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Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Hyde Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Abendessen. Rory bestimmte den Ort, ein Sterne-Restaurant in Knightsbridge.
    »Ich zahle«, sagte er, noch bevor wir uns gesetzt hatten. »Ihr Studenten seid doch immer klamm.«
    Er war in jeder Beziehung das Gegenteil von Aidan. Geschniegelt, teuer gekleidet und sehr laut. Er sprach mit einem affektierten amerikanischen Näseln, nicht mit Aidans weichem irischen Akzent. Er strotzte vor Selbstbewusstsein. War sexistisch. Despektierlich. Vorurteilsbeladen. Er war in jeder Beziehung der Sohn seines Vaters. Ich gab mir große Mühe, freundlich zu bleiben, doch nachdem er fünf Witze über Australier gemacht hatte, mir vier Mal ins Wort gefallen war und der Kellnerin drei Mal auf die Brust statt ins Gesicht gesehen hatte, gab ich auf. Als Rory auch noch vorschlug, mit Aidan »um die Häuser zu ziehen« – »Du findest mit der Tube nach Hause, oder, Ella?« –, war ich dankbar und erleichtert, als Aidan ablehnte, weil wir beide am nächsten Morgen früh aufstehen und arbeiten müssten.
    »Arbeit!«, lachte Rory. »So nennt ihr das!«
    »Arrivederci!«, sagte er viel zu laut, als wir uns vor dem Restaurant verabschiedeten. »Das ist doch Italienisch, oder?«
    »War er früher auch schon so?«, fragte ich Aidan auf dem Weg zur U-Bahn.
    »Schlimmer.«
    Rory aber war Mr O’Hanlons Lieblingssohn. Das war bei unserem Besuch sehr deutlich geworden, wenn es auch nicht ausgesprochen wurde. Doch es hatte im Raum gestanden. Seine Mutter liebte Aidan. Eindeutig. Aber sie wurde von ihrem Mann an die Wand gedrängt. Wie offenbar die meisten Menschen.
    »Es tut mir leid, Ella«, sagte Aidan später aus heiterem Himmel. Wir lagen im Bett. Durch den Vorhang schien ein sanftes Straßenlicht, draußen summte der Verkehr.
    »Was tut dir leid?«
    »Wie mein Bruder ist. Mein Vater. Wie ich in Irland war. Es tut mir leid, dass meine Familie nicht dem Bild der warmherzigen, gastfreundlichen, musikalischen, erzählfreudigen Iren entspricht, die du vermutlich erwartet hast.«
    Ich lachte. Ich konnte nicht anders. »Aidan, und mir tut es leid, dass meine Mutter die ganze Zeit mit dir geflirtet hat. Mir tut es leid, dass mein Stiefvater mit dir nur deutsche Verbformen diskutieren wollte. Mir tut es leid, dass meine Halbschwester eine One-Woman-Show abgezogen hat. Und mir tut besonders leid, dass du Charlie nicht kennengelernt hast. Er ist der einzig Normale in meiner Familie. Deshalb lebt er ja auch Tausende Kilometer von uns entfernt.«
    Aidan drehte sich zu mir. Seine Stimme kam so verletzlich, so leise durch die Dunkelheit: »Ich musste da weg, Ella. Nicht von meiner Mutter. Aber meinem Bruder, meinem Vater. Sie waren immer so. Bei ihnen geht es nur um Geld, Meinung, Prestige, Besitz und Status. Ich mache mir aus alldem nichts. Rory findet es unglaublich komisch, mich den ewigen Studenten zu nennen, Dad hält mich für einen Nichtsnutz, der nur um des Studierens willen studiert, und findet, dass ich reumütig nach Hause kommen und Rory um einen Job bitten sollte. Ich könnte doch am Flughafenschalter der Autovermietung arbeiten, sagt er, da wären meine Fremdsprachen wenigstens von Nutzen, bei all den auswärtigen Touristen …«
    So viel hatte er noch nie von seiner Familie erzählt. Ich erwiderte aufrichtig, wie ich empfand. Dass mir sein Bruder und sein Vater gleichgültig waren. Dass ich die Tatsache liebte, dass Sprache sein Beruf war. Dass ich ihn liebte, ihn heiraten, mit ihm leben, mein ganzes Leben mit ihm verbringen wollte und nicht mit seinem Bruder oder seinen Eltern. Ich kuschelte mich an ihn, küsste ihn und sagte, wir gründen selbst eine Familie, eine tolle, große Familie. Wir bekommen mindestens ein Dutzend Kinder, wenn nicht mehr, und werden die perfekteste, ausgeglichenste, unkaputteste Familie auf der Welt.
    Ich hörte ein leises Lachen, spürte einen Kuss auf dem Kopf. »Aber, Ella. Wir wollen doch keine Schar von Gutmensch-Kindern aufziehen, die niemals einen Fehler machen, oder?«
    »Nein, wir bekommen doch keine angepassten Spießer. Unsere Kinder werden perfekt, und wir die perfekten Eltern.«
    »Aber sicher. Ideale Eltern.«
    »Mit idealen Kindern. Entzückend, verschroben, intelligent, höflich …«
    »Die wir zehnsprachig erziehen …«
    »Und die schon in den Windeln buchstabieren können …«
    »Wir werden uns nie vor ihnen streiten …«
    »Niemals«, bekräftigte ich. »Wir werden zusammenbleiben, treulich vereint, bis wir hundert Jahre alt sind …«
    »Unsere Kinder und die vielen Freunde unserer

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