Das Haus am Lake Macquarie
stirnrunzelnd.
Sie berichtete vom Vorschlag ihrer Tante. “Was hältst du davon?”
“Ich komme gern mit – allerdings unter einer Bedingung: Jeder von uns nimmt sein eigenes Auto, damit ich nachher direkt nach Sydney zurückfahren kann.”
Überrascht stellte Celia fest, dass Luke Angst hatte, mit ihr allein zu sein. Das war ein erregender Gedanke. Und sie wusste auch, dass er sie sehr schön fand … Einer plötzlichen Eingebung folgend, erwiderte sie: “Das geht leider nicht. Während du dich angezogen hast, habe ich noch ein Glas Wein getrunken. Ich kann jetzt unmöglich selbst fahren.” Das war eine Lüge. Und sicher nicht die letzte, die ich ihm erzählen werde, dachte Celia.
Plötzlich bekam sie Angst vor ihrer eigenen Courage. Sie fragte sich, wie weit sie gehen würde, um diesen Mann zu verführen. Eine gute Freundin hatte einmal gesagt, dass in der Liebe und im Krieg jedes Mittel erlaubt sei. Celia erschrak, als ihr bewusst wurde, was sie sich gerade eingestanden hatte. Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie erschrocken sie war. Es konnte doch wohl nicht
Liebe
sein, was sie für Luke empfand? So schnell verliebte sich niemand – nur hoffnungslos romantische Frauen wie ihre Mutter.
Aber warum tat ihr, Celia, dann der Gedanke so weh, dass Luke sie verlassen und zu Isabel zurückgehen würde? Es schmerzte sie nicht nur, es brach ihr fast das Herz. War es also doch Liebe?
Ich bin genau wie Mum, stellte Celia verstört fest. Kaum tauchte der richtige Mann auf, verliebte sie sich Hals über Kopf in ihn und war bereit, alles zu tun, um ihn zu halten.
Der Schock angesichts dieser Erkenntnis wich bald einer energischen Entschlossenheit. Ich bin vielleicht in mancher Hinsicht wie meine Mutter, dachte Celia, aber ich werde mich auf gar keinen Fall so ausnutzen lassen wie sie. Ihr war jedoch bewusst, dass sie eine ganze Menge Mut aufbringen musste, um das zu bekommen, was sie wollte. Doch noch war Luke nicht verheiratet, noch nicht einmal verlobt. Und er liebte Isabel nicht. Wie hätte er sonst so schnell mit ihr, Celia, im Bett landen können?
So nüchtern und resigniert Celia auch Männern und Sex gegenüberstand – sie spürte doch, dass Luke in dieser Hinsicht eine Ausnahme war. Sein Entsetzen über das Verhalten seines Vaters war echt gewesen. Luke war grundsätzlich ein offener und ehrlicher Mensch.
Und wenn er sie schon in alten Klamotten und ohne Make-up so attraktiv gefunden hatte – was würde dann erst geschehen, wenn sie sich heute Abend besonders hübsch machte? Celia hatte immer etwas Schickes zum Ausgehen dabei, wenn sie übers Wochenende wegfuhr. Zusätzlich konnte sie ihr Haar schön frisieren. Dann noch ein bisschen Parfüm und ein schönes Schmuckstück, und schon würde Luke hin und weg sein.
“Also, bist du einverstanden?”, fragte Celia betont gelassen. Sie war fest entschlossen, diesen Mann zu erobern, der so anders war als alle Männer, die sie bisher kennen gelernt hatte.
“Na gut”, willigte er widerstrebend ein. “Es ist doch nicht weit von hier, oder?”
“Nein, nur zehn Minuten”, erwiderte sie und sagte dann zu Helen: “Wir werden zwischen sieben und halb acht bei euch sein.”
“Soll ich Jessica erzählen, dass ihr kommt?”, fragte ihre Tante.
“Nein, lieber nicht. Sie gerät sonst nur in Panik. Am besten sagst du ihr gar nichts. Und ich möchte auch nicht, dass sie Luke sieht, bevor ich mit ihr gesprochen habe. Deswegen ist es auch wichtig, dass nicht sie uns die Tür öffnet.”
“Wie du meinst”, erwiderte Helen zögernd. “Aber ist diese Geheimniskrämerei wirklich nötig?”
“Ja, als Vorsichtsmaßnahme”, versicherte Celia. “Es könnte sein, dass Mum sonst einen Schock bekommt, wenn sie Luke trifft. Er sieht genau aus wie Lionel vor zwanzig Jahren.”
8. KAPITEL
“I n welche Richtung jetzt?”, fragte Luke ein wenig schroff, als sie kurze Zeit später im Auto saßen und sich einem Verkehrskreisel näherten.
“Nach rechts”, erwiderte Celia. “Danach weiter die Straße entlang durch Morisset und über den Bahnübergang. Dann sind wir schon in Dora Creek. Es sind nur wenige Kilometer.”
Ohne ein Wort zu sagen, folgte Luke ihren Anweisungen. Ihm gefiel die Situation ganz und gar nicht. Er war sehr daran interessiert, die Frau kennen zu lernen, die seinen Vater zwanzig Jahre lang verzaubert hatte. Doch gleichzeitig wuchs sein Drang, aus der Gegenwart ihrer verführerischen Tochter zu fliehen.
Nach dem Telefongespräch mit
Weitere Kostenlose Bücher