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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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London zurückgekommen, ich war bei meinem Spezialisten.«
    »Spezialist?«
    Libby ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Das ist privat.«
    Claudette runzelte die Stirn. Libby kämpfte gegen ihr schlechtes Gewissen. Es lag nicht in ihrer Natur zu lügen, auch nicht nach zwölf Jahren mit Mark.
    »Ich kann nur davon ausgehen, dass du die Wahrheit sagst«, erwiderte Claudette schließlich mit einem kleinen Schulterzucken.
    »Es ist die Wahrheit«, log Libby.
    Claudette schaute in ihren Terminkalender. »Da du gerade hier bist … heute Morgen habe ich erfahren, dass Mark Winterbourne gestorben ist. Du warst doch für seinen Etat verantwortlich, oder?«
    Libbys Herz schrie auf, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ja.«
    »Könntest du in seinem Büro anrufen und fragen, wer seine Position übernimmt? Wir haben seinen Etat seit zwölf Jahren, und ich möchte ihn nicht verlieren. Der Winterbourne-Katalog ist eines unserer Markenzeichen.«
    »Ich soll heute dort anrufen? Normalerweise unterzeichnen wir den Vertrag doch erst Ende März.«
    »Dort wird Chaos herrschen. Alles ist in der Schwebe. Wir können nicht riskieren, dass eine andere Agentur den Vertrag bekommt.« Claudette schüttelte den Kopf. »Er ist an einem Aneurysma gestorben. Angeboren, wie ich hörte. Er ist wohl nicht der erste Winterbourne, der davon betroffen war.«
    Libby zuckte zusammen. Das hatte sie nicht gewusst. Obwohl sie einander so nahe gewesen waren, hatte er nie erwähnt, dass er jederzeit tot umfallen konnte. Hatte er es verschwiegen, damit sie sich keine Sorgen um ihn machte? Oder weil sie nur seine Geliebte war?
    Claudette zuckte mit den Schultern. »Das Leben ist kurz. Wir brauchen den Auftrag. Ruf heute an.«
    Libby kehrte mit weichen Knien an ihren Platz zurück. Wie sollte sie die vertraute Nummer wählen, wo er nicht mehr da war, um den Anruf entgegenzunehmen? Wie sollte sie an dem Katalog arbeiten, ohne ihn mit Mark zu planen? Ihr Job, einst ein Zufluchtsort, an dem der Kontakt mit Mark erlaubt war, erschien ihr plötzlich leer. Er bot nichts als beigefarbene Raumteiler und eine nörgelnde Chefin. Sie schaute lange auf ihren leeren Bildschirm – sie hatte den Computer noch gar nicht eingeschaltet – und fragte sich, ob man sich jemals von einem solchen Verlust erholen konnte. Dann stand sie auf, griff nach Handtasche, Schal und Mantel und verließ wortlos das Büro.
    Sie würde nicht die Firma Winterbourne anrufen, sondern ihre Schwester.

    Libby hockte auf dem Rand der gemieteten Couch in ihrer gemieteten Wohnung in der Villa Rémond und wählte die Telefonnummer ihrer Kindheit; vertraut und doch halb vergessen, verlängert durch die internationale Vorwahl. Als es klingelte, bemerkte sie, dass sie den Atem anhielt. Sie zwang sich, die Schultern zu entspannen.
    »Hallo?«, krächzte eine Stimme, und ihr wurde klar, dass sie die Zeitverschiebung vergessen hatte. Sie hatte Juliet geweckt.
    Sprachlos vor Scham und Schuldgefühl, dehnte sie das Schweigen zu sehr aus.
    »Hallo?«, sagte Juliet noch einmal, diesmal mit einem Hauch von Angst in der Stimme.
    Libby legte auf. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wem wollte sie etwas vormachen? Juliet würde sie nicht zu Hause willkommen heißen. Wenn sie gewusst hätte, was Libby vorhatte, würde sie es ihr sogar ausreden. Komm nicht zurück. Niemals. Das hatte Juliet zu ihr gesagt. Und Libby hatte geantwortet: Das werde ich auch nicht. Niemals. Und hatte dieses Versprechen zwanzig Jahre gehalten.
    Doch was Teenager einander versprechen, sollte nicht fürs ganze Leben gelten, und es gab gute Gründe, nach Hause zu fahren. Marks Stimme drängte sich in ihre Phantasie. Du wirst malen. Wir schauen zusammen aufs Meer. Vielleicht ergründen wir das Familiengeheimnis der Winterbournes. Wie könnte ich das Cottage nicht kaufen? Unser Rückzugsort, einmal im Jahr. Dann hatte er ihr die Schlüssel gegeben, die nie zu benutzen sie geschworen hatte, und dazu die Besitzurkunde, die nie zu lesen sie geschworen hatte. Ab und an hatte er es erwähnt, wenn er nach Australien reiste, um Opale zu kaufen. Hatte nachgefragt, ob sie wirklich nicht mitkommen wolle. Doch sie war eisern geblieben. Wenn Juliet sie mit Mark gesehen hätte – mein Gott, wenn Juliet Mark erzählt hätte …
    Libby schaute sich in ihrer Wohnung um. Sie war immer zu teuer gewesen, doch sie hatte sie behalten, weil Mark wollte, dass sie zentral wohnte. Sie konzentrierte sich auf die Schlafzimmertür, hielt die

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