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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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gewesen, natürlich kein so bedeutender wie die Winterbournes. Er hatte eine kleine Werkstatt in Port Isaac, dem Küstenort, in dem Isabella aufgewachsen war. Er verkaufte handgemachte Einzelstücke an reiche Kunden aus der Bohème, häufig europäische Adlige, und hatte seinen Töchtern alle Techniken gezeigt, mit denen man Steine ohne Löten in Draht fassen konnte. Sie und ihre Schwester waren elf und zwölf gewesen, als sie das Korallenarmband angefertigt hatten. Jedes Glied war fest in Silberdraht gewickelt, und es war winzig klein. Victoria hatte es jahrelang in ihrem Schmuckkasten aufbewahrt, denn sie hatten vereinbart, dass diejenige es bekommen sollte, die zuerst Mutter wurde. Es war einen Tag vor Daniels Geburt in einem Päckchen aus New York eingetroffen, wo Victoria jetzt verheiratet, aber noch kinderlos lebte.
    »Du musst sie dazu bringen, es abzunehmen, Winterbourne. Wirf es ins Meer. Sie wird sich nie erholen, solange sie es bei sich trägt.«
    Isabella spürt heiße Furcht im Herzen. Sie hat gewusst, dass er das vorschlagen würde, und sie weiß, dass Arthur zustimmen wird. Aber es ist das Einzige, das ihr von Daniel geblieben ist, das Einzige, das sie noch zusammenhält. Es ist ganz einfach: Wenn sie das Korallenarmband verliert, verliert sie sich selbst. Also nimmt sie das Band sofort ab und schiebt es unter ihr Kopfkissen. Lange wird es dort nicht sicher sein. Es dürfte die zweite oder dritte Stelle sein, an der er sucht, wenn er es ihr wirklich wegnehmen will.
    Es gibt nur einen Ort, an dem das Armband sicher ist. Falls sie es wagt, es dort zu verstecken.

Fünf
    D as Abendessen wird immer im Salon serviert, und dort beginnt auch der Plan für diesen Abend. Isabella muss vor ihrem Mann zu Bett gehen, um ihr Vorhaben durchzuführen. Als der Steward einen Klumpen halbgares, zu stark gesalzenes Schweinefleisch mit Soße aufträgt, in der einige einsame Kartoffeln schwimmen, schützt sie plötzliche Übelkeit vor. Angesichts des Essens kostet sie das keine allzu große Mühe. Wie sehr sie sich nach frischem Fleisch und neuen Kartoffeln sehnt.
    »Oh«, sagt sie und schlägt die Hand vor den Mund.
    »Isabella?«, fragt Arthur in seinem üblichen misstrauischen Ton.
    »Mir ist plötzlich übel.«
    Meggy, die ihr in versteinertem Schweigen gegenübersitzt, weicht ihrem Blick aus. Der Kapitän ist damit beschäftigt, Rotwein in sein Kristallglas zu gießen. Also muss Arthur reagieren.
    »Wirst du mit uns essen?«
    »Ich glaube nicht. Ich gehe sofort zu Bett.«
    Arthur öffnet den Mund und will sie zum Bleiben ermuntern. Er ist ein Mann, der sich ständig darum sorgt, was andere Leute von ihm denken, und wenn sie in seinen Augen gegen die guten Manieren verstößt, schnauft und keucht er wie eine Dampflok. Allerdings ahnt er wohl, dass die Übelkeit ihr Benehmen nur verschlimmern würde, und behält seine Gedanken für sich. Er winkt sie mit teigiger weißer Hand davon.
    Nachdem sie die Kajütentür hinter sich geschlossen hat, knöpft sie ihr Mieder auf und löst die Haken am Korsett. Sie streift den Rock ab und hängt alles in den schmalen Kleiderschrank, der in den Winkel hinter den Kojen eingebaut ist. Sie zieht ihr Nachthemd an und bleibt einen Augenblick lang mit klopfendem Herzen stehen, horcht auf Schritte. Nichts. An der Tür hängt die Weste ihres Mannes. Isabella greift in die Tasche. Als sie gefunden hat, was sie sucht, legt sie sich aufs Bett. Aber sie schläft nicht. Sie liegt ganz still da und hört ihnen zu. Silberbesteck klirrt gegen Porzellan. Ihr Gespräch: immer das Wetter, obwohl sie die Besessenheit hier auf See verstehen kann. Gerade vorige Woche, als sie Ostindien verließen, war ein Sturm so rasch und unerwartet aufgezogen, dass sie gefürchtet hatte, sie alle müssten sterben. Das Wetter entscheidet über Leben und Tod.
    Isabella hört Meggys sanfte Stimme, die sagt, sie wolle erst baden und dann schlafen gehen. Isabella entspannt sich ein wenig: Meggy mit ihrem geradezu unheimlich scharfen Gehör darf nicht im Salon sein. Dann nehmen Arthur und der Kapitän das Gespräch wieder auf. Das wiederholte Entkorken der Rotweinflasche, das Klirren der Gläser auf poliertem Holz. Jeden Abend nach dem Essen trinkt Arthur mit dem Kapitän. Und der Kapitän trinkt eine Menge. Je betrunkener sie werden, desto geringer ist die Gefahr, dass sie sie hören.
    Isabella lauscht lange. Die Männer reden über das Wetter, alte Freunde, Isabella. Arthur berichtet dem Kapitän von dem neuen Haus, das er

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