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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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nach ihrer Rückkehr in England bauen will, und klingt vorübergehend aufgeregt und glücklich. Isabella hat kein Mitleid mit ihm. Sie will das neue Haus nicht, weil Arthurs Mutter dann bei ihnen einzieht. Und wenn sie da ist, wird auch Percy häufiger kommen, und Isabella will Percy nie wiedersehen.
    Schließlich kehrt Arthur zu seinem üblichen säuerlichen Tonfall zurück. »Wie sehr vertraust du eigentlich deiner Mannschaft?«, fragt er den Kapitän.
    »Ziemlich. Warum?«
    »Es sind siebzehn Männer und ganz schön niedere Gesellen. Kannst du sicher sein, dass niemand dich bestiehlt?«
    »Sie könnten es nirgendwo verstecken, Winterbourne«, nuschelt der Kapitän, wobei es ihm gelingt, jedem Wort einen Zischlaut zu entlocken.
    Es ist eine von Arthurs Hauptsorgen im Leben, dass ihn jemand bestehlen könnte. Zu Hause in Somerset fielen mehrere Dienstboten dieser Angst zum Opfer. Tatsächlich scheint seine gesamte Familie diese unbegründete Furcht zu teilen: unbegründet, weil ihres Wissens niemals einer von ihnen bestohlen worden ist. Vielleicht liegt es daran, dass sie mit Edelsteinen zu tun haben, mit kleinen, kostbaren Dingen, die sich leicht verstecken und transportieren lassen. Doch Isabella hat es immer fürchterlich gefunden, dass Menschen, die so viel besitzen, so große Angst davor haben, ein wenig davon zu verlieren.
    »Falls einer von ihnen auf die Idee kommen sollte, den Amtsstab zu berühren …«, fährt Arthur fort, und Isabella merkt, wie betrunken er ist. Der Alkohol lockt seine morbiden Gedanken ans Licht wie verschreckte Fledermäuse, die aus einer Höhle flattern.
    »Niemand wird deinen Amtsstab berühren.«
    »Ich bin wachsam. Ich trage den Schlüssel Tag und Nacht bei mir.«
    Isabella lächelt, da sie in ebendiesem Augenblick den Schlüssel in der Hand hält. Er steckt ihn in seine Westentasche und hängt die Weste jeden Abend vor dem Essen an ihre Zimmertür. Dann rollt er die Hemdsärmel auf und wäscht sich Gesicht und Hände in der Porzellanschüssel neben ihren Betten. Der Tag ist vorbei, der Abend hat begonnen. Arthur ist ein Mann der festen Abläufe.
    Der Kapitän murmelt noch etwas, dann wechseln sie das Thema. Isabella wartet kurz ab und entscheidet, dass sie nicht zu lange warten darf, sonst ist Arthur so betrunken, dass er nur noch ins Bett fallen will. Sie schlägt leise die Decke zurück und klettert die Leiter hinunter.
    An das ständige Schwanken des Schiffes unter ihren Füßen musste sie sich erst gewöhnen. Daher wartet sie, bis sie sicher steht, und geht erst dann zur Tür. Es gibt keinen Riegel, sie öffnet sich schon mal von allein. Auch jetzt steht sie einen Zoll weit offen: genug, um zu hören, wenn sich jemand nähert, und ein wenig Lampenlicht aus dem Salon hereinzulassen. Ihr Puls hämmert dumpf in ihren Ohren. Als sie sicher ist, dass die Männer sich nicht von den Samtpolstern rühren werden, an denen ihre betrunkenen Hintern kleben, weicht sie zurück und kauert sich neben die Koje ihres Mannes. Sie tastet darunter nach der Kiste aus Walnussholz.
    Ihre Finger legen sich um die Messinggriffe an beiden Seiten, und sie zieht langsam, ganz langsam daran.
    Das Schiff gerät plötzlich ins Schlingern, als es in ein Wellental stürzt; die Kiste schabt über den Holzboden, und Isabella fällt nach hinten, wobei sich ihre Finger von den Griffen lösen. Sie stürzt unelegant und nicht ganz lautlos auf den Boden.
    »Was war das?«, fragt Arthur.
    Isabella steht rasch auf und schiebt die Kiste mit dem Fuß unter die Koje. Dann geht die Kabinentür auf, und Arthur schaut sie im Dunkeln an.
    »Isabella?«
    »Ich wollte mir etwas Wasser holen und bin von der letzten Sprosse gefallen.« Sie deutet auf die Leiter.
    Sein Blick fällt auf ihr nacktes Handgelenk, an dem sie das schwarze Band getragen hat. »Ist dir immer noch schlecht?«, fragt er schließlich.
    Sie nickt. Der Schlüssel zur Kiste brennt ein schuldbewusstes Loch in ihre Handfläche.
    »Geh wieder ins Bett. Ich bringe dir Wasser.«
    Sie kann nichts tun, als sich in ihre Koje zu legen. Kurz darauf kommt er mit einem Becher Wasser zurück, das sie trinkt, während er wartet. Der Kapitän tritt in die Tür. »Ich gehe jetzt schlafen, Winterbourne.«
    »Gute Nacht, Francis. Das werde ich auch tun.«
    Nein! Ihr Plan ist gescheitert, und sie hält den verfluchten Schlüssel immer noch in der Hand. Wie soll sie ihn in seine Westentasche stecken, bevor er sein Fehlen bemerkt?
    Arthur zieht sich aus und wünscht ihr eine gute

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