Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)
Kinder werden uns für unsere geistige Unabhängigkeit und unser offenes Haus lieben …«
»Und mit all ihren Problemen zu uns kommen, in der Gewissheit, dass wir ihnen zuhören, raten, uns aber nicht einmischen werden.«
»Wir werden ihren Partnern offen begegnen, ebenso ihrer Berufswahl, ihrem Lebensstil, ihrem Haar- und Kleidungsstil«, ergänzte er.
»Wir werden auf Abruf babysitten, aber niemals eine Last oder eine Quelle schlechten Gewissens sein«, fügte ich hinzu.
»Wir werden ihnen den Gefallen tun, am gleichen Tag zu sterben, um ihnen Kosten und Mühen zu ersparen.«
»Und da wir, wenn sie um die dreißig sind, im Lotto gewinnen, werden sie sich um nichts mehr sorgen müssen, aber nur, wenn sie beruflich etabliert und bodenständig sind.«
Wir würden, darin waren wir uns einig, alles sein, was unsere Eltern nicht gewesen waren. Da bestand kein Zweifel. Dann hatten wir uns geküsst und geliebt und waren eingeschlafen. Und seit jener Nacht war, was wir dort gewispert hatten, die heimliche Blaupause für unser Leben.
Wir hatten so viele Pläne gehabt. So viele Hoffnungen und Träume. Natürlich hatten wir vieles im Scherz gesagt, doch nicht alles. Vieles hatten wir gewollt. Eine große Familie. Eine Chance nachzuholen, was an uns versäumt worden war. Wir wollten unseren Kindern ein glückliches, ein sicheres Heim bieten. Bestätigung. Liebe. Verlässliche Liebe.
Bei Felix hatten wir mit unserem großen Plan begonnen. Wir waren so gern Eltern, dass wir es bald darauf mit einem zweiten Kind versucht hatten. Wir wollten Felix unbedingt einen kleinen Bruder oder eine Schwester schenken. Wir hatten es in dem Monat, als er gestorben war, versucht. In dem Monat, der alles verändert hatte.
In dem Monat, in dem unsere Ehe geendet hatte.
Ich stand in Lucas’ Küche und zitterte. Es war nicht kalt. Ich hatte das Gefühl, ich wäre von Geistern umgeben.
Ich fragte mich, wie Aidans Besuch bei seinen Eltern verlaufen war, bei seiner schwer kranken Mutter. Sein erster Besuch seit Felix’ Tod. Ich versuchte mir Aidan mit seinem Vater vorzustellen. Ob Mr O’Hanlon Mitgefühl geäußert hatte? Ob Aidans Bruder gekommen war? Oder hatten sie es seiner Mutter überlassen, das zu sagen, was Aidan von seiner Familie hören musste?
Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich hatte mir immer eingebildet, dass ich seither keinen Kontakt zu seiner Familie gehabt hätte. Doch das stimmte nicht. Ich hatte mit Mrs O’Hanlon gesprochen. An dem Morgen, an dem ich Aidan verlassen hatte.
Der Koffer hatte bereits neben mir gestanden. Ich hatte meinen Abschiedsbrief beendet, da hatte das Telefon geklingelt. Ich hätte nicht abgehoben, wenn ich nicht gedacht hätte, dass es Charlie wäre. Er hatte immer um dieselbe Zeit angerufen. Doch es war Mrs O’Hanlon.
Es war unser erstes Gespräch, seit es passiert war. Aidan hatte seine Mutter einen Tag nach Felix’ Tod angerufen. Von unserem Schlafzimmer aus. Ich war im Wohnzimmer geblieben, mit Mum und dem Priester oder dem Bestatter. Aidan hatte gefragt, ob ich mit seiner Mutter reden wolle, doch ich konnte nicht.
Sie hatte Felix nie gesehen. Wir hatten Fotos geschickt und ihr versprochen, wenn er etwas älter wäre, würden wir mit ihm nach Irland kommen, und sie hatte Karten und Geschenke zu seinem ersten Geburtstag geschickt. Ich konnte gleich nach Felix’ Tod nicht mit ihr sprechen. Ich konnte kaum mit meiner Mutter sprechen.
Im Anschluss an meinen Besuch hatte ich Mrs O’Hanlon nur noch zwei Mal gesehen. Einmal war sie mit einer Freundin nach London gekommen, um sich ein Musical anzusehen. Wir hatten uns zum Tee getroffen. Die Begegnung war steif und trotzdem nett. Die meiste Zeit hatte ihre Freundin geredet. Und dann waren Aidan und ich an dem Wochenende, bevor wir nach Australien gezogen waren, nach Irland geflogen. Rory war ebenfalls gekommen. Es hatte sich fast nur um ihn gedreht.
Wir hatten Aidans Eltern und Bruder selbstverständlich zu unserer Hochzeit nach Canberra eingeladen, aber Mr O’Hanlon flog nicht gern, und Mrs O’Hanlon wollte ihren Mann nicht gern allein lassen. Rory hatte die Einladung angenommen. »Irgendjemand muss ja die irische Fahne hochhalten!«, hatte er gemailt. In den Wochen vor unserer Hochzeit waren zahlreiche E-Mails gekommen, in denen er uns bat, ihn im besten Hotel am Platze einzubuchen, die Namen der wichtigsten australischen Autovermietungen zu nennen, weil er die Reise von der Steuer absetzen wollte. Eine Woche vorher sagte er ab. Er hatte
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