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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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was die Frau für ein Problem hat. Ich habe wirklich große Angst. Wenn ich hier doch irgendjemanden kennen würde außer Ben. Ich weiß, dass Ella hier ist. Bei ihrem Onkel Lucas. Aber das kann ich mir aus dem Kopf schlagen.
    Ben hat gesagt, dass er heute spät nach Hause kommt. Ich will nicht allein mit Zach in der Wohnung hocken, und darum habe ich gesagt, dass ich auch erst um neun Uhr kommen würde. Ich muss also noch fünf Stunden überbrücken. Ich würde ja ins Kino gehen, aber das kostet Geld, das ich nicht habe.
    Dann gehe ich lieber noch ein bisschen spazieren. Es ist echt kalt hier. Was ich in Melbourne für einen warmen Mantel gehalten habe, nützt in London wenig. Hoffentlich wird mir beim Laufen warm.
    Wieder eine Stunde später. Jetzt bin ich in einem Café in Paddington. Ich hatte nicht vorgehabt, in diese Gegend zu kommen, wirklich nicht. Aber mir ist draußen so kalt geworden, dass ich in den nächstbesten Bus gestiegen bin, und da habe ich erst gesehen, wohin er fährt. Ich weiß nicht einmal, wo Ellas Onkel lebt. Ich hatte die Adresse nie. Und Mum kann ich nicht fragen. Und selbst wenn ich die Adresse hätte, was würde mir das nützen?
    Charlie hat die Adresse sicher.
    Aber er wird sie mir nicht geben. Ella hat ihm das bestimmt verboten.
    Ich kann ihn ja trotzdem fragen. Vielleicht gibt er sie mir doch.
    Nein. Sicher nicht.
    Das Café liegt ganz in der Nähe einer großen Straße, Baywatch Road oder so. Ich wusste gar nicht, dass Paddington so nahe am Hyde Park liegt, aber vielleicht sind es auch die Kensington Gardens. Keine Ahnung, wo der eine anfängt und der andere aufhört. Die Häuser hier in der Gegend sind wirklich schön. Groß und alle weiß gestrichen. Ich habe an einem Haus eine blaue Tafel gesehen, auf der stand, dass der Autor von Peter Pan in diesem Haus gelebt hat. Ich habe in meinem Online-Führer nachgesehen, die Stadt ist wohl voll mit Tafeln zu all den berühmten Leuten, die hier mal gelebt haben. Wenn es wärmer wäre, könnte ich ein bisschen rumlaufen und mir ein paar ansehen, aber andererseits, wozu? Man kommt ja doch nicht in die Häuser.
    London ist so groß. Ich wünschte wirklich, ich würde irgendjemanden hier kennen, der mir die Stadt ein bisschen zeigen könnte, nur für ein paar Tage.
    Jetzt sieht mich der Kellner HIER auch schon so böse an. Was haben die Leute denn? Ich nehme doch niemandem den Platz weg. Dann gehe ich eben zur Paddington Station. Da sind jede Menge Cafés.
    Jetzt bin ich am Bahnhof. Auf dem Weg bin ich durch eine lange Straße gekommen, an vielen dieser großen weißen Häuser vorbei, und in einige konnte man hineinsehen, weil in den Wohnzimmern Licht war, und da haben Leute gesessen und ferngesehen und sich das Abendessen gemacht, all diese glücklichen Menschen in ihrem sicheren wundervollen Heim, und da war es echt vorbei. Ich musste furchtbar weinen, als ich da vorbeigekommen bin.
    Heute ist wirklich ein ganz besonders schrecklicher Tag. Es sind immer noch zwei Stunden, bis Ben Feierabend hat, und ich hatte solchen Hunger, dass ich mir eine Banane gekauft habe, mehr Geld wollte ich nicht ausgeben, wer weiß, wie lange ich mit dem Rest noch auskommen muss. Ich bin unterwegs in jedes Café, jedes Hotel und Restaurant gegangen, aber niemand hatte einen Job für mich. Ich war sogar bei zwei Friseuren und habe gefragt, ob sie jemanden brauchen, der die Haare wegfegt oder sich als Haarmodell zur Verfügung stellt, doch überall heißt es, Nein. Keine Ahnung, wie lange ich das Geld noch strecken kann.
    Ich fasse es noch immer nicht, dass mir Mum und Dad nichts von der Show gesagt haben. Hat sich Mum deshalb Botox spritzen lassen? Weil sie sich durch mich bedroht fühlt?
    Jetzt ist es acht. Ich sitze noch immer in der Paddington Station, in einem Café in einer Art Einkaufszone. Nur noch eine halbe Stunde, dann kann ich endlich zu Ben. Ich habe in meiner Handtasche ein U-Bahnticket gefunden, und Gott sie Dank hatte ich mir gleich bei meiner Ankunft eine Monatskarte gekauft, dann kann ich die benutzen und muss nicht an meine letzten Pfund. Also fahre ich mit der Tube zu Ben. Ich muss zwar umsteigen, aber ich glaube, das bekomme ich hin. Hier sind überall Tauben, obwohl der Bahnhof überdacht ist. Das ist echt eklig. Eklig ist auch, wie viel die Leute auf ihren Tellern lassen. Wenn ich so richtig, richtig Hunger hätte, ich wüsste, was ich täte. Ich würde hier an diesem Café warten, bis jemand geht und ein halbes Sandwich oder fast den ganzen

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