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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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eine Familie sind. Deshalb bin ich zurückgekommen.«
    Juliet suchte nach Worten und sagte schließlich: »Du bist zwanzig Jahre lang nicht meine Familie gewesen. Eine Familie ist für einen da. Eine Familie ruft an oder schickt E-Mails. Sie schreibt Briefe, nicht nur ab und zu eine Weihnachtskarte. Eine Familie teilt Höhen und Tiefen miteinander. Sie taucht nicht unangekündigt auf und verkündet fröhlich, dass der jahrelange Kampf gegen diesen großen, gierigen Konzern, der den örtlichen Geschäftsleuten alles wegnehmen will, nicht zählt! « Juliet ballte die Fäuste und verfluchte sich, weil sie ihren Zorn so offen zeigte. Tief durchatmen, jetzt. Ein … aus …
    Libby saß schweigend da und schaute Juliet an. »Du kannst mir nicht verzeihen, was?«
    »Wegen Tristan Catherwood?«
    »Wegen allem.« Libby wandte sich ab. »Mein Gott, es gibt so vieles zu verzeihen. Vielleicht kann ich mir selbst nicht vergeben. Du musst glauben, ich hätte dein Leben zerstört.«
    Juliet wollte es schon abstreiten, doch der Gedanke war ihr tatsächlich gekommen. Dann aber ließ sie sich Libbys Bemerkung noch einmal durch den Kopf gehen. Ärger stieg in ihr auf. »Mein Leben ist nicht zerstört«, sagte sie aufgebracht. »Ich habe ein gutes Leben. Ich bin glücklich gewesen. Bis du aufgetaucht bist.«
    »Soll ich wieder gehen?«
    Ja. Ja. »Das liegt bei dir.«
    »Ich versuche … hat es irgendeinen Sinn? Können wir es reparieren? Oder wirst du mich immer hassen?«
    »Dich hassen?« Hasste sie ihre Schwester?
    Anscheinend war Libby die Entschuldigungen leid. Sie schob ihren Stuhl zurück. »Lass uns den Papierkram schnell erledigen. Wenn du mit mir sprechen möchtest, weißt du, wo du mich findest. Ich unterzeichne, was immer du brauchst.«
    Juliet sah ihr mit klopfendem Herzen nach. Trübte der Zorn ihr Urteilsvermögen? Vielleicht wollte Libby ihr wirklich die ganze Firma überlassen; vielleicht war ihre Verabredung mit Tristan Catherwood wirklich rein privater Natur. Aber Libby war wie eine Fremde für sie, und bevor sie eine Fremde geworden war, war sie eine Feindin gewesen. Juliet war einfach nicht bereit, ihr zu vertrauen.

    Um neun Uhr am Mittwochabend, als Juliet gerade damit fertig war, Rechnungen zu sortieren, und an eine Kanne Tee dachte, klingelte die Nachtglocke. Normalerweise hätte sie auf einen Gast getippt, der seinen Schlüssel vergessen hatte, doch an diesem Abend waren ausnahmsweise alle Zimmer frei.
    Neugierig verließ sie die Wohnung und ging nach unten. Auf der anderen Seite des Tors stand im gelben Licht der Straßenlaternen ein hochgewachsener Mann mit langen Haaren.
    »Hi, Juliet«, sagte er.
    Sie runzelte verwirrt die Stirn. Etwas an ihm kam ihr vertraut vor, aber sie war sich nicht sicher.
    »Verstehe. Dann hat Libby also nicht gesagt, dass ich vorbeikomme.«
    »Libby?« Was hatte ihre Schwester jetzt schon wieder vor? Argwohn machte sich in ihr breit.
    Der Mann lächelte. »Es tut mir so leid. Sie hat gesagt, sie würde dich anrufen und Bescheid geben, dass ich vorbeikomme.« Er streckte die Hand aus. »Damien Allbright.«
    Als sie den Namen hörte, wurde ihr alles klar. Sie war seine Babysitterin gewesen. Nur war er kein Baby mehr. Er war ein Mann, muskulös, mit einem Bartschatten und warmen, kräftigen Händen, die ihre umschlossen.
    »Du lieber Himmel, bist du groß geworden.« Dann wurde ihr klar, dass sie sich wie ein Idiot anhörte, und zog die Hand weg. »Was hast du mit Libby zu tun?«
    »Ich bin ihr am Leuchtturm begegnet und … Darf ich reinkommen? Ich weiß, ich komme ungelegen, aber es ist ein bisschen kompliziert, es hier draußen zu erklären.«
    »Natürlich. Wo sind meine Manieren? Komm mit, ich wollte gerade Tee machen.«
    Er setzte sich auf die Couch, seine langen Beine nahmen eine Menge Platz in der kleinen Wohnung ein. Sie holte Tee und Scones, über die er hungrig herfiel, während sie Smalltalk über das Wetter und die Touristen machten.
    »Die Scones sind toll. Kein Wunder, dass dein Geschäft boomt.«
    »Boomen würde ich es nicht gerade nennen.«
    »Das habe ich von Libby gehört.«
    »Tatsächlich?« Würde dieses gereizte Kribbeln, das sie verspürte, sobald sie den Namen ihrer Schwester hörte, je verschwinden?
    »Ja. Sie hat mich kürzlich abends bekocht. Ich … ähm … bin im Augenblick in einer schwierigen Lage. Ich wohne illegal im Leuchtturm.« Er konnte ihr nicht in die Augen schauen. »Entschuldigung.«
    »Warum entschuldigst du dich bei mir?«
    »Weil mir

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