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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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tun, als hätte sie keine Schwester – dann würde sie auch nicht verletzt. Zugegeben, es war schwierig, das Gespräch abzuwürgen, als Cheryl am nächsten Morgen bei der Frühstücksschicht fragte: »Hast du deine Schwester noch mal gesehen?« Doch sie stellte fest, dass ein »Könntest du bitte die Teekanne an Tisch sechs bringen?« das Problem sehr schnell löste. Abends im Bett war es auch schwierig, wenn die ganze Welt still geworden war und man nur den Rhythmus des Ozeans hörte. Ihre Gedanken kreisten wie in einem trüben Whirlpool.
    Am schwersten aber fiel es ihr, so zu tun, als hätte sie keine Schwester, als ebendiese Schwester kurz vor Feierabend in aufwendig gebleichten Jeans und einem Spitzen-Shirt auftauchte. Das dunkle Haar hatte sie lose zu einem Knoten gesteckt. Juliet registrierte, dass sie Lippenstift aufgelegt hatte, was ihr Herz noch härter machte. Libby hätte in der Zeit, in der sie sich aufgetakelt hatte, lieber ein schlechtes Gewissen haben sollen.
    Andererseits hatte sie wohl auch in den zwanzig Jahren in Paris kein schlechtes Gewissen gehabt. Juliet versuchte, diese Gefühle zu verdrängen, in der Gegenwart zu leben, sie zu bewältigen.
    Libby stand kurz in der Tür und sagte dann: »Wir sollten miteinander reden. Ich kann dir ansehen, dass Scott Lacey mit dir gesprochen hat.«
    »Es gibt nichts zu bereden. Du bist erwachsen. Du triffst deine eigenen Entscheidungen.« Juliets Stimme klang sehr laut in ihren Ohren.
    »Du bist wirklich wütend, was?«
    »Nein«, erwiderte Juliet und wischte energisch einen Tisch ab.
    »Doch, das bist du. Du reibst gleich ein Loch in die Tischplatte.«
    Juliet richtete sich auf. »Na schön, reden wir.« Sie verriegelte die Tür und schaltete das Licht aus, so dass der Raum nur durch die Lampen in der Küche erhellt wurde. Sie wollte nicht, dass Kunden auf einen letzten Kaffee zum Mitnehmen hereinkamen, während sie eine Aussprache mit ihrer Schwester führte. Sie zeigte auf den Tisch, der der Küche am nächsten war, und Libby setzte sich. Juliet räumte das letzte Tablett ab und kam dann zurück. Einen Moment lang betrachtete sie ihre Schwester im Licht des späten Nachmittags. Libby hatte das Gesicht halb abgewendet, doch Juliet konnte trotzdem das schlechte Gewissen und die Sorge darin lesen. Etwas machte ihr Sorgen, etwas Großes. Juliet bekam Angst. Vielleicht ging es bei der Sache mit Tristan Catherwood um mehr als nur ein Rendezvous.
    Sie besitzt ein Grundstück. Und die brauchen eins.
    Libby musste gespürt haben, dass sie beobachtet wurde. Sie sah sich um und lächelte, doch es erreichte nicht ihre Augen.
    Juliet setzte sich. Sie schwiegen einen Moment, und man hörte nur das Summen des Kühlschranks, das Zischen der Spülmaschine und das Ticken der Uhr. Wenn sie als Erste etwas sagte, würde es hässlich, also beherrschte sie sich.
    »Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn wir meinen Namen aus den Besitzurkunden streichen«, sagte Libby zu ihrer Überraschung.
    »Wieso?«
    »Weil du annimmst, ich wollte meine Hälfte ausgezahlt haben, was nicht stimmt. Ich will gar nichts von dir.« Libby schluckte schwer.
    Juliets Haut kribbelte argwöhnisch. »Verstehe.«
    »Könnten wir das bald erledigen? Ich möchte es hinter mich bringen. Ansonsten gibt es, glaube ich, keine Hoffnung, das hier wieder aufzubauen …« Sie deutete auf den Raum zwischen ihnen.
    »Und willst du kein Geld dafür?«
    Libby schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann mit eigenen Augen sehen, dass dies nicht das Geschäft ist, das Dad uns hinterlassen hat. Ich würde im Traum nicht daran denken, daraus Nutzen zu ziehen, dass du so viel Zeit und Energie hineingesteckt hast. Ich möchte, dass du mir vertraust«, sagte sie sanft.
    Juliet lächelte, doch es war ein hartes, bitteres Lächeln. »Dir vertrauen?«
    »Ich wollte es dir erklären. Tristan hat nichts mehr mit dem Projekt für Lighthouse Bay zu tun. Wir treffen uns ganz unabhängig davon.«
    »Aber du weißt doch, wer er ist. Er ist der Mann, der seit Jahren versucht, etwas in diese Stadt zu bringen, was wir nicht haben wollen. Seit Jahren .« Juliet beherrschte ihre Stimme. »Er ist der Feind, Libby.«
    »Das ist er nicht. Er ist nur ein Mann. Ein sehr netter Mann.«
    Juliets Augenbrauen zuckten verärgert. »Es geht mich nichts an, mit wem du dich triffst oder wohin du gehst. Du brauchst meine Erlaubnis nicht.«
    »Ich möchte nicht, dass die Dinge zwischen uns so angespannt sind. Ich möchte, dass wir uns verstehen. Dass wir

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