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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ergriff die andere das Wort, Aidan lauschte, dann sprach er. So ging es hin und her. Er arbeitete, er dolmetschte. Ich verkroch mich in meinen Sessel. Mein Herz schlug wie wild. Ich wartete darauf, dass er an die Rezeption ging und fragte, ob der Umschlag abgeholt worden war. Doch das tat er nicht. Er schaute nicht zur Rezeption, nicht durch die Lobby, nicht in meine Richtung. Er ging einfach mit seinen Begleiterinnen durch die Tür, hinaus in Richtung Auffahrt. Ein livrierter Portier hob die Hand. Ein schwarzes Taxi erschien. Sie stiegen ein. Das Taxi fuhr los.
    »Ihr Tee, Ma’am.« Die Kellnerin stellte das Tablett ab und schenkte ein. Ich bedankte mich und bat darum, die Rechnung sofort zu begleichen. Ich gab ihr ein Trinkgeld. Sie dankte mir. Dann war ich endlich allein.
    Ich hätte gern zu der Szene vor dem Aufzug zurückgespult. Ich wollte ihn noch einmal sehen. Ich wollte ein Standbild von meinem Ehemann. Das war alles viel zu schnell gegangen, doch er hatte wie immer ausgesehen. Er hatte wie Aidan ausgesehen. In einem dunklen Anzug. Das Haar noch immer schwarz. Er hatte nicht gelächelt. Er hatte ernst geblickt. Es war ein ernstes Gespräch. Ein dienstliches Gespräch. Vielleicht irrte ich mich ja, doch ich glaubte nicht, dass eine der beiden Frauen seine neue Freundin war.
    Ich wollte wissen, warum er hier war. Ich wollte alles wissen, hier und jetzt. Ich wünschte, ich hätte vorher gegoogelt, welche Konferenzen in London stattfanden, was seine Washingtoner Firma machte, geforscht, wer seine potenziellen Kunden waren, was ihn in die Stadt geführt hatte. Denn er war nicht nach London gekommen, um sich mit mir zu treffen. Es hatte sich günstig gefügt, dass auch ich hier war, dass er mir den Umschlag auf diese Weise übergeben konnte. Zivilisiert. So wie wir von nun an miteinander umgehen würden.
    Ich öffnete den Umschlag.
    Im Innern lagen keine Scheidungspapiere. Der Inhalt hatte sich wie ein Manuskript angefühlt, weil es ein Manuskript war. Ein Text von etwa hundert Seiten, zusammengehalten von zwei Gummibändern, wie jedes Manuskript, das ich je bearbeitet hatte. Ich zog willkürlich eine Seite heraus. Sie war in doppeltem Zeilenabstand beschrieben und unten nummeriert.
    Dem Text lag keine Nachricht bei. Ich schaute zur Sicherheit noch einmal in den Umschlag. Er war leer. Ich löste die Gummibänder und hob die erste, leere Seite ab. Darunter lag ein Deckblatt im typischen Layout eines professionellen Manuskripts. Titel. Autor. Datum. Anzahl der Wörter. Kontaktdaten.
    In meinen Worten
    Aidan O’Hanlon
    Februar 2012
    50.000 Wörter
    ++1 912 3997899
    Was bedeutete dieser Titel? Hatte Aidan ein Sachbuch über die Arbeit des Dolmetschers geschrieben? Einen Leitfaden für Übersetzer? Hatte er sich deshalb bei mir gemeldet? Wollte er etwa, dass ich sein Buch redigierte? Ich blickte noch einmal auf den Titel. Da kam mir ein anderer Gedanke. Wollte er mir seine Sicht der Dinge schildern?
    Ich nahm die erste Seite und begann zu lesen.

Kapitel 44
    Liebes Tagebuch,
    Ich bin’s, Jess!
    Eines Tages wird jemand ein Musical aus meinem Leben machen, und der heutige Tag wird einer der H ÖHEPUNKTE ! Ich sage nur: Action ohne Ende! Es ist wirklich wie bei dieser berühmten Geschichte – wenn irgendwo ein Schmetterling mit den Flügeln schlägt, löst er damit Hunderte Kilometer entfernt ein Ereignis aus. Dass ich Dads Kreditkarte zerschnitten habe, war der Flügelschlag, der alles in Gang gesetzt und so viele Menschen aufgeschreckt hat, aber jetzt ist alles gut, ganz ehrlich. Es könnte gar nicht besser sein!
    Ich habe mich mit Charlie getroffen UND L UCAS SO RICHTIG KENNENGELERNT . Endlich! Auf Ellas Hochzeit hatte ich ihn kaum bemerkt. Ich habe ihn gleich gefragt, ob ich ihn Onkel Lucas nennen darf, doch er hat Nein gesagt, aber nur, weil ihn niemand Onkel Lucas nennt, nicht mal Ella, nur, wenn sie ihn necken will. »Ich wünschte, du wärst mein richtiger Onkel«, habe ich gesagt. Das ist mir so rausgerutscht, ist aber wahr. Das war schon immer so. Ich war immer schon ein bisschen neidisch auf Ella und ihren Onkel in London. Er sieht noch viel besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte, mit wildem Haar und großem Pullover, also unter uns, ein bisschen durchgeknallt wirkt er schon, aber auch echt klug. Und er hat eine wundervolle Stimme. Er klingt wie Kenneth Branagh. Er klingt sogar ein bisschen wie der Captain in The Sound of Music , mit dieser tollen tiefen Stimme.
    Jedenfalls, ich fange am besten ganz

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