Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)
Ausrüstung zu bezahlen. Einmal runter und wieder rauf für zweihundert.«
Seine Geschäftstüchtigkeit war bewundernswert. Sie wollte schon nein sagen, als ihr ein anderer Gedanke kam: Wieso? Wieso sage ich nein? Mark hätte nicht nein gesagt. In diesem Augenblick vermisste sie ihn so heftig und mit jeder Faser ihres Körpers, dass es keine andere Antwort als »Ja, in Ordnung« geben konnte.
Er zwinkerte ihr zu. »Sie werden es nicht bereuen, Schätzchen. Wir sehen uns dann am Dritten. Seien Sie um neun hier. Und denken Sie an die Pläne.«
Als Libby am späten Mittwochnachmittag vom Strand zurückkam, sah sie ihn. Einen Mann, der in der Nähe ihres Hauses herumlungerte. Sie erstarrte, doch dann gewann ihr Zorn die Oberhand.
Sie hatte einen furchtbaren Tag gehabt, weil die Nacht furchtbar gewesen war. Motorlärm um ein Uhr morgens, dann konnte sie nicht mehr einschlafen. War halb eingedöst und hatte Alpträume von Mark gehabt und von Leuten, die bei ihr einbrechen wollten. Sie war den ganzen Tag müde und nervös gewesen. Und da stand er nun groß und breit vor ihrem Haus.
Es war noch hell genug, um tapfer zu sein. Sie konnte einfach hingehen und ihn wegschicken, statt sich nachts in ihrem eigenen Haus zu verkriechen. Sie vergaß, dass sie nur einen nassen Badeanzug und ein gestreiftes Handtuch trug, und eilte den Hang hinauf. Doch er ging schon in Richtung Leuchtturm. Also hatte sie es sich nicht eingebildet: Jemand wohnte dort. Und es war vermutlich dieselbe Person, die sie nachts mit dem Auto weckte. Libby rannte los. Der Mann machte sich am Schloss zu schaffen und wollte gerade im Leuchtturm verschwinden, als sie rief: »Hey! Sie da!«
Er schaute sich erschrocken um und wollte schnell hineinlaufen, ließ aber den Schlüssel fallen und musste sich bücken.
Libby stand keuchend vor ihm, mit tropfnassem Haar, die Füße mit feuchtem Sand bedeckt, und ergriff seinen Unterarm. »Stop«, sagte sie. »Wer zum Teufel sind Sie?«
Der Mann schaute sie aufmerksam an, seine Augenbrauen zuckten. Er hatte grüne Augen, sein rötlich blondes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, und er trug einen gepflegten Spitzbart. Libbys Herz hämmerte, als sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten.
Dann lächelte er und fragte: »Elizabeth Slater?«
Libby ließ seinen Arm los und schaute ihn prüfend an.
»Ihre Schwester Juliet war meine Babysitterin.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Damien Allbright. Erinnern Sie sich an mich?«
Ja, natürlich. Als sie Damien das letzte Mal gesehen hatte, war er acht gewesen. Jetzt also achtundzwanzig. Aber sie konnte das magere Kind nicht mit dem hochgewachsenen Mann in Verbindung bringen, der vor ihr stand. Und es erklärte auch nicht, weshalb er um ihr Haus geschlichen war. »Was geht hier vor? Was haben Sie nachts an meinem Haus zu suchen?«
»Sie wohnen im Cottage?«
Sie nickte.
»Ich war nur in der Nähe, wenn ich nachts gekommen oder gegangen bin.«
»Da war auch ein Auto. Ein Mann …«
»Das Auto habe ich auch gehört, aber es gehört mir nicht. Ich habe kein Auto. Ich habe kein … Hören Sie, Elizabeth, Sie sind gerade erst vom Strand gekommen. Sollen wir uns später ein bisschen bei mir unterhalten? Ihnen ist sicher kalt.«
Ihr wurde unangenehm bewusst, dass sie kaum etwas anhatte, und sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Alle nennen mich Libby. Wohnst du im Leuchtturm?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Libbys Neugier wuchs. Der Wind fuhr über ihre Arme, sie bekam eine Gänsehaut. »Na schön.«
»Dann bis gleich.« Er nickte und ging hinein, ließ die Tür aber offen stehen.
Libby eilte davon, in ihrem Kopf drehte sich alles. Also wohnte Damien Allbright heimlich im Leuchtturm. Sollte sie ein Auge zudrücken, nur weil Juliet einmal seine Babysitterin gewesen war? Er war jeden Freitagabend zu ihnen nach Hause gekommen, und sie hatte ihm vorgelesen und mit ihm gespielt, während Libby sich schminkte und in den Surfclub ging, um mit Freunden zu trinken. Er war immer ein reizender Junge gewesen, klug und nachdenklich. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihm jetzt trauen konnte.
Sie duschte, zog sich an und fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare. Als sie wieder an der Tür des Leuchtturms stand, war es fast dunkel.
»Hallo?«
»Warte. Ich komme runter«, rief er. Ein schwaches Licht bewegte sich auf der Treppe, und Damien tauchte mit einer Laterne vor ihr auf, in der eine Kerze brannte. »Tut mir leid, es gibt keinen Strom. Halte dich
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