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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Dennoch würde ich an Ihrer Stelle ein bisschen raffinierter vorgehen.«
    Ashlean warf den Kopf zurück und lachte schallend.
    »In den Beziehungen zwischen Frau und Mann ist Raffinesse sinnlos. Sie schadet nur. Meinst du, ich verstelle mich? Ich locke dich an, um dir meine Zähne in die Gurgel zu schlagen?«
    »So etwa. Noch vor wenigen Minuten haben Sie mich mit einem anderen Gesichtsausdruck angesehen. Ehrlich gesagt, zum Hassen haben Sie mehr Talent als zum Verführen.«
    Das stimmte keineswegs. Während er diese höchst vernünftigen Worte sprach, trat er immer näher, als zöge ihn ein unsichtbarer, doch fester Faden zu ihr hin.
    Sie lief ihm entgegen, ohne die sieghaft glänzenden Augen vonihm abzuwenden, blickte nun aber nicht mehr von oben herab, sondern von unten herauf.
    »Ja, vor wenigen Minuten habe ich dich verachtet und Ted Rattler geliebt. Jetzt ist es umgekehrt. Er ist getürmt wie der letzte Feigling. Er ist schwächer als du. Einen solchen Bräutigam kann ich nicht gebrauchen. Ich will dich!«
    Verdammt, sie meint es ja wirklich so, begriff Fandorin. Er fühlte sich geschmeichelt und zugleich eingeschüchtert.
    »Heirate mich«, sagte das kühne Fräulein und griff nach seiner Hand. »Einen Besseren als dich finde ich sowieso nicht. Und du wirst auf der ganzen Welt keine wie mich finden. Sieh mich nur richtig an, aber nicht mit den Augen des Verstandes, sondern mit denen des Herzens. Ich bin die Frau, die du brauchst. Jeder Tag deines Lebens wird ein Kampf und ein Fest sein. Mit mir wirst du dich niemals langweilen. Und was für Kinder wir haben werden! Jungen wie Löwen, Mädchen wie Panther!«
    Die Amerikaner sind wirklich Meister der Reklame, sie verstehen eine Ware an den Mann zu bringen, versuchte Fandorin noch zu ironisieren, aber um seine Sache stand es schlecht. Zum Beispiel hätte er gern, schon aus Selbsterhaltungstrieb, die Augen abgewandt, doch das war unmöglich. Ihr Blick hielt ihn fest und entließ ihn nicht aus der smaragdgrünen Gefangenschaft.
    Je länger, je schlimmer.
    Miss Callaghan stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn rasch auf den Mundwinkel, als ob sie einem Mustang ein Brandmal aufdrückte. Fandorin jedenfalls fühlte sich versengt.
    Wirklich, was sollte man davon halten, eine Frau zu haben, die Löwen und Panther zur Welt bringt? Er sah sich als Raubtierdresseur, der jeden Tag den Käfig betritt, in den Händen eine Peitsche und ein Stück rohes Fleisch.
    »Neben allem anderen bin ich auch noch eine sehr vermögende Braut«, gurrte die Verführerin. »Dreihunderttausend Mitgift!«
    »Mir wären schon zehn recht. Mehr ist dein T-Tal nicht wert«, antwortete er ein wenig heiser und dachte, dass solch ein Mädchen überhaupt keine Mitgift brauchte.
    Sie wandte sich heftig ab.
    »Dafür ist mir kein Bräutigam recht, dem zehntausend recht wären! Such dir aus: ich und dreihunderttausend, oder geh zum Teufel!«
    Fandorin übernahm die Rolle des Dresseurs und knallte mit der imaginären Peitsche.
    »Such du dir aus: ich und ein ehrliches Geschäft, oder geh du zum T-Teufel!«
    Die Löwin stürzte sich knurrend (nicht im bildlichen Sinne, sondern richtig knurrend) auf ihn, um ihm die Krallen ins Gesicht zu schlagen – er bekam gerade noch ihre Handgelenke zu fassen.
    Miss Callaghan wand sich in seinen starken Armen, sie wollte dem Beleidiger das Knie in den Unterleib rammen und setzte schon zum Stoß an, aber der blieb aus. Das schlanke Bein hob sich langsam, bis der Seidenrock spannte, und umfing Fandorin von hinten.
    Noch nie hatte ein Fräulein im Seidenrock Fandorin so behandelt. Vor Überraschung lockerte er die Finger.
    Ashlean nutzte die zurückgewonnene Freiheit, umarmte ihn heftig und saugte sich an seinen Lippen fest – ob das ein Kuss war oder ein Biss, ließ sich nicht ergründen, aber auf jeden Fall floss Blut. Dieser Beigeschmack verlieh der Liebkosung erst die richtige Schärfe.
    »Nein?«, flüsterte sie und ließ für einen Moment los.
    »Nein«, antwortete er. »Ehrlich oder gar nicht.«
    »Idiot!«
    Es folgte ein neuer Kuss, noch ungestümer und länger als der erste.
    Dann machte sie eine Pause, um Luft zu schnappen.
    »Nicht übel«, sagte sie. »Einen Trottel will ich nicht zum Mann, aber für einen
One-Night-Stand
bist du geeignet.«
    Fandorin begriff nicht gleich, was das bedeutete, doch als er es erriet, sah er zur Uhr.
    Fünf nach zehn. Star und Cork Callaghan wollen sich um drei treffen. Das konnte er schaffen – dank dem

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