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Das Haus am Lake Macquarie

Das Haus am Lake Macquarie

Titel: Das Haus am Lake Macquarie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Lee
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Tante Helen war Celia ins Badezimmer gegangen, “um sich ein wenig frisch zu machen”. Erst nach einer Stunde war sie wieder aufgetaucht – und hatte unbeschreiblich verführerisch ausgesehen und geduftet.
    Sie trug ein Oberteil in einem sanften rauchig-grünen Ton, der ihr ausgezeichnet stand und ihre wunderschönen Augen betonte. Dazu hatte sie einen dunklen Rock aus weich fließendem Stoff an. Er reichte ihr bis fast auf die Füße und raschelte leise beim Gehen. Das Oberteil hatte enge, dreiviertellange Ärmel und einen raffinierten tiefen Ausschnitt, der ohne einen BH fast schon kriminell gewesen wäre – und mit BH noch immer äußerst gewagt aussah. Das rotgoldene Haar war hochgesteckt. Glänzende Locken umrahmten ihr Gesicht und fielen ihr bis auf den Nacken. Das Liebesmal war nicht mehr zu sehen. Vermutlich hatte sie es überschminkt.
    Auch das Make-up war perfekt. Es betonte die zarte Haut, Augen und Mund. Vervollständigt wurde Celias Outfit durch verführerische hochhackige Sandaletten. Doch das i-Tüpfelchen waren ihre Ohrringe. Sie bestanden aus zwei großen Herzen, welche die Ohrläppchen bedeckten und von denen schmale Goldketten mit winzigen Anhängern in Herz- oder Sternform herabhingen. Bei jedem Schritt bewegten sie sich und machten ein leise klingelndes Geräusch. Wie konnten Schmuckstücke nur eine derart erotische Wirkung haben?
    Wie gebannt hatte Luke zugesehen, als Celia langsam die Treppe heruntergestiegen war. Ein übermächtiges Verlangen hatte von ihm Besitz ergriffen.
    Jetzt, als sie nebeneinander im Auto saßen, fragte er sich, ob sie sich wohl mit Absicht so verführerisch zurechtgemacht hatte. Aber warum? Wollte sie sich an ihm rächen, oder versuchte sie, ihn zu verführen? Hatte sie wirklich noch ein Glas Wein getrunken, oder war das nur ein Vorwand gewesen, um später allein mit ihm sein zu können?
    Allerdings musste er Celia zugestehen, dass sie nicht versuchte, mit ihm zu flirten. Doch das war sicher nicht ihre Art. Und nötig hat sie es auch nicht, dachte Luke. Der süße Duft ihres Parfüms umgab ihn. Es hatte eine Vanillenote – ein Duft, den er schon immer geliebt hatte.
    Luke hatte schon seit Jahren nicht mehr ein so starkes Verlangen empfunden. Es fiel ihm schwer, an etwas anderes als an Sex zu denken. War es so auch seinem Vater mit Celias Mutter ergangen? Vielleicht hatte Lionel Freeman Jessica so sehr begehrt, dass er darüber alles andere vergessen hatte – seine Ehefrau, seinen Treueschwur, seine Aufrichtigkeit. Mit Schrecken erkannte Luke, dass er im Begriff war, die Vergangenheit zu wiederholen.
    “Siehst du deiner Mutter ähnlich?”, fragte er unvermittelt.
    “Ja, sehr sogar. Das sagen zumindest die Leute, die uns beide kennen”, erwiderte Celia. “Sie ist etwas kleiner als ich – und viel hübscher, finde ich. Außerdem habe ich eine größere Kleidergröße als sie und bin viel härter im Nehmen.”
    Soll das vielleicht ein diskreter Hinweis sein?, grübelte Luke. Aber worauf? Wollte sie ihm damit sagen, dass er mit ihrer Mutter vorsichtig umgehen musste? Er beschloss, sich nicht auch noch den Kopf darüber zu zerbrechen.
    “Müssten wir nicht bald da sein?”, fragte er.
    “Ja. Gleich nach der Brücke musst du links abbiegen und dann gleich noch einmal. Danach fährst du einfach weiter die Straße entlang. Sie folgt dem Lauf des Baches. Tante Helens Haus steht in ein paar hundert Metern auf der linken Seite. Es ist ein zweistöckiges Gebäude mit zwei Garagen und einer großen Terrasse. Ich sage dir genau Bescheid, wo du anhalten musst.”
    “Tu das.”
    Wenige Minuten später erreichten sie Helens Haus. Es war genau so, wie Celia es beschrieben hatte. Das Gebäude gehörte zu einer Siedlung fast identisch aussehender Fertigbauhäuser. Mit seiner cremefarbenen Ziegelfassade und dem Giebeldach war es jedoch recht hübsch.
    Luke war Architekt, aber kein Snob. Seit der Zeit der engen, einfallslosen Dreizimmerwohnungen der Sechzigerjahre hatte es in diesem Bereich der Baubranche große Fortschritte gegeben. Außerdem wusste er, dass es sich nicht jeder leisten konnte, einen Architekten mit der Planung des persönlichen Traumhauses zu beauftragen.
    “Helens Mann arbeitet im Elektrizitätswerk des Ortes”, erzählte Celia, während sie ausstiegen und auf die Eingangstür zugingen. “Heute hat er die Schicht von vier Uhr bis Mitternacht übernommen und ist deshalb nicht zu Hause. Er und Tante Helen haben drei Söhne. Aber sie sind alle schon erwachsen

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