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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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brauchte fast zwei Monate, bis er jeden der drei allein erwischt hatte. Eines Abends, kurz bevor es dunkel wurde, folgte er Orville Buckman bis zu Banners Laden. Er blieb hinter einem Baum stehen und beobachtete, wie Orville den Laden verließ, eine Limo trank und gerade den letzten Rest eines Little-Debbie-Gebäcks aß. Orville kam an ihm vorbei und hatte die Flasche gerade für den nächsten Schluck angesetzt, als Arvin ihm den Weg verstellte. Er hieb mit der flachen Hand auf den Boden der Pepsiflasche, sodass es Orville den Flaschenhals in den Mund trieb und ihm zwei seiner verrotteten Vorderzähne ausschlug. Bis Orville merkte, was vor sich ging, war der Kampf schon so gut wie vorbei; der nächste Schlag pustete ihm die Lichter aus. Eine Stunde später wachte er mit einem Papiersack über dem Kopf im Straßengraben auf und würgte an seinem eigenen Blut.
    Ein paar Wochen darauf fuhr Arvin mit Earskells altem Ford zum Basketballspiel der Coal Creek Highschool. Sie spielten gegen das Team aus Millersburg, da war die Bude immer voll. Arvin saß im Wagen, rauchte Camels und beobachtete die Eingangstür, bis Tommy Matson auftauchte. Es nieselte, ein kalter, dunkler Freitagabend Anfang November. Matson hielt sich für den größten Schürzenjäger der Schule und prahlte damit, wie er während der Spiele irgendwelche Muschis aufriss, während deren idiotische Freunde in der Halle einem Gummiball hinterherhechelten. Als Arvin kurz vor der Halbzeit eine weitere Kippe aus dem Fenster schnippte, sah er sein nächstes Angriffsziel mit dem Arm um eine junge Schülerin namens Susie Cox gelegt zu der Reihe von Schulbussen gehen, die am anderen Ende des Parkplatzes aufgereiht standen. Arvin stieg aus, griff nach einem Montiereisen und folgte ihnen. Er sah, wie Matson die Hintertür eines der gelben Busse öffnete und Susie hineinhalf. Arvin wartete ein paar Minuten, dann drehte er die Türhebel und ließ die Tür mit einem Knarzen aufschwingen. »Was war das?« fragte das Mädchen.
    »Nichts«, erwiderte Matson. »Ich hab wohl die Tür nicht ganz zugemacht. Jetzt komm schon, Süße, runter mit dem Schlüpfer.«
    »Erst wenn du die Tür zumachst«, beharrte sie.
    »Verdammt noch mal«, maulte Matson und erhob sich von ihr. »Hoffentlich bist du das auch wert.« Er kam den schmalen Gang entlang und hielt sich die Hose mit einer Hand hoch.
    Als er sich hinauslehnte, um den Hebel zu packen und die Tür zuzuziehen, holte Arvin mit dem Eisen aus und traf Matsons Kniescheibe; er stürzte aus dem Bus. »Scheiße!« brüllte Matson, als er hart mit der Schulter voran im Kies landete. Arvin holte erneut aus und brach ihm zwei Rippen, dann trat er ihn, bis Matson nicht mehr versuchte, aufzustehen. Arvin holte eine Papiertüte aus der Jacke und kniete sich neben den stöhnenden Jungen. Er packte Matson an den lockigen Haaren und zog den Kopf hoch. Das Mädchen im Bus gab keinen Pieps von sich.
    Am darauffolgenden Montag kam Gene Dinwoodie in der Schulcafeteria auf Arvin zu und sagte: »Ich möchte doch mal sehen, wie du versuchst, mir einen Sack über den Kopf zu ziehen, du Arschloch.«
    Arvin saß mit Mary Jane Turner an einem Tisch, sie war neu an der Schule. Ihr Vater war in Coal Creek aufgewachsen und hatte fünfzehn Jahre bei der Handelsmarine verbracht, bevor er nach Hause zurückkehrte und sein Erbe beanspruchte, eine heruntergekommene Farm an einer Hügelflanke, die ihm sein Großvater hinterlassen hatte. Das rothaarige Mädchen konnte schweinisch fluchen wie ein Seemann, wenn Gelegenheit dazu war, und Arvin mochte das sehr, vor allem, wenn sie dabei herumknutschten; er wusste selbst nicht, warum. »Verzieh dich, du Pisser«, sagte sie und starrte den großen Kerl, der über ihnen stand, wütend an. Arvin lächelte.
    Gene kümmerte sich nicht um das Mädchen und sagte: »Russell, wenn ich mit dir fertig bin, mach ich vielleicht mit deiner kleinen Freundin eine hübsche Spazierfahrt. Sie ist zwar keine Schönheit, aber ich muss zugeben, sie ist nicht so schlimm wie deine Schwester, die aussieht wie eine Ratte.« Er stand mit geballten Fäusten über dem Tisch und wartete nur darauf, dass Arvin aufsprang und zuschlug; doch dann machte er ein ziemlich dummes Gesicht, als Arvin stattdessen die Augen schloss und die Hände faltete. »Du willst mich verarschen.« Gene sah sich im vollen Speisesaal um. Der Sportlehrer, ein kräftiger Mann mit rotem Bart, der als Nebenerwerb an den Wochenenden in Huntington und Charleston Wrestling machte,

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