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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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konnte, dass meine Stimme wieder einigermaßen normal klang, nahm ich mein Handy und rief im Restaurant an. Meine Kollegin ging ans Telefon. Ich war schneller. »Mandy, hier ist Ella. Sag meinen Namen nicht. Er darf nicht wissen, dass ich es bin. Ist er noch da?«
    Ein vorsichtiges »Ja«.
    »Bitte, Mandy, hilf mir. Kannst du sprechen, ohne dass er zuhört?«
    Es gab eine Pause, dann sagte sie sehr förmlich: »Ich denke schon. Ich sehe in der Küche nach.« Einen Moment später meldete sie sich wieder mit normaler Stimme. »Ella, was geht da vor? Wer ist der Kerl? Er weigert sich zu gehen, er will unbedingt mit dir sprechen. Er behauptet, er sei dein Ehemann.«
    Ich überlegte rasch. »Blödsinn. Das ist ein Exfreund. Ich habe vor einem Jahr schon mit ihm Schluss gemacht, und seitdem stalkt er mich. Mandy, bitte sag ihm, dass ich mich krankgemeldet habe und nach Hause gegangen bin. Oder dass ich Feierabend gemacht habe und du nicht weißt, wann ich das nächste Mal ins Restaurant komme.«
    »Auf mich wirkt er gar nicht wie ein Stalker. Sondern nur sehr traurig.«
    »Bitte, Mandy. Ich mach es wieder gut.«
    Sie seufzte, dann sagte sie, sie würde mich zurückrufen, sobald er fort war.
    Das tat sie eine Stunde später. Ich wartete eine weitere Stunde, dann erst ging ich zurück. Der Geburtstagslunch war in vollem Gange. Mandy war nicht begeistert. Als wir abräumten, fabulierte ich mir eine komplizierte Geschichte zusammen. Zum Glück hatte Aidan nicht viel gesagt. So konnte ich Mandy gegenüber behaupten, dass ich mit ihm Schluss gemacht hätte, er es aber nicht akzeptieren wollte. Ich wäre drei Mal umgezogen, doch er hätte mich jedes Mal gefunden.
    »Dann ruf die Polizei, Ella. Wenn es wirklich so schlimm ist, solltest du ihn anzeigen.«
    »Das mache ich, wenn ich zu Hause bin«, erwiderte ich. Dann konnte ich mich nicht beherrschen. »Wie war er denn so?«
    »Wie, wie war er denn so?« Sie sah mich entgeistert an.
    »Ich meine, wie hat er auf dich gewirkt?«
    »Ganz ehrlich?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Umwerfend«, sagte sie mit einem plötzlichen Grinsen. »Toller Akzent. Wunderschöne Augen. Wenn du ihn nicht willst, kann ich ihn haben? Mich kann er jederzeit stalken.«
    Ich kündigte am nächsten Tag. Zwei Wochen später las ich von dem Job auf dem Weingut. Charlie erzählte ich erst, dass ich Sydney verlassen hatte, als ich schon einen Monat auf dem Weingut war. Er musste mir schwören, Aidan den Namen nicht zu verraten, nicht einmal zu erwähnen, dass ich in Westaustralien war. Schlussendlich und widerwillig, und das auch nur nach vielen energischen E-Mails meinerseits, gab Charlie nach. Es passte ihm gar nicht.
    Meiner Mutter ebenso wenig. »Du musst uns helfen, dir zu helfen, Ella, bitte«, sagte sie bei einem Anruf. »Du kannst doch nicht vor allem davonlaufen, nicht nur vor Aidan und Jess, sondern der ganzen Situation.«
    Der »ganzen Situation«? Das war keine »Situation«. Das war mein Leben. Sie verstand es nicht. Ich lief nicht davon. Wohin ich auch ging, mein Schmerz begleitete mich.
    Ihre Stimme wurde weicher. »Darling, bitte, rede mit uns. Wir müssen das gemeinsam durchstehen. Ich habe heute mit Dr. Rob gesprochen, dem Fernseh-Psychiater. Ich weiß nicht, ob du seine Sendung je gesehen hast. Er tritt jetzt in der Talkshow meines Senders auf, und da können ihn Leute mit Problemen anrufen, und er ist wirklich reizend und sachkundig … Na jedenfalls, ich habe ihm erzählt, was dir passiert ist, und er war so betroffen, so voller Mitgefühl, und er sagt, was du jetzt vor allem tun musst, ist …«
    Ich hörte es mir gar nicht an, stattdessen verabschiedete ich mich und legte auf.
    Mum ließ es natürlich nicht dabei bewenden. Sie schrieb mir auf ihrem Geschäftspapier mit dem MerryMakers- Slogan : Essen Sie, trinken Sie, und leben Sie Merry!
    Liebe Ella,
    ich bin unendlich traurig, dass Du auf meine Anrufe im Moment nicht reagierst. Mir ist bewusst, dass Du nicht hören willst, was ich Dir zu sagen habe, und ich weiß auch nicht, wie viel Du lesen wirst, also komme ich gleich zur Sache. Du bist nicht allein. Wir alle haben Felix sehr geliebt. Du hast Deinen geliebten Sohn verloren, wir haben unseren wundervollen Enkel, Jess hat ihren geliebten Neffen verloren. Und ich kann mir nicht einmal vorstellen, welchen Schmerz Aidan durchleben muss. Wir haben alle gesehen, dass er Felix vergöttert hat und dass er auch Dich vergöttert hat. Ich weiß, wie es Dir gehen muss, Ella. Aber letzte Woche war

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