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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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sich in etwas hineinzusteigern. Sie atmete tief durch und kehrte in ihre Wohnung zurück.

Neunzehn
    D er Dienstag, an dem der Tauchgang anstand, versprach perfektes Wetter. Den ganzen Montag lang hatte Libby gehofft, die Sache möge wetterbedingt ins Wasser fallen. Sie wollte nicht dorthin. Sie war mutlos, verängstigt und zerstreut, fühlte sich ganz und gar nicht wie eine Frau, die zu einem Schiffswrack hinuntertauchte. Sie hätte gerne mit jemandem gesprochen, mit jemandem, der sie und ihre Situation wirklich verstand. Doch es gab niemanden. Ihre Beziehung zu Mark hatte sie isoliert. Sie war mit Arbeitskollegen ins Kino oder zum Picknick gegangen, hatte aber keine wirklich engen Freunde, weil sich ihr ganzes Leben um eine geheime Affäre gedreht hatte.
    Dennoch, es war Dienstag. Tauchtag. Und sie würde hinfahren, denn Mark hätte sich gnadenlos über sie lustig gemacht, wenn sie in letzter Minute kniff.
    Libby zog ein leichtes Sommerkleid über ihren Badeanzug und stieg ins Auto. Als sie auf die Straße zurücksetzte, merkte sie, wie ihre Finger am Lenkrad zitterten. Ihr Magen verkrampfte sich. Sie versuchte, sich mit der Idee aufzumuntern, dass sie das Schiff, das sie in den vergangenen Wochen gezeichnet und gemalt hatte, nun mit eigenen Augen sehen würde. Sicher, es lag zerborsten auf dem Meeresboden, aber sie hätte die Chance, es anzufassen, lebendige Geschichte zu berühren. Marks Geschichte.
    Graeme hatte gesagt, er werde an der Bootsrampe auf sie warten. Und da stand er auch und blinzelte im hellen Sonnenlicht. Sie gab ihm die Pläne zurück, die er ihr geliehen hatte, und er nahm sie augenzwinkernd entgegen.
    »Haben sie Ihnen weitergeholfen?«
    »Ja, vielen Dank.« Dann fiel ihr Matthew Seawards Tagebuch ein. »Wissen Sie, ob Frauen an Bord der Aurora waren?«
    »Whiteaways Frau Margaret.«
    »Sonst niemand?«
    »Ein Schiff wie dieses war kein Ort für eine Frau. Ach, da kommt mein Sohn Alan.« Ein schmächtiger Mann Mitte zwanzig trat zu ihnen. Er hatte störrisches, rötliches Haar, das in alle Richtungen abstand. »Er wird Sie begleiten, weil Sie noch nie getaucht sind. Er hat eine Menge Erfahrung und behält Sie im Auge.«
    Libbys Magen schlug einen Purzelbaum. »Ist es denn in Ordnung, ohne vorherige Ausbildung zu tauchen?«
    Er wich ihrem Blick aus, was eigentlich Warnung genug hätte sein müssen. »Klar. Ist nur ein kleiner Tauchgang. Die Ausbildung ist teuer und zeitaufwendig. Wir werden Sie problemlos runter- und wieder raufbringen.«
    Libby schaute zu Alan, der sich abgewandt hatte und ein leises, hitziges Gespräch mit seinem Vater führte. Ihre Panik wuchs. Er sah nicht gerade vertrauenerweckend aus. Sie wollte einen großen Mann an ihrer Seite, der mutig, stark und ehrenhaft war. Sie wollte Mark. Sie hatte nie einen anderen als Mark gewollt.
    Ein Paar fuhr in einem schwarzen BMW vor. Damit war die Gruppe vollständig, und sie gingen an Bord. Graeme ließ den Motor an und fuhr mit ihnen hinaus in die Bucht.
    Die Sonne schien hell, aber sanft auf das blaugrüne Wasser. Libby saß an der Steuerbordseite und blickte über die niedrige Reling. Der Mann und die Frau, die noch hinzugekommen waren, schienen erfahrene Taucher zu sein und unterhielten sich selbstbewusst mit Alan. Graeme stand in der offenen Kabine und steuerte das Boot zum Riff hinaus. Nach zehn Minuten stellte er den Motor ab, und das Boot kam schaukelnd zum Stehen.
    Er holte einen Taucheranzug und Flossen, die Libby rasch anzog. Dann redete er wie ein Maschinengewehr auf sie ein, während er sie in eine sogenannte Tarierweste packte und mit Lufttanks und Schläuchen, einem Gürtel und einer Tauchermaske versah, die in die Haut an ihren Wangen kniff. Sie hörte aufmerksam zu, als er ihr alles erklärte, während sich das andere Paar schon ins Wasser fallen ließ. In ihrem Kopf arbeitete es fieberhaft. Es war nicht einfach. Ganz und gar nicht. Und sie würde das ganze Wasser über sich haben. Das war anders als die Runden im Pool des Fitnesscenters. Oder das nachmittägliche Planschen im Ozean. Sie würde ganz tief unten sein.
    »Ach, nichts ist zu kompliziert. Sie atmen durch das hier, und wenn das nicht funktioniert, dann durch das hier. Alan bleibt die ganze Zeit bei Ihnen.«
    Libby nickte, fürchtete sich aber trotzdem. Dann saß sie an der Seite des Bootes und musste sich ins Wasser fallen lassen.
    Sie war eine gute Schwimmerin. Das war nicht immer so gewesen, doch Mark machte gerne Strandurlaub, und sie hatte in dem kleinen

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