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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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dem Heft seines Schwertes auf die linke Brust. Er verneigte sich wortlos, während Blut von der gesenkten Klinge auf die Erde tropfte.
    »Das war eine scheußliche Pflicht, mein Freund«, sagte der König. »Hab Dank für deine Treue und Ergebenheit. Ich werde das nicht vergessen.«
    Gero blickte auf, und ein eigentümlich entspanntes Lächeln umspielte seinen Mund, verlieh ihm einen grausamen Zug. »Es gibt nichts, was man mit einem Schwert vollbringen kann, das ich für Euch nicht täte, mein König. Und ich wünschte, Ihr würdet mir erlauben, die Bälger auch noch zum Teufel zu jagen. Aus niedlichen kleinen Slawenkindern werden im Handumdrehen große Eidbrecher und Verräter.«
    »Nein«, sagte Prinz Otto kategorisch, ehe sein Vater antworten konnte. »Die Kinder bleiben am Leben.«
    Tugomir sah ihn zum ersten Mal an. Der Prinz war so bleich, dass selbst der blonde Bartschatten dunkel auf seinen Wangen wirkte, aber seine Miene war unmöglich zu deuten.
    »Ich verstehe deine Bedenken, Otto«, erwiderte Gero. »Aber …«
    »Sie sind jung genug, um sie zu bekehren und im wahren Glauben zu erziehen«, fiel Otto ihm ins Wort. »Sie werden lernen, zu gehorchen, und wenn sie ein wenig größer sind, werden sie brauchbare Sklaven abgeben.«
    Da hast du dein gütiges Herz, Schwester , dachte Tugomir.
    »Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, widersprach Gero. »Jedes Mitgefühl an dieses Geschmeiß ist verschwendet. In ihren Herzen ist nichts als Verrat und Feigheit.«
    » Feigheit? «, fragte Tugomir scharf. »Willst du sagen, wir sind Menschen von der Sorte, die unbewaffnete Gefangene und ihre Frauen abschlachten würden?«
    Gero wandte den Kopf und betrachtete ihn, sein Blick distanziert und eine Spur angewidert. Es war das erste Mal, dass sie Auge in Auge standen.
    Gero war ein sächsischer Grafensohn, hatte Tugomir herausgefunden, und mit Mitte zwanzig bereits einer der vertrautesten Kommandanten des Königs. Schon vor dem heutigen Tag hatte Tugomir gewusst, dass Gero ein unbarmherziger Soldat war – so furchtlos und gleichgültig gegenüber seinen Feinden wie die Stahlklinge, die er führte. Nun, das waren die Sachsen letztlich alle, wusste der junge Hevellerprinz. Nichts anderes erwartete er oder wollte er auch nur von ihnen. Und auch die slawischen Krieger waren so, wenn die Lage es erforderte – er selbst war keine Ausnahme. Der Krieg war nun einmal ein grausames Geschäft. Was Tugomir indessen in diesem gut aussehenden Gesicht mit den bernsteinfarbenen Augen und dem scheinbar unbeschwerten Lächeln entdeckte, hätte er nicht einmal einem Sachsen zugetraut: ein unverhohlenes Frohlocken. Gero hatte in vollen Zügen genossen, was er eben getan hatte.
    Er trat gemächlich einen Schritt auf Tugomir zu, packte ihn beim Schopf und hielt ihm sein bluttriefendes Schwert vor die Augen. »Hier, du Stück Scheiße. Siehst du das? Siehst du mein Schwert mit dem Blut all deiner slawischen Brüder und Schwestern? Das wirst du jetzt küssen, weil du unaufgefordert das Wort an mich gerichtet hast. Na los.«
    Tugomir wandte das Gesicht ab, obwohl Geros Faust an seinen Haaren zerrte, als wolle er sie allesamt ausreißen. Halb verdeckt von den Wächtern entdeckte Tugomir in der vorderen Reihe der Waisenkinder einen vielleicht zehnjährigen Jungen mit zerzaustem Blondschopf, Schlamm auf der Wange und einem blutigen Kratzer auf der Stirn, der aufmerksam beobachtete, was hier geschah.
    »Wird’s bald?«, knurrte Gero.
    Der Knabe dort drüben hielt ein wesentlich kleineres Mädchen an der Hand, zweifellos seine Schwester, aber er beachtete sie nicht, wenngleich sie bitterlich weinte, sondern hatte nur Augen für Tugomir. Tu irgendwas , sagte sein Blick. Unsere Welt ist gerade in Stücke gegangen, und du bist der einzige Erwachsene, der noch übrig ist. Du bist Priester. Also tu irgendetwas und rette uns .
    Aber Tugomir wusste, dass er das nicht konnte. Welche Schrecken diesen Kindern auch immer bevorstehen mochten, er würde es nicht verhindern können, sondern tatenlos zuschauen müssen. So wie eben, als Gero ihre Eltern abgeschlachtet hatte. Er wolle einen Zeugen, hatte der König gesagt. Das war die Rolle, die die Götter Tugomir zugedacht hatten, um ihn dafür zu strafen, dass er Anno getötet hatte, statt auf sein Gewissen zu hören und sich zu verweigern. Er sollte der Zeuge der Schändung seines Volkes sein. Und als ihm das aufging, verlor er den letzten Rest Mut, an den er sich in den vergangenen Wochen

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