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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Slawomirs Stimme klang grimmig. »Sie kam mir immer in die Quere. Ich wurde übergangen, und ein dummer, feiger Bengel wurde Fürst, weil das Gesetz es vorschreibt. Weil die Götter es angeblich so wollen. Tuglo hat nicht versäumt, das zu betonen, denn natürlich wollte er durch Dragomir über die Heveller herrschen. Was ja auch geschah – zum Schaden des Volkes. Dann kamst du und hast den Bengel erledigt, und was passiert? Hält auch nur irgendwer inne, ehe sie dich zum Fürsten machen? Weist auch nur einer meiner Tempelbrüder darauf hin, dass du die Götter verraten hast oder dass deine Mutter eine verfluchte Hure war und ihr schlechtes Blut in deinen Söhnen weiterwirken könnte? Dass ich die bessere Wahl sein könnte? Nein. Das Gesetz der Erbfolge wog mehr als alle Bedenken.«
    »Und ich dachte, es war ein Gottesurteil …« Tugomirs Beine begannen zu zucken. Er spürte nichts von den Muskelkrämpfen. Er konnte sie nur sehen.
    »Wie dem auch sei. Deine Herrschaft ist vorüber. Und ich werde es sein, der dir auf den Fürstenthron folgt.«
    »Mein Sohn …«
    »Wird heute sterben, genau wie du.«
    Tugomir schloss die Augen. Wann würden die Lider den Dienst versagen?, fragte er sich. Er mobilisierte seine letzten Reserven, wollte seine Zunge mit der Macht seines Willens zwingen, zu gehorchen. Aber es war schwierig. Er bekam kaum noch genug Luft zum Sprechen. »Slawomir … tu das nicht. Ich bitte dich …«
    »Das kannst du dir sparen.«
    »Das Blut deiner eigenen Sippe …«
    Slawomir lachte leise. »Oh, es wird nicht meine Hand sein, von der der Junge stirbt. Oder du. Weder ich noch irgendein anderer Heveller würde wagen, Hand an dich zu legen, denn alle wissen, dass die Götter dich lieben – warum, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben. Es war nicht genug Schierling in deinem Met, um dich zu töten. Ich hatte nie so großes Interesse an den Heilkünsten wie du, weißt du, aber auch ich habe dies oder jenes vom alten Dobromir gelernt. Ich war sehr vorsichtig mit der Dosis. Ich wollte dich nur unschädlich machen. Gleich wirst du einschlafen.«
    Tugomir fürchtete, sein Onkel hatte recht. Seine Sinne begannen zu schwinden. Doch er kämpfte dagegen an. Die Furcht um das Leben seines Sohnes gab ihm Kraft, und er suchte nach einem Argument, das Slawomir von diesem Irrsinn abbringen konnte. »König Otto wird nicht … tatenlos zuschauen.«
    »Sein Nachfolger hingegen schon. Dein geliebter König Otto wird das Osterfest so wenig überleben wie du die Tagundnachtgleiche. Und sein Bruder hat keine Einwände gegen einen neuen Fürsten auf der Brandenburg.«
    »Slawomir …« Henning wird dich verraten , wollte Tugomir sagen, aber er brachte es nicht mehr heraus. Ohne sein Zutun krümmte sich sein Körper zusammen, und jetzt zuckten nicht nur seine Beine, sondern die Arme ebenso.
    Die Krämpfe hielten lange an. Oder zumindest kam es ihm so vor. Als sie endlich verebbten, hob er langsam den Kopf.
    »Es wird jetzt nicht mehr lange dauern, Tugomir«, versprach sein Onkel lächelnd. »Aber ehe du davonschwebst, sollst du noch erfahren, wer es sein wird, der dich heute Nacht über den Großen Fluss schickt.«
    Er ging zur hinteren Kammer, öffnete die Tür und winkte.
    Eine hagere Gestalt folgte ihm in den Hauptraum und trat auf Tugomir zu.
    Der Fürst konnte nur noch verschwommen sehen und erkannte den Neuankömmling erst, als der sich über ihn beugte. Er fragte sich, ob er Trugbilder sah – auch das konnte Schierling bewirken –, aber für den Fall, dass seine Augen ihn nicht täuschten, sagte er das Einzige, was ihn und die Seinen vielleicht noch retten konnte: »Sie wollen den König ermorden.«
    Gero verzog das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze, die vielleicht ein Lächeln sein sollte. »Du erwartest nicht im Ernst, dass ich auch nur ein Wort glaube, das du faselst, oder?«
    Dann trat er Tugomir ungehemmt gegen die Schläfe und erlöste ihn von seinem Entsetzen.
    Allmählich kam er zu sich, viel langsamer als beim Erwachen aus dem Schlaf. Er war desorientiert, und sein Kopf hämmerte.
    Er erinnerte sich an nichts, aber er wusste, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Es war dunkel. Halb saß, halb lag er mit den Händen auf dem Rücken im Gras, spürte Tau an den nackten Füßen. Irgendwie musste er die Schuhe verloren haben. Sein Oberkörper war zur Seite gesunken. Er richtete sich auf, und augenblicklich begannen seine Schultern zu schmerzen, doch erst als er aufzustehen versuchte,

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