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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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zurück, und es geht von neuem los.
    Isabellas Herz schlägt aufgeregt. Kann sie es wagen, ihn vor der Köchin zu finden?
    Sie läuft zwischen den Bäumen hindurch, stolpert über Wurzeln, klettert durch eine Rinne. Ein tiefhängender Ast peitscht ihr ins Gesicht. Die Köchin hat Xavier wiedergefunden, vielleicht spielen sie noch eine Runde. Bitte, spielt noch eine Runde.
    Diesmal trägt der Wind die Stimme der Köchin herbei. Sie zählt bis zwanzig.
    »Eins … zwei … drei …«
    Jetzt ist Isabella in Rufweite des Jungen. Aber sie wagt nicht, sich bemerkbar zu machen. Sie nähert sich ihm so rasch wie möglich. Er hört ihre Schritte und blickt auf.
    Isabella legt den Finger auf den Mund, damit er schweigt. Sie ergreift seine Hand und drückt seine Finger so fest, dass sie sich um ihre biegen.
    »Komm schnell mit«, flüstert sie und zieht ihn mit sich in den Wald hinein. Sie führt ihn zu der Rinne und duckt sich darin, setzt ihn auf ihren Schoß.
    »Es tut mir leid«, sagt sie unter Tränen. »Es tut mir so leid. Aber du darfst niemandem sagen, dass du mich gesehen hast.«
    Als Antwort schüttelt er den Kopf. Hat er wieder aufgehört zu sprechen?
    Sie stellt ihn vor sich hin und betrachtet ihn, tastet seine Gliedmaßen ab, als könnte sie nicht glauben, dass er real ist. »Du fehlst mir so sehr. Bist du glücklich?«
    Er neigt den Kopf, als horche er auf eine Antwort, und schüttelt ihn dann langsam.
    »Ist die Köchin nett zu dir?«
    Er nickt.
    Sie nickt zurück. »Du musst jetzt gehen. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst. Und du darfst nicht verraten, dass du mich gesehen hast. Aber ich passe auf dich auf, Xavier. Und ich liebe dich noch immer.«
    Er nickt erneut. Die Stimme der Köchin im Wald: »Kind, wo bist du?«
    Er berührt einmal Isabellas Gesicht, die Augen riesig und feucht, dann rennt er davon.
    Isabella hockt zwischen dem Laub und atmet tief durch. Alles wird gut. Gewiss wird alles gut. Sobald sie Lighthouse Bay verlassen hat.

    An dem Freitag, an dem sie sich mit Abel Barrett treffen soll, hat sie den ganzen Tag Magenschmerzen. Ihre Phantasie, die ihr schon immer gern Angst eingejagt hat, lässt Abel mit der Polizei auftauchen oder abstreiten, dass sie ihm jemals einen Saphir anvertraut hat, oder gar nicht erst erscheinen. Falls irgendetwas davon geschieht, würde sie dann wirklich zu seiner Frau gehen und ihr verraten, dass er eine Affäre hat? Und würde seine Frau ihr glauben?
    Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Abel erwartet sie nach Einbruch der Dämmerung unter dem Mangobaum. Es ist ein klarer, milder Abend, und seine Zigarre riecht stark und aromatisch. Er sieht sie kommen und tritt tiefer in den Schatten.
    »Hier«, sagt er und hält ihr eine braune Papiertüte hin. »Da ist alles drin. Dein Material, das restliche Geld und die Adresse des Juweliers.«
    »Die Adresse des Juweliers?«
    »Aufgrund deines Einkaufs hat er vermutet, dass du die Brosche gemacht hast. Er möchte mehr davon sehen.« Er hält die Hände in die Höhe. »Ich will gar nichts darüber wissen.«
    Isabella späht in die Tüte, kann in der Dunkelheit aber nichts erkennen.
    »Bitte mich bloß nicht, noch etwas für dich zu erledigen. Das war‘s. Wir sind quitt.«
    »Ja. Wir sind quitt.«
    Er ist sichtlich erleichtert. »Ich kann nicht länger bleiben. Man darf mich nicht mit einer anderen Frau sehen.«
    »Wie geht es Katarina? Und dem Jungen?«, fragt Isabella rasch. »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Das weiß ich nicht. Sie sind beide weg.«
    »Weg?«
    »Für zwei oder drei Monate in Sydney. Sie will mit dem Jungen zu einem Spezialisten, damit er ihn zum Sprechen bringt.« Er drückt seine Zigarre am Baumstamm aus.
    Widerstreitende Gefühle machen sich in ihrem Herzen breit. Es wird lange dauern, bevor sie ihren Plan verwirklichen kann. Und Katarina ist mit ihm gefahren. Macht sie das zu einer liebenden Mutter, die nur das Beste für ihr Kind will? Oder will sie ihn einfach nur in Ordnung bringen lassen, weil ihr sein Anderssein peinlich ist? Vermutlich kann sich Isabella einreden, dass es Letzteres ist, aber die Zweifel haben ihre Phantasie beschmutzt.
    Abel Barrett stößt die Hände in die Hosentaschen. »Also auf Wiedersehen. Ich kenne dich nicht mehr.«
    »Keine Sorge, Sie haben mich nie gekannt.«
    Sie schaut ihm nach, als er entschlossen zurück ins Hotel stapft. Sie umklammert die braune Papiertüte und kehrt zum Leuchtturm zurück. Ihr bleiben mindestens zwei Monate, also wird sie diesmal nicht nur ein

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