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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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sonst würde reden, nun, da Mark nicht mehr da war, um die Leute zum Schweigen zu bringen? Lass es bitte nie herauskommen. Lass nie jemanden erfahren, was für ein selbstsüchtiger Mensch ich bin. Libby blieb fast eine Stunde am Strand, während die Flut ihre Beine umspülte und das Meer ihr beschämtes Schluchzen übertönte.

    Am nächsten Nachmittag um vier parkte Libby wieder vor Graeme Beers‘ Haus. Sie hatte den Tag mit Zeichnen verbracht und Spaß daran gefunden, die Einzelheiten der Taue und Segel richtig zu treffen: das komplexe Zickzackmuster, Struktur und Schatten. Bisher hatte sie meist Bilder aus Büchern abgezeichnet, war aber fest entschlossen, die Aurora zu malen. Das einzige Bild, das im Internet zu finden war, war zu klein, und sie hoffte, dass Graeme ihr sein eigenes kopieren könnte. Daher war sie spontan nach Winterbourne Beach gefahren.
    Kein Boot zu sehen. Trotzdem stieg sie aus und klopfte an die Tür. Nichts.
    Libby seufzte. Vielleicht hätte sie zuerst anrufen sollen. Dann kam ihr der Gedanke, dass er mit einer Tauchgruppe unterwegs war. Es war schon spät, also musste er bald zurückkommen. Sie stieg ins Auto und fuhr zum Strand hinunter.
    Ein Schild leitete sie zur Bootsrampe und dem Parkplatz. Dort entdeckte sie Graeme, der das Boot gerade auf dem Anhänger befestigte.
    »Hallo!« Sie winkte ihm zu.
    Er blickte auf. Offenbar erkannte er sie nicht wieder, wartete aber, dass sie näher kam.
    »Graeme, ich bin‘s, Libby. Wir sind uns …«
    »Ja, ich erinnere mich. Haben Sie es sich mit dem Tauchen doch überlegt?«
    »Nein, es geht um etwas anderes. Sie hatten in Ihrer Mappe ein Bild von der Aurora. Ich wollte fragen, ob Sie mir eine Kopie machen können, da ich das Schiff gerne malen möchte.«
    »Verstehe«, sagte er, zog einen Riemen fest und ging zur anderen Seite des Bootes hinüber. »Sind Sie Künstlerin?«
    »Das wäre ich gern.«
    »Wir treffen uns in zehn Minuten bei mir. Ich habe etwas für Sie.«
    Libby wartete neugierig vor dem Haus, als er mit dem klappernden Boot auf dem Anhänger vorfuhr und den Wagen abstellte. Sie gingen zusammen hinein.
    »Warten Sie hier«, sagte er und deutete auf das Sofa.
    Mit leisem Unbehagen setzte sie sich. Sie war allein im Haus eines fremden Mannes, und niemand wusste, wo sie steckte. Dann aber kehrte er mit einem so großzügigen Geschenk zurück, dass sie sich schämte, weil sie an ihm gezweifelt hatte.
    Er setzte sich neben sie und gab ihr eine Fotokopie des Fotos. Dann entrollte er auf dem Couchtisch mehrere alte, muffige Blätter.
    »Was ist das?«
    »Schiffspläne.«
    Libby machte große Augen. »Von der Aurora? «
    »Yep.«
    Ihr Blick wanderte über die Seite. Alle Abmessungen und Details waren genau wiedergegeben. »Wie sind Sie daran gekommen?«
    »Mit List und Tücke«, erwiderte er grinsend. »Sie haben früher Percy Winterbourne gehört. Er brachte sie aus England mit, zweifellos, um sich im Wrack zurechtzufinden. Soweit ich weiß, hat ein Zimmermädchen aus dem Hotel, in dem er starb, alle seine Papiere mitgehen lassen. Dann bekam sie vermutlich ein schlechtes Gewissen und stopfte sie ganz hinten in ihren Kleiderschrank. Vor ein paar Monaten habe ich das alles auf einem privaten Flohmarkt entdeckt. Das alte Mädchen, das dieses Zeug verkauft hat, hatte keine Ahnung, worum es sich handelt. Also habe ich es ziemlich billig bekommen.«
    »Und Sie haben sie benutzt, um nach dem Amtsstab zu suchen?«
    »Natürlich.«
    »Aber Ihren Tauchern haben Sie sie nicht gezeigt?«
    »Damit würde ich mir selbst schaden. Sobald jemand den Amtsstab findet, ist das da draußen nur noch irgendein Wrack. Bis dahin aber birgt es einen potentiellen Schatz.«
    »Und Sie würden mir die Pläne ausleihen?«
    »Ich kann sie Ihnen für fünfzig Dollar leihen, solange Sie keine Kopien machen und sie zurückgeben, sobald Sie fertig sind. Sie müssen mir Ihre Adresse geben, damit ich weiß, wo ich Sie im Notfall finde.«
    Libby musste ein Lachen unterdrücken. Trotzdem, er würde sie nur herausrücken, wenn sie dafür bezahlte. »Na schön, Graeme, abgemacht.«
    Er verabschiedete sich an der Haustür von ihr und sagte in letzter Minute: »Hätten Sie nicht doch Lust, mal zu tauchen, wenn Sie die Pläne zurückbringen? Für den Dritten hat jemand abgesagt.«
    »Ich bin noch nie getaucht.«
    »Macht nichts. Ich habe viele Anfänger dabei. Es ist wunderschön da unten. Eine Künstlerin wie Sie würde die Farben lieben. Sie brauchen auch keine Miete für die

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