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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Lasttieres. Tugomirs edles Pferd schnaubte und schüttelte die gewellte Mähne, weil der Geruch von Blut und Eingeweiden es nervös machte, aber das stämmige Maultier blieb die Ruhe selbst.
    Semela klopfte ihm den Hals. »Du bist ein Bursche nach meinem Geschmack«, verriet er ihm. »Kein verzärteltes Prinzlein.«
    Slawomir stemmte die Hände in die Seiten und betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Du bist ein seltsamer Krieger, den es nicht nach einem edlen Ross wie diesem hier verlangt, mein Sohn.«
    »Ich bin überhaupt kein Krieger«, klärte Semela ihn auf. »Erst war ich der Sohn eines Fischhändlers, dann war ich ein Sklave, und heute versuche ich, ein Heiler zu sein. Aber kein Krieger.«
    »Warum nicht?«, fragte Slawomir amüsiert und saß auf. »Das eine schließt das andere doch nicht aus.«
    Semela folgte seinem Beispiel, den Zügel des Maultiers in der Linken. »Es hat sich nie ergeben. Und es hat mich auch nie dazu gedrängt.«
    Tugomir schwang sich in den Sattel seines geliebten Schimmels. »Widukind erzählt mir, du lernst lesen? Wenn du nicht aufpasst, macht er noch einen Priester aus dir.«
    Semela hob grinsend die Schultern. »Wer weiß. ›Alle Priester fühlen sich berufen, hinter dem Thron ihres Fürsten zu stehen und ihm einzuflüstern, was er tun soll‹, hast du einmal gesagt. Ich glaube, das könnte mir gefallen.«
    »Das will ich mir lieber gar nicht vorstellen …«, raunte Tugomir seinem Pferd zu.
    Sie machten sich auf den Rückweg. Der Wald hallte vom vielstimmigen Gesang der Vögel, die den neuen Tag begrüßten, und die Morgensonne überzog die Braun- und Grüntöne mit einem mattgoldenen Glanz.
    Als die Jäger ans Ufer der Havel zurückkamen, überquerten sie den Fluss mit zwei Flößen und führten die Pferde durch das weit geöffnete Tor in die Vorburg.
    Auch die Brandenburg war inzwischen längst erwacht. Ein paar Langschläfer saßen noch beim Frühstück, doch die meisten Männer waren längst in ihren Werkstätten oder draußen vor den Burgtoren bei der Arbeit, während die Frauen sich vor ihren Hütten zu schaffen machten, Körbe flochten, nähten oder spannen und die Kinder hüteten.
    Bei einer von ihnen hielt Tugomir an. »Schick mir gegen Mittag einen deiner Söhne, Mila. Ich habe einen jungen Hirsch für euch.«
    Sie nickte. »Ist gut.«
    Mila war vor einer Woche verwitwet. Ihr Mann war sternhagelvoll zum Fischen auf die Havel hinausgefahren, über Bord gefallen und ertrunken. Nun stand Mila allein da mit einem halben Dutzend Kindern, von denen keines alt genug für schwere Arbeit war. Also oblag es dem Fürsten, sie zu versorgen. Mila bedankte sich nicht, und ihr Dank hätte ihn auch befremdet, denn er gab ihr nur, was ihr zustand. Ganz anders als bei den Sachsen, gab es bei den Hevellern keine Bettler.
    Die Jäger brachten ihre Beute in die Hauptburg, wo wie so oft eine Zuschauerschar zusammenströmte, um die Verarbeitung der erlegten Tiere zu begutachten und wortreich zu kommentieren.
    Mit einem Beil trennte Semela die Läufe vom Rumpf und erntete für seine sauberen Schläge beifälliges Gemurmel. Dann breitete sich gespannte Stille aus, während Tugomir die beiden Tiere häutete. Kein einziger Fehlschnitt unterlief ihm, und die Hirschfelle blieben intakt.
    »Gut gemacht, Fürst«, lobte Bogumil, der Gerber, während er die blutigen Häute in zwei große Weidenkörbe legte. »Was soll es werden, Leder oder Fell?«
    »Frag meine Frau«, bat Tugomir, denn die Verwaltung solcher Bestände oblag der Fürstin, und sie wusste besser als er, was sie brauchten. »Wo ist sie überhaupt?« Er schaute sich suchend um, als müsse Alveradis wie aufs Stichwort vor der Halle erscheinen. Doch das tat sie nicht.
    »Ich habe sie heute noch nicht gesehen, Fürst«, sagte Rada gedämpft, die in seiner Nähe stand.
    Tugomir wechselte einen Blick mit ihr und nickte.
    So schnell es möglich war, ohne unwillkommene Neugier zu erregen, ging er zu ihrer Kammer, doch seine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Alveradis lag nicht fiebernd und halb besinnungslos im Bett, sondern saß draußen neben der offenen Tür auf einer kleinen Bank und studierte einen Brief.
    Als sie ihren Mann kommen sah, ließ sie den Pergamentbogen lächelnd in den Schoß sinken. »Wie war die Jagd?«
    Er beugte sich zu ihr hinunter, küsste sie und ergab sich einen Augenblick dem herrlichen Gefühl der Erleichterung, dass sie nicht krank war. Ihre Lippen schmeckten nach Brombeeren. »Einträglich«, antwortete

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