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Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus am Leuchtturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberley Wilkins
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deinen Bankkonten und deinen Stiefeln hast.«
    Damien schüttelte den Kopf. »Eine sehr, sehr schlimme Trennung.« Der Schmerz in seinem Gesicht wurde einen Moment sichtbar, bevor er ihn sorgfältig verbarg. Juliet erinnerte sich, wie es vor zwanzig Jahren gewesen war, als er sich vor Alpträumen gefürchtet hatte. Bei Kindern ging es darin meist um Ungeheuer. Bei Erwachsenen um weit weltlichere Dinge. Ein gebrochenes Herz, Geldsorgen, familiäre Probleme.
    »Wir haben viel gemeinsam angeschafft«, fuhr er fort. »Sie hat mich praktisch ausgesperrt. Ich komme nicht an die Konten oder in unser Haus … Ich musste in meine eigene Garage einbrechen, um das Auto zu holen. Die Katze habe ich bei der Gelegenheit auch geklaut. Habe sie bei Libby gelassen.«
    »Das tut mir wirklich leid.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wow. Ich habe zum ersten Mal mit jemandem darüber gesprochen.« Er lachte. »Ich weiß nicht, ob es am Wein liegt oder weil ich dich schon so lange kenne. Ich habe dir meine Gefühle anvertraut …«
    Ihr wurde warm ums Herz. Vielleicht war sie auch ein bisschen betrunken.
    »Ich habe es nicht mal meiner Mutter erzählt. Sie mag Rachel nicht und hat mich vor ihr gewarnt.« Er zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, ich höre mich wohl ziemlich jämmerlich an.«
    »Ganz und gar nicht. Aber du solltest sie nicht einfach … damit durchkommen lassen. Kannst du dir keinen Anwalt nehmen?«
    »Es wird schon. Irgendwann. Im Laufe der Zeit wird sie sich abregen und … man kann nie wissen, was die Zukunft für einen bereithält. Ich versuche, optimistisch zu sein, aber es war ein bisschen hart, in einem Leuchtturm auf einer Matratze zu schlafen. Daher bedeutet es mir auch so viel, endlich eine richtige Unterkunft zu haben.«
    Juliet betrachtete ihn im Lampenlicht. Das Meer donnerte in der Ferne. Mit ihm zusammen zu sein, fühlte sich vertraut und gleichzeitig fremd an, als würden sich Vergangenheit und Gegenwart überlagern. Sie kannte Damien, aber gleichzeitig auch wieder nicht; sie kannte ihre Schwester, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Warum passierte all das zur selben Zeit? Es war, als hätte Andys zwanzigjähriger Todestag längst vergrabene Dinge an die Oberfläche geholt.
    »Egal.« Er rutschte auf seinem Stuhl herum und rückte die Tiefkühlerbsen zurecht. Er schien sich sehr wohl und ungezwungen zu fühlen. »Tauschgeschäft. Ich habe dir mein dunkles Geheimnis erzählt. Was ist deins?«
    Sie lächelte. »Ich habe keins.«
    »Oh, doch. Was ist mit dir und Libby los?«
    »Nichts«, sagte sie automatisch.
    »Na, komm schon. Es steht dir ins Gesicht geschrieben, dass etwas nicht stimmt. Du zuckst jedes Mal zusammen, wenn ich ihren Namen ausspreche.«
    Juliet seufzte. Libby. Sie konnte ihr einfach nicht entkommen. »Die Kurzversion ist, dass ich sie seit zwanzig Jahren nicht gesehen habe. Dann taucht sie plötzlich auf und macht mir das Leben schwer.«
    »Schwer? Immerhin hat sie dir einen kostenlosen Tischler besorgt.« Er breitete die Hände aus.
    Sie lachte. »Na ja, dann sollte ich ihr wohl eine Danksagung schicken.«
    »Du kannst dich glücklich schätzen, eine Schwester zu haben. Ich habe mir immer Geschwister gewünscht.«
    Juliet musste daran denken, wie oft sie sich gewünscht hatte, keine Schwester zu haben. »Es ist kompliziert.«
    »Warum ist sie zwanzig Jahre weggeblieben?«
    »Lighthouse Bay war ihr nicht genug.«
    »Aber sie ist nicht mal zu Besuch gekommen. Hat keinen Kontakt zu dir gehalten.«
    Dunkle Gefühle. Sie wünschte, sie hätte nicht so schnell getrunken. Ihr Hirn war wie vernebelt.
    Damien schien ihre Stimmung zu spüren und sagte leise: »Juliet? Alles in Ordnung?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er schwieg einen Moment und sagte dann sanft: »Was ist passiert?«
    »Andy ist ertrunken.«
    »Das hat mir Libby auch erzählt. Aber was ist wirklich passiert?«
    Juliet holte tief und zitternd Luft, bevor sie die furchtbare Wahrheit – die seit Jahren verschwiegene Wahrheit – laut aussprach. Würde sie es wirklich sagen? Doch dann stürzten die Worte aus ihrem Mund, und sie konnte sie nicht zurücknehmen. »Andy ist ertrunken, und es war Libbys Schuld.«
    Damien war verblüfft, einen Moment lang fehlten ihm die Worte. »Okay«, sagte er dann, »ich glaube, du musst mir alles erzählen.«
    Und sie erzählte es ihm. Alles.

    Juliet und Andy waren füreinander bestimmt gewesen, das wusste jeder. In der neunten Klasse hatte sie im Matheunterricht einen Platz für den neuen Jungen

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