Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)
gemacht, und Charlie hat auf die Uhr gesehen, und ich habe gefragt: »Kommt Ella bald zurück?« Sie wussten es angeblich nicht, nur, dass sie sich mit jemandem treffen wollte und sie nicht wussten, wie lang das dauern würde. Und als ich gefragt habe: »Wen denn?«, haben sie sich angesehen, und dann hat Charlie gesagt: »Aidan. Aidan ist in London.« Und ich habe sofort gesagt: »Ich will ihn auch sehen. Geht das?«
Und Charlie hat gesagt: »Lieber nicht, Jess. Ich glaube, wir sollten die beiden erst einmal in Ruhe lassen.« Und als ich darüber nachgedacht habe, ist mir aufgegangen, dass er recht hat. Ich bin mir nicht sicher, weil Mum nicht mehr darüber spricht, aber ich glaube, dass Ella und Aidan nicht mehr miteinander geredet haben, seit Ella ihn verlassen hat. Es ist schön, dass sie wieder miteinander reden. Ich hoffe, dass sie wieder zusammenkommen. Sie waren das glücklichste Paar, das ich je gesehen habe. Sie haben sich so gut verstanden, ununterbrochen geredet, und wenn ich bei ihnen in Canberra war, habe ich sie ständig lachen hören – und nicht über mich. Einmal habe ich nämlich gelauscht, nur zur Sicherheit. Aidan hatte Ella eine Geschichte von seinem Job erzählt, und sie hat furchtbar lachen müssen. Ella hatte immer so ein tolles Lachen. Felix hatte das geerbt. Auch er hatte so ein tolles Lachen.
Dann ist Charlie mit mir im Taxi zu Ben gefahren, da haben wir meine Taschen geholt und sind nach Covent Garden und haben mich wieder in meinem Hotel einquartiert. Dad hatte schon seine Kreditkartendaten gemailt, die Buchung war also bestätigt, und ich weiß nicht, wieso – vielleicht war Dad ja ganz besonders nett –, aber sie haben mir eine Suite gegeben!!! Von da aus schreibe ich das alles. Ich habe also nicht nur das Himmelbett und das fantastische Badezimmer zurück, sondern auch einen kleinen Wohnbereich und sogar einen winzigen Balkon. Ich bin im vierten Stock und blicke auf eine tolle, lebhafte Straße in Covent Garden. Es ist wirklich wie im Film. Charlie und Lucas wollten mich dann erst mal in Ruhe ankommen lassen und dringend nach Hause, um für Ella da zu sein. »Habt ihr was von ihr gehört?«, habe ich gefragt, und Charlie hat gesagt: »Nein, noch nicht.« Dann hat er mir Geld gegeben (fünfhundert Pfund!!) und gesagt, ich sollte mir PRONTO ein neues Handy kaufen, damit mich Mum und Dad jederzeit erreichen können. Das habe ich getan, und als Nächstes bin ich gleich zu der Theaterkasse am Leicester Square gegangen, wo man Last-Minute-Tickets bekommt, und war, das muss ich zugeben, ein bisschen übermütig. Ich habe mir für nächsten Samstag einen Platz für The Lion King gebucht, nächsten Dienstag für Matilda und am Abend drauf dann noch für Les Misérables ! Ich werde mir in den nächsten vierzehn Tagen, so lang hat Dad mir das Hotel gebucht, so viele Musicals wie eben möglich ansehen. Ich habe mich entschieden, das hier als Studienreise und nicht als Audition-Reise zu betrachten. Dann habe ich den anderen immer noch sehr viel zu erzählen, wenn und falls ich in Melbourne wieder ans College gehe.
Wenn ich nicht davon ausgehen müsste, dass wieder so ein nächtlicher Schauspieler neben mir wohnt, würde ich singen, so glücklich bin ich. Entweder I Whistle a Happy Tune aus The King and I oder Happy Talk aus South Pacific . Keine Ahnung, vielleicht auch beide!! Siehst du jetzt, liebes Tagebuch, was ich meine – wäre der heutige Tag nicht eine großartige Szene in einem Musical????
Aber jetzt werde ich Mum und Dad erst mal eine E-Mail schreiben und ihnen ganz doll dafür danken, dass sie meine Retter und die besten und nettesten und verständnisvollsten und großzügigsten Eltern der Welt sind. Und dann schlüpfe ich in meinen weißen Bademantel und bestelle mir Essen aufs Zimmer, und hoffentlich kommt Ben damit!!
Für heute erst mal alles Liebe,
Jess xxxxoooo
Kapitel 45
Aidan hatte unsere Geschichte aufgeschrieben.
Er hatte mit unserer ersten Begegnung begonnen, als er in die Küche gekommen war und mir das Märchen von seiner italienischen Mutter erzählt hatte. Er beschrieb unser erstes Date, in jenem Sommer, in jenem Biergarten. Unseren ersten Kuss. Unser nächstes Date. Das Date danach. Und das danach. Das erste Mal, als wir zusammen geschlafen hatten.
Er beschrieb unsere Reise nach Australien. Seinen Antrag. Meinen Besuch in Irland. Unsere gemeinsamen Monate in London, lange Nächte, in denen wir mit Lucas geredet und gelacht hatten. Unseren Umzug nach
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