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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ich, wie es Jess ergeht. Weil mich nur fünf Sekunden davon getrennt haben, es selbst zu erleben.«
    Hinter uns klingelte das Telefon. Keiner reagierte. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Ein Klient bat um eine zusätzliche Stunde für sein Kind.
    Danach war es wieder still. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlte. Fassungslos. Erschöpft.
    »Lucas …«
    Er hob die Hand. »Lass uns hier eine Pause machen, Ella. Das war für uns alle ein schwieriger Morgen.«
    »Etwas muss ich dir aber sagen. Jess ist in London.«
    »Ich weiß. Charlie hat es mir erzählt.«
    »Charlie weiß Bescheid? Und hat mir nichts gesagt?«
    Lucas gab keine Antwort. Das war auch nicht nötig. Ich hatte Charlie ausdrücklich ermahnt, dass ich nichts von Jess oder Aidan hören wollte.
    »Lucas, ist Aidan …«
    Er wartete.
    »Hat Aidan …« Ich brachte es nicht über die Lippen. Hat Aidan jemanden kennengelernt?
    »Hat Aidan Trost gefunden? Ist das die Frage?«
    Ich nickte.
    »Aidan ist am Boden zerstört. Soweit ich das beurteilen kann, besteht sein Leben aus Arbeit und Schuldgefühlen.«
    »Warum hat er mir geschrieben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hat er jemanden kennengelernt? Will er die Scheidung? Hat er mir deshalb geschrieben?«
    »Ich weiß es nicht, Ella. Er ist dein Mann. Frag ihn selbst. Lies den Brief. Jetzt. Bitte.«
    Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich den Brief in diesem Moment aus der Tasche geholt und vor Lucas’ Augen gelesen. Doch der Brief lag in meinem Notizbuch, und das lag bei Henrietta auf dem Tisch.
    Als Lucas das erfuhr, lachte er aus vollem Halse. Ich war fassungslos.
    »Das ist nicht komisch, Lucas.«
    »Ist es wohl, Ella. Ist es wohl.« Er griff nach seinem Mantel und setzte sich die Brille auf. »Na komm. Zieh den Mantel wieder an.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Wohin wohl? Zu Dr. und Mrs Samson. Wohin sonst?«

Kapitel 36
    Von: Charlie Baum
    An: Walter Baum
    Betreff: Jess
    Dad, ich bin am Logan Airport. Habe den letzten Platz in der frühen Maschine bekommen. Komme am späten Nachmittag in London – dortiger Zeit – an und gehe gleich zu Jess’ Hotel. Ich rufe von da aus an. Es ist sicher alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.
    Von: Charlie Baum
    An: Lucy Baum
    Betreff: Danke
    Bin an Bord, muss jetzt das Handy ausschalten. Ich rufe von London aus an, sobald es geht, hoffentlich mit guten Nachrichten. Ich danke dir. Für alles. Und danke bitte deinem Boss von mir, für deine freien Tage. Ich komme zurück, so schnell es geht.
    Bitte gib den Kindern einen Gutenachtkuss von mir. Und einen Gutenmorgenkuss.
    Ich liebe dich, Lucy.
    C xx

Kapitel 37
    Auf der Bayswater Road hielten wir ein Taxi an. »Das ist keine gute Idee, Lucas.«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee.«
    »Die werden uns umbringen.«
    »Das dürfen sie nicht, Ella. Das wäre illegal. Vor wem hast du solche Angst? Vor Henrietta oder ihrem Mann?«
    »Vor beiden.«
    »Dazu gibt es keinen Grund. Vergiss nicht, ich kenne Henrietta, seit sie achtzehn ist. Wir haben uns gleich am ersten Tag an der Uni kennengelernt. Und Claude kenne ich, seit er zwanzig ist. Er war damals schon recht farblos, und das hat sich nicht geändert. Sag nichts – das Buchprojekt, es geht um seine Familie?«
    »Ja, seinen Vater und …«
    »Seinen Großvater, der die Medizin dieses Landes revolutioniert hat, bla, bla, bla? Davon faselt er, seit ich ihn kenne. Ich könnte das Buch inzwischen selbst schreiben, so oft habe ich mir die Geschichten anhören müssen. Seine Vorfahren sind der Ruin vieler wunderbarer Dinnerpartys.«
    »Du verkehrst mit ihm?«
    »Aber selbstverständlich. Er ist einer meiner ältesten Freunde. Wie gesagt, recht farblos, aber ausgesprochen angenehme Gesellschaft, wenn es einem gelingt, das Thema Familie und Kricket zu vermeiden. Er ist vor allem sehr belesen. Das ist einer der Gründe, warum er und Henrietta es so lang miteinander ausgehalten haben.«
    »Weil sie gern über Bücher diskutieren?«
    »Nein, weil sie beide gern lesen. Und dann nicht miteinander reden müssen.«
    »Lucas, ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    »Ich will versuchen, es dir zu erklären, Ella. Henrietta ist in vieler Hinsicht wundervoll, aber sie hat eine unglückselige Schwäche für die schönen Dinge des Lebens. Gutes Essen, teurer Wein, exklusive Ferien. Das ist einer der Gründe, warum sie Claude nie verlassen wollte. Ich könnte ihr so etwas nicht bieten.«
    In der Art hatte sie sich auch mir gegenüber geäußert.
    »Einmal hat sie das Wochenende bei

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