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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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mir verbracht, als er verreist war, vermutlich zu einer grässlichen Familien-Konferenz, bei der sich Tausende in Geschichten über Großonkel Sylvester ergehen oder so. Ich kann mir nichts Schrecklicheres vorstellen. Jedenfalls, Henrietta war bei mir geblieben. Und, Ella, ich hatte immer geglaubt, du wärst obsessiv, wenn es ums Putzen geht. Aber sie ist noch viel schlimmer. Ich hatte mir ein Wochenende im Bett erträumt …«
    »Lucas …«
    »Ella, ist dir das etwa peinlich? Das ist ja süß. Ich habe die wilden Sechziger erlebt, vergiss das nicht.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe sogar Drogen genommen.«
    »Das will ich gar nicht hören.« Ich scherzte nur halb.
    Er lächelte. »Ich habe natürlich nicht inhaliert. Oder doch? Ich kann mich nicht erinnern. Wahrscheinlich war ich zu betrunken. Tatsache aber ist, Henrietta weigerte sich an diesem Wochenende, mit mir zu schlafen. Das Bett war ihr zu klein, der Dachboden zu bedrückend. Wir sind ein Stockwerk tiefer gezogen. Da störten sie die Spinnweben. Ich habe die Spinnweben entfernt. Dann waren ihr die Laken nicht sauber genug. Also habe ich die Laken gewechselt. Es war, als hätte man Klementine aus der Werbung zu Besuch. Wir haben ausschließlich über Haushaltsführung diskutiert. Am Ende mussten wir in ein Hotel gehen. Und Henrietta hat beschlossen, nur noch bei mir zu übernachten, wenn sie eigene Laken mitbringen darf.« Er lachte wieder. »Sie kommt jedes Mal mit neuen Laken, direkt aus dem Geschäft. Sie muss im Laufe der Jahre ein Vermögen für Bettwäsche ausgegeben haben.« Er beugte sich vor. »Ah, da sind wir ja.«
    Ich erstarrte.
    »Keine Angst, Ella. Das sind auch nur Menschen. Alte Menschen noch dazu.«
    Wir stiegen aus. Ich wich zurück, als Lucas auf den Knopf der Sprechanlage drückte. Eine männliche Stimme erklang. »Haut ab.«
    »Jetzt mach schon auf, Claude. Du hast heute eine Fox verjagt. Mit zweien klappt das nicht.«
    »Du hast doch genügend Unheil angerichtet …«
    »Und ich richte noch mehr an, wenn du nicht sofort aufmachst.«
    Es summte. Das Tor ging auf. Lucas betrat die Vordertreppe.
    Ich fasste ihn am Ärmel. »Die Vordertür ist frisch gestrichen. Wir müssen an der Seite reingehen.«
    »Durch den Dienstboteneingang? Wie passend.« Er öffnete die Tür und rief: »Henrietta? Claude? Liegt ihr irgendwo in eurem Blut, oder sitzt ihr bei einem morgendlichen Gin Tonic?«
    »Ich habe dir doch eben am Telefon gesagt, dass ich dich nie wiedersehen will, Lucas.«
    Ich fuhr herum. Das war Henriettas Stimme. Aber woher kam sie?
    »Ach ja, richtig«, rief Lucas zurück. »Das muss mir entfallen sein. In den Wintergarten also?«
    Die Tür, die Lucas nun öffnete, hatte ich vorhin nicht bemerkt. Sie führte in einen großen, traditionellen Wintergarten voller Pflanzen. Vor der Rückwand stand ein Glastisch mit vier Stühlen. Dort saßen Claude und Henrietta mit einem Drink. Es war noch nicht einmal Mittagszeit.
    »Also, wer entschuldigt sich zuerst bei Ella?«, fragte Lucas. »Henrietta? Claude? Oder sollen wir in alphabetischer Reihenfolge vorgehen?«
    »Verpiss dich, Fox«, sagte Dr. Samson. Es klang milde.
    Ich traute meinen Ohren nicht. Kein Geschrei? Keine Wut? Keine Rede mehr von Scheidung?
    »Nett, dass du fragst, ja, wir hätten auch gern was zu trinken«, erwiderte Lucas. »Aber eigentlich sind wir hier, um zu holen, was Ella vorhin liegen lassen hat, als ihr beide sie so grob verjagt habt.«
    Henrietta verdrehte die Augen. »Wir haben sie nicht verjagt. Glaub mir, Lucas, sie hat von selbst die Flucht ergriffen.«
    »Dann steht dein Wort gegen ihres. Wir werden wohl die Videos der Sicherheitskamera zurate ziehen müssen. Also, ihr Notizbuch? Habt ihr es gesehen?«
    »Es dürfte wohl noch oben liegen«, sagte Henrietta. »An seinem Platz.«
    Ich ergriff zum ersten Mal das Wort. »Darf ich …«
    »Selbstverständlich, Ella«, gab mir Lucas die Erlaubnis. »Du findest dich zurecht? Ich warte hier.«
    Ich rannte die Treppe hinauf. Da, auf dem Tisch, war mein Notizbuch. Noch immer an der gleichen Stelle aufgeschlagen. Ich schaute rasch nach. Aidans Brief war ebenfalls noch da. Ich zählte innerlich bis zwanzig und ging zurück nach unten.
    Inzwischen hatte Lucas Platz genommen. Alles wirkte sehr gesellig, geradezu freundschaftlich. »Alles okay, Ella?«
    Ich nickte. Ich brauchte Gewissheit. »Lucas, ist alles in Ordnung? Ich habe doch nicht alles ruiniert?«
    Dr. Samson antwortete an Lucas’ Stelle. »Es ist

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