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Das Halsband des Leoparden

Das Halsband des Leoparden

Titel: Das Halsband des Leoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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üble Vorahnung vor einer Stunde, als ich noch nichts von der Höllenmaschine wusste, und fröstelte.

    III

    Des Essarts brachte die Pferde vorm Pferdestall zum Stehen, einem hübschen Anbau, einer Art verkleinerter Kopie des Haupthauses – mit Türmchen und Greifen an den Dachecken.
    »Monsieur Bosquot!«, rief der Schlossherr mit dünner Stimme. »Monsieur Bosquot!«
    Und noch etwas Fragendes, das ich nicht verstand, denn meine Französischkenntnisse lassen zu wünschen übrig.
    In einem Fenster im ersten Stock, wo offenbar Wohnräume lagen, erschien ein dürrer Mann. Vor dem dunklen Hintergrund hinter der Fensterscheibe erkannte ich nur die Ecke einer Hemdbrust mit schwarzer Krawatte und einen übermäßig großen Kopf – nein, es waren lange, nach allen Seiten abstehende Haare. Die Silhouette des Verwalters erinnerte mich an eine Pusteblume.
    »Quelqu’ un a appelé?« 2 , rief der Schlossherr (das verstand ich.) Bosquot schüttelte den Kopf, seine üppige Haarpracht wippte.
    Dann zeigte Des Essarts auf uns.
    »Monsieur Sherlock Holmes! Docteur Watson!«
    »Sie sind gekommen, nun wird alles gut«, übersetzte mir Holmes halblaut das Weitere. »Bleiben Sie am Apparat.«
    Bosquot nickte seinem Herrn zu, verbeugte sich vor uns und verschwand. Die ganze Zeit über sagte er nicht ein Wort.
    »Das ist die Bedingung dieses Halunken«, erklärte Des Essarts, und wir fuhren wieder los. »Jemand muss ständig in der Nähe des Telefons bleiben. Bei mir ist alles auf dem neuesten Stand der Technik. Zwischen der Wohnung des Verwalters und dem Haus gibt es eine Telefonverbindung. Eine Kurbeldrehung, und es klingelt. Ich weiß gar nicht, was ich ohne Bosquot machen würde.«
    Die Kalesche hielt vor dem Haupteingang, der in einem hübschen spitzwinkligen Turm lag.
    Nun konnte ich das Schloss aus der Nähe betrachten und stellte fest, dass das Gebäude gar nicht so alt war, sondern nur Altes imitierte.
    »Im Stil Ludwigs XIII.«, bemerkte Holmes, ein ausgezeichneter Kenner der Architektur. »War in den vierziger Jahren in Frankreich sehr populär, unter dem Einfluss der Musketier-Romane.«
    »Ja, mein Papa schwärmte für Alexandre Dumas«, bestätigte der Schlossherr.
    Ich hatte mich bereits an die Eigenarten von Monsieur Des Essarts gewöhnt und wunderte mich nicht über das kindliche Wort »Papa«, das so wenig zum Alter und zum grauen Haar unseres Klienten passte.
    In der eichengetäfelten Diele betätigte er stolz einen großen Porzellanschalter, und helles Licht flammte auf.
    »Ich habe eine großartige elektrische Beleuchtung«, erklärte Des Essarts stolz. »Schauen Sie: noch eine Schalterdrehung, und alle Lampen im gesamten Erdgeschoss brennen.«
    »Aber es ist noch gar nicht dunkel«, sagte ich.
    Mit offenkundigem Bedauern löschte der Schlossherr das Licht wieder und führte uns durch eine Flucht kalter Räume voller klobiger antiker Möbel.
    In einem großen Saal, in dem Gott sei Dank ein Kamin brannte,setzten wir uns an einen langen Tisch. Unter einem großen weißen Tuch zeichneten sich die Umrisse von Flaschen und Schalen ab.
    »Nun denn. Jetzt werde ich Ihnen die ganze schreckliche Geschichte ausführlich erzählen, mit allen Details«, versprach Des Essarts. »Ich weiß, für Ihre Arbeit sind Details das Wichtigste. Ich beginne bei meinem verstorbenen Papa …«
    Da diese Einleitung nicht sehr spannend klang, gestattete ich mir eine kleine Ablenkung und schaute mich um.
    Der Raum war recht interessant. Nach den Anrichten und dem langen Tisch zu urteilen, diente er als Speisesaal. Auf sämtlichen Flächen – dem Kaminsims, den Kommoden und separaten Tischchen – standen Modelle von Segelschiffen, einige von beeindruckender Größe. An den Wänden hingen Ahnenporträts. Eines davon weckte meine besondere Aufmerksamkeit.
    Das Bild zeigte einen verwegenen Kapitän mit langer Lockenperücke und einem Fernglas in der Hand. Hinter ihm blähten sich weiße Segel und stieg Pulverqualm auf. Der Maler hatte sich sichtlich bemüht, dem stupsnasigen, wilden Gesicht des Seemanns edle Züge zu verleihen, es aber nicht recht vermocht.
    »Da hängt das Porträt von Papa«, sagte indessen der Schlossherr. »Nein, Doktor, Sie sehen in die falsche Richtung! Das ist Jean-François, unser Urahn, einer der kühnsten und edelsten Kapitäne des Sonnenkönigs. Er brachte eine ganze Truhe voller Schmuck aus der Südsee mit und kaufte dieses Anwesen. Papa ist der Dritte von rechts.«
    Ich lenkte den Blick in die angegebene

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