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Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels

Titel: Das Handwerk des Teufels - Pollock, D: Handwerk des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Ray Pollock
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gekauft, einem einarmigen Schwarzbrenner aus Hungry Holler, und Arvin trank noch immer davon. Der Wind war beißend kalt, doch der Whiskey wärmte ihn. Er hörte, wie Earskell drinnen im Schlaf stöhnte und murmelte. Bei gutem Wetter schlief der alte Mann in einem zugigen Anbau, den er an die Rückseite des Hauses seiner Schwester genagelt hatte, als er vor ein paar Jahren eingezogen war, doch wenn es draußen kalt wurde, legte er sich neben dem Ofen auf eine Matratze, die er sich aus kratzigen, selbstgewebten Decken gemacht hatte; die Decken stanken nach Kerosin und Mottenkugeln. Am Fuß des Hügels stand in der Parkbucht neben Earskells Ford Arvins wertvollster Besitz, ein blauer 54er Chevy Bel Air mit ordentlich Spiel im Getriebe. Er hatte vier Jahre gebraucht und alle Arbeiten angenommen, die er nur kriegen konnte – Brennholz hacken, Zäune ziehen, Äpfel pflücken, Schweine füttern –, bis er genügend Geld beisammenhatte, um sich einen Wagen zu kaufen.
    Früher am Tag hatte er Lenora zum Friedhof gefahren, um das Grab ihrer Mutter zu besuchen. Arvin hätte das niemals zugegeben, aber der einzige Grund, warum er mit ihr zum Friedhof fuhr, war die Hoffnung, in ihr würde irgendeine verschüttete Erinnerung an ihren Dad oder an den Krüppel wieder hochkommen, mit dem er unterwegs gewesen war. Ihn faszinierte das Rätsel um ihr Verschwinden. Zwar schienen Emma und viele andere in Greenbrier County davon überzeugt zu sein, dass die beiden noch lebten, doch Arvin konnte sich nur schwer vorstellen, dass zwei Mistkerle, die so verrückt waren, wie Roy und Theodore es angeblich gewesen waren, sich einfach in Luft auflösten und man nie wieder etwas von ihnen hörte. Wenn das so einfach war, dann würden das erheblich mehr Menschen tun, dachte er. Viele Male schon hatte er sich gewünscht, sein Vater hätte diesen Weg eingeschlagen.
    »Findest du es nicht komisch, dass wir beide Waisen sind und im selben Haus wohnen?« hatte Lenora gefragt, als sie den Friedhof betraten. Sie legte ihre Bibel auf einen Grabstein, löste die Schleife ihrer Haube ein wenig und schob sie nach hinten. »Irgendwie ist es so, als sei das alles nur passiert, damit wir uns begegnen.« Lenora stand neben dem Grab ihrer Mutter und schaute auf den viereckigen Stein, der flach im Boden lag: HELEN HATTON LAFERTY 1926–1948. In die beiden oberen Ecken war jeweils ein kleiner geflügelter, aber gesichtsloser Engel gemeißelt. Arvin hatte sich ein wenig Spucke zwischen die Zähne geschoben und betrachtete die Überreste der letztjährigen Blumen auf den anderen Gräbern, die Grasbüschel und den rostigen Drahtzaun, der den Friedhof umgab. Es war ihm unbehaglich, wenn Lenora so redete, und seit sie sechzehn geworden war, redete sie immer häufiger so. Sie waren zwar keine Blutsverwandten, aber es berührte ihn überaus peinlich, in ihr etwas anderes zu sehen als eine Schwester. Es war ihm zwar klar, dass die Chancen nicht sonderlich gut standen, doch hoffte er inständig, sie würde einen Freund finden, bevor sie noch etwas wirklich Dummes sagte.
    Er wankte ein wenig, als er vom Rand der Veranda zu Earskells Schaukelstuhl ging und sich hinsetzte. Er dachte an seine Eltern, und plötzlich schnürte sich ihm die Kehle zu. Er mochte Whiskey, doch manchmal bescherte er ihm eine tiefe Traurigkeit, die erst der Schlaf auslöschte. Ihm war nach Weinen zumute, stattdessen hob er die Flasche hoch und trank noch einen Schluck. Irgendwo jenseits der nächsten Anhöhe bellte ein Hund, und seine Gedanken wanderten zu Jack, dem armen, harmlosen Hund, den sein Vater getötet hatte, nur um noch mehr Blut zu opfern. Das war einer der schlimmsten Tage in jenem Sommer gewesen, zumindest in seiner Erinnerung, fast so schlimm wie die Nacht, in der seine Mutter starb. Bald, so nahm sich Arvin vor, bald würde er zu dem Gebetsbaum zurückkehren und nachschauen, ob die Hundeknochen noch immer da waren. Er wollte ihn richtig begraben, um wiedergutzumachen, was sein wahnsinniger Vater angerichtet hatte. Er würde Jack nie vergessen, schwor er sich, und wenn er hundert Jahre alt würde.
    Manchmal fragte er sich, ob er nicht eifersüchtig war, weil Lenoras Vater vielleicht noch lebte, während seiner tot war. Er hatte all die vergilbten Zeitungsberichte gelesen und sogar den Wald durchkämmt, in dem Helens Leiche gefunden worden war, in der Hoffnung, irgendeinen Beweis dafür zu finden, dass sich alle irrten: eine flache Senke mit zwei Skeletten, die aus der Erde

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