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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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Schiffes und hört Mr. Harrow Befehle brüllen und denkt daran, was Meggy ihr erzählt hat. Er hat seine Frau verloren. Und hier funktioniert er einwandfrei. Sie selbst würde kein Schiff segeln können. Sie würde es in ihrer Trauer gewiss auf Grund laufen lassen. Aber während der Kapitän durch seine Aufgaben stolpert, bleibt Mr. Harrow ruhig und geschickt. Manchmal wirft sie ihm einen Blick zu, sucht nach dem Schmerz in seinem Gesicht, kann ihn aber nicht finden. Dann wird ihr klar, dass sie ebenso schlimm ist wie Meggy, und sie legt den Kopf auf die Knie und wartet und wartet, durch Zeit und Entfernung und stürmische See hindurch.
    ***
    Dann schimmert das erste graue Licht am Saum der Dunkelheit.
    Isabella bemerkt Mr. Harrow in der Kombüse. Genau wie sie sucht er nach etwas, um bis zum Mittagessen den Hunger zu vertreiben. Er kniet vor dem Schrank.
    Als sie ihm einen guten Morgen wünscht, zuckt er zusammen und stößt sich den Kopf.
    »Oh, tut mir leid.«
    »Schon gut«, sagt er und steht auf, wobei er sich den Kopf reibt. »Suchen Sie auch etwas zu essen?«
    Sie nickt. »Ich habe in der Dose hinter dem Mehl ein paar getrocknete Äpfel versteckt.«
    Er wendet sich wieder dem Schrank zu und lächelt. »Aha, sehr schlau.« Er holt die Dose heraus und versucht, den Deckel zu öffnen. »Haben Sie den selbst zugemacht?«, fragt er angestrengt.
    Sie lacht und breitet die Hände aus. »Meine Mutter hat immer gesagt, ich hätte als Junge zur Welt kommen sollen. ›Stark wie eine Ziege, wild wie eine Amsel.‹« Sie wird traurig, als sie sich an Mutters altes Sprichwort erinnert. Heute fühlt sie sich nicht mehr stark und wild.
    Er hat die Dose schließlich geöffnet und hält sie ihr hin. Sie nimmt eine Handvoll Apfelscheiben heraus. Mr. Harrow will an ihr vorbei aus der Kombüse schlüpfen, doch sie hält ihn zurück.
    »Warten Sie.« Sie betrachtet ihre Hand auf seinem Unterarm, als wäre es nicht ihre. Ihr war nicht klar, dass sie mit ihm sprechen würde, ein plötzlicher Impuls hat sie überkommen.
    Er wartet, und ein kleines Stück Zeit bindet sie erwartungsvoll aneinander.
    Dann sagt sie: »Meggy hat mir von Ihrer Frau erzählt.«
    Und da ist er: der nackte Schmerz, den sie unbedingt auf seinem Gesicht sehen wollte. Endlich hat sie jemanden gefunden, der Bescheid weiß. Zu ihrem Entsetzen kräuseln sich ihre Mundwinkel nach oben, als wollte sie lächeln. Sie wird rasch ernst.
    Doch dann ist die Verletzlichkeit in Mr. Harrows Gesicht verschwunden, verborgen hinter einer sorgfältig gekünstelten Akzeptanz. »Ja, ich habe Mary verloren. Es war schwer. Aber das Leben muss weitergehen.«
    »Muss es das?«
    Ihre Frage verblüfft ihn. Er will etwas sagen, tut es aber nicht. Er schweigt, die Lippen leicht geöffnet.
    »Mein Sohn Daniel ist vor beinahe drei Jahren gestorben«, stößt sie hervor. »Er war fünfzehn Tage alt. Vollkommen gesund, er gedieh gut. Dann habe ich eines Morgens spät die Augen geöffnet – zu spät, es war zu hell – und mich gefragt, weshalb er mich nicht geweckt hatte. Er hatte mich nicht geweckt, weil er tot war, Mr. Harrow, tot und kalt.« An dieser Stelle bricht ihre Stimme, und sie legt die Hand auf den Mund, um die Tränen zu unterdrücken. »Weil ich außer mir vor Kummer war, hat die Familie meines Mannes dafür gesorgt, dass das Kind in meiner Abwesenheit begraben wurde. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit, mich von ihm zu verabschieden.«
    »Oh, meine liebe Mrs. Winterbourne«, sagt er und löst sanft ihre Hand vom Gesicht und hält sie in seinen rauhen Fingern. »Es ist schrecklich, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber die Sonne wird ganz bestimmt wieder scheinen.«
    »Das kann sie nicht.« Sie zweifelt an ihm. Er hat nur seine Frau verloren, nicht sein Kind. Was kann er von ihrem Schmerz wissen?
    Mr. Harrow sucht nach Worten. Das Schiff kippt in ein tiefes Wellental, dass die Kochtöpfe gegeneinanderschlagen. Schließlich sagt er: »Diese Traurigkeit hinterlässt nicht nur blaue Flecken, die irgendwann verbleichen. Sie zerstört. Man kann nur alles Stein für Stein wieder aufbauen. Und manchmal hat man nicht die Kraft oder den Willen und sitzt zwischen den Ruinen und wartet, dass sich etwas ändert. Aber es wird sich nichts ändern, solange wir nicht wieder aufstehen und die Steine aufsammeln.«
    Ihr Herz wird heller und wieder dunkler, während er spricht: Hoffnung, Verzweiflung, Hoffnung, Verzweiflung, Wolken, die rasch an der Sonne vorbeiziehen. Er versteht sie,

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