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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Hotel aus- und bei Ben eingezogen. Seine Wohnung liegt in Baron’s Court, etwa acht Stopps mit der Tube von Covent Garden weg, über einem Waschsalon. Es riecht da wirklich gut, nach Waschpulver, aber die Wohnung ist wahnsinnig klein, zwei Schlafzimmer, eine winzige Küche und ein ziemlich kleines Wohnzimmer. Ben sagt, die Wohnung gehört seiner Tante, und sie vermietet sie ihm günstig, und dass er wirklich Glück hat, weil so eine Wohnung normalerweise ein Vermögen kosten würde. Aber, ehrlich gesagt, ist das hier alles eher Durchschnitt und vor allem ziemlich eng. Zach wohnt nämlich auch hier, sein Zeug war in dem anderen Schlafzimmer, aber Ben hat gesagt, dass Zach ins Wohnzimmer verbannt wird, auf das Sofa, und ich das Schlafzimmer haben kann. Keine Ahnung, wie Zach das finden wird. Er war noch nicht da. Er gibt heute mal wieder seinen Lebenslauf bei allen Agenturen ab, sagt Ben.
    Ich war heute bei zwei Auditions. Schweigen wir darüber. Na schön, ich erzähle es. Es war furchtbar. Ich wusste innerhalb von Sekunden, dass sie mich nicht nehmen würden. Ich war viel zu unruhig und habe den Takt nicht hinbekommen und habe die Töne nicht getroffen, und eine zweite Chance haben sie mir nicht gegeben. Immerhin war ein Mensch so nett, mir zu erklären, dass es bei den Auditions nach dem ersten Eindruck geht, denn wenn man es in dem Moment unter diesem Druck nicht schafft, woher soll dann das Vertrauen kommen, dass man es am großen Abend schafft?
    Nach der zweiten Audition – noch schlimmer als die erste – habe ich mir erst einmal gut zugeredet. Ich habe so getan, als ob ich bei meiner Therapeutin wäre und sie mich motivieren würde. Normalerweise stelle ich mir vor, dass mich Mum und Dad wieder aufrichten und mir sagen, dass ich mir keine Sorgen machen soll, dass alles gut wird, dass der Tag kommen wird, an dem dieser Alptraum vorüber ist, aber das geht im Moment natürlich nicht, weil ich nicht mit ihnen rede. Weil ich versuche, auf eigenen Beinen zu stehen. Also habe ich mir vorgestellt, dass mich meine Therapeutin fragt, wie es mir geht und was mir im Moment am meisten Sorgen macht. Und die Antwort war: »Geld.« Oder vielmehr: »Kein Geld.« Und da hat meine imaginäre Therapeutin gefragt: »Wie wäre es mit einem Job?«
    Also bin ich nach den Auditions in jedes Restaurant und jedes Café im näheren Umkreis von Bens Wohnung gegangen, doch ich hatte nirgendwo Glück. Ich bin sogar zu einer Zeitarbeitsagentur gegangen, aber ich habe ja keine Qualifikationen. Ich kann zwar tippen, aber wohl nicht schnell genug, und außerdem sind im Moment nicht viele Stellen frei.
    Ich habe nur noch sechzig Pfund. Nachdem ich mein Geld gezählt hatte, hätte ich beinahe meinen Stolz überwunden und Mum und Dad doch angerufen und angefleht, mir Geld zu schicken, aber irgendetwas hat mich davon abgehalten. Mir war bewusst geworden, dass ich immer noch wahnsinnig wütend bin. Dann ist mir die Idee gekommen, dass ich doch nach Hause fliegen und bei Freunden wohnen könnte, und nicht bei Mum und Dad, solange ich noch sauer bin und sie sich nicht entschuldigt haben. Also habe ich die Fluggesellschaft angerufen und war so lange in der Warteschleife, dass ich schon Angst hatte, mein Akku würde leer, und als ich dann endlich jemanden am Apparat hatte, habe ich gehört, dass es hundert Pfund kosten würde, das Ticket umzubuchen! Das ist doch unglaublich, selbst wenn ich das Geld hätte. Was ich nicht habe. Also kann ich auch noch nicht nach Hause. Ist vielleicht auch gut so, die im Fernsehstudio hätten sowieso nur über mich gelacht. »Hallo, Jess, du bist schon wieder da? Wir haben doch eben erst deine Abschiedsparty gefeiert.« Und ich weiß auch, was die in meiner Tanzklasse gesagt hätten. »Wow, Jess, willkommen zu Hause. Deine Karriere am West End war ja sensationell! Sie war wie lang, eine Woche?«
    Was soll ich bloß tun??? Ich werde einen kleinen Spaziergang machen. Vielleicht geht es mir dann besser. Ich werde so tun, als hätte ich Geld, und schaue in ein paar Klamottenläden.
    Es ist drei Stunden später. Ich sitze in einem Café in der Nähe der Oxford Street und versuche, mich möglichst lang an meinem Tee festzuhalten, aber die Kellnerin wirft mir schon regelrechte Killerblicke zu, und dabei stammt sie aus A USTRALIEN . Da kann man doch erwarten, dass sie netter wäre. Aber vielleicht kommt sie ja auch aus Neuseeland. Ich sitze erst seit einer Stunde hier, und es sind jede Menge Tische frei, keine Ahnung also,

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