toten an den Füßen und zerrten ihn zum Abgrund.
    Derweil waren die Siedler, nachdem sie die nutzlosen Hüte und Knüppel weggeworfen hatten, Hals über Kopf davongelaufen in Richtung des Pfades. Ihre Flucht war von verzweifeltem Frauengekreisch begleitet. Die Banditen ballerten ihnen ein paarmal hinterher, aber wohl mehr zur Abschreckung.
    Die ganze Schlacht hatte keine halbe Minute gedauert.
    Wie sie den toten Pink in den Abgrund warfen, mochte Fandorin nicht sehen, er wandte sich ab.
    Auf ihn und Masa waren drei erhobene Läufe gerichtet. Sogar vier, denn der Einäugige hatte Revolver in beiden Händen.
    »Señores, möchten Sie lieber erschossen oder gehängt werden?«, fragte Jorge mit höhnischer Höflichkeit. »Das Erste ist zwar weniger qualvoll, aber auch die zweite Variante hat ihre Vorzüge. Bis die Jungs hier sind, machen wir die Schlingen fertig … Das bedeutet mindestens eine zusätzliche halbe Stunde Leben.«
    Der braunäugige Dick sagte: »Noch nie hab ich Gehilfen eines Marshals gehängt. Und du, Billy?«
    »Nee. Ich bin gespannt, wie sie strampeln.«
    Der Jüngere prustete schon wieder.
    Fandorin und Masa wechselten einen Blick und machten dann die gleiche Bewegung: legten die rechte Hand auf den Blechstern. »Ihr wollt sie abnehmen? In den Ruhestand gehen?«, fragte Jorge. »Zu spät, Señores.«
    Den Blauäugigen amüsierte diese Bemerkung dermaßen, dass er sich lachend vorbeugte. Damit erleichterte er Fandorin seine Aufgabe, denn mit zwei Gegnern zu kämpfen ist komplizierter als mit einem.
    »Iti-ni … san! 2 «, sang Masa.
    Der eine Stern flog gegen Dicks Stirn, der andere gegen JorgesKehle. Dann sprangen Fandorin und Masa voneinander weg zur Seite.
    Dick kam nicht zum Schuss – er griff mit beiden Händen nach der verletzten Stirn. Fandorins Berechnung erwies sich als richtig. Zwar waren die Ränder der Sterne scharf geschliffen (nicht umsonst hatte Masa sich so lange mit den Blechdingern abgegeben), aber eine Arterie war mit dieser Waffe nicht zu zerschneiden, sie war ja nicht aus Stahl. Doch den Gegner für einen Moment betäuben, das ging, wenn der Wurf kräftig genug war.
    Jorge hingegen, wenn auch mit angekratzter Kehle, feuerte mit beiden Revolvern. Es war also durchaus sinnvoll gewesen, zur Seite zu springen.
    Dem Japaner helfen konnte Fandorin jetzt nicht, er hatte selber genug Sorgen. Erstens musste er den jungen Lacher ausschalten. Der hatte sich wieder aufgerichtet, riss die himmelblauen Augen auf und hatte den Finger am Abzug. Aber mit einem blitzschnellen Sprung war Fandorin bei dem Banditen und traf ihn mit der Handkante unterm Ohr. Das reichte.
    Dick verschmierte das strömende Blut im Gesicht, fletschte die Zähne und riss die Waffe hoch. Der Kugel wich Fandorin mit einem Ruck zur Seite aus, dann verhinderte er, dass der Gegner ein zweites Mal abdrückte. Die »Falkenkralle« ist ein grausamer Griff, den man nur im äußersten Falle anwenden darf. Die gespreizten Finger stoßen in das Gesicht des Gegners, sodass mit einem Schlag fünf lebenswichtige Punkte angegriffen werden: die Nasenwurzel, beide Augen und die Nervenzentren unterhalb der Jochbeine. Der Tod tritt auf der Stelle ein.
    Nun konnte Fandorin auch dem Japaner helfen. Aber Masa bedurfte dessen gar nicht. Mit einem kehligen Schrei brachte er den Einäugigen zu Fall, indem er sich ihm gegen die Beine warf. Dann richtete er sich auf und stieß ihm die eiserne Faust genau gegen das Herz, sodass die Rippen knirschten.
    »Der Schurke hat mich in den Oberschenkel

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