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Das Haus am Nonnengraben

Titel: Das Haus am Nonnengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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geht lediglich hervor, dass es diese Stiftung gibt. Woher wissen Sie denn, dass wir Herrn Rothammers Testament gefunden haben?«
    Bolz stutzte etwas. »Na, von Böschen natürlich. Hat der Ihnen nicht gesagt, worum es ging?«
    Benno antwortete nicht, sondern sah Bolz nur aufmerksam an. Er wollte hören, was der im Vergleich zu Böschen sagte.
    »Also, wie auch immer, Zweck der Stiftung war die Förderung von Kunst. Arthur hatte so einen Kunstfimmel. Auf jeder Einladung mussten wir erst irgendwelche künstlerischen Darbietungen über uns ergehen lassen, bevor wir ans kalte Büfett durften: Dichter lasen, Sänger sangen, Bilder hingen im Treppenhaus, sogar eine Balletttruppe hatte er mal. Die hatten wenigstens kaum was an.«
    Bolz grinste. »Wir haben versucht, ihm das auszureden, aber er war unerbittlich. Na ja, und dann kam er auf die Idee, sein Haus nach seinem Tod zu einer ›Künstlerbegegnungsstätte‹ zu machen. Was man davon auch halten mag, so eine Stiftung ist jedenfalls günstig für die Steuer.« Bolz blinzelte Benno vertraulich zu, als hätte auch dieser das Problem, seine Millionen vor der Steuer zu retten.
    Benno bewahrte mühsam sein Pokerface.
    »Arthur hat wirklich gut verdient damals. Er war jedenfalls einer der Ersten nach dem Krieg, die begriffen hatten, wie das Spiel mit der Börse funktionierte. Und er hatte Glück, eine Menge Glück. Jedenfalls hatte er nach einiger Zeit ein erhebliches Vermögen beieinander. Und da er die Habgier seiner Frau kannte – ich denke jedenfalls, dass es das war –, also jedenfalls hat er einen großen Teil seines Vermögens in dieser Stiftung festgelegt und Böschen und mich als Stiftungsvorstand bestimmt.«
    »Ja, aber das verstehe ich nicht. Das Haus ist doch keine Künstlerbegegnungsstätte. Ist die Stiftung denn nicht in Kraft getreten?«
    »Tja, da gab es ein Problem – Elfi. Arthur hatte testamentarisch verfügt, dass mit einem Teil des Stiftungsertrags das Haus, die Einrichtung, der Garten und so weiter instand gehalten werden sollten. Doch Elfi hatte ein lebenslanges Wohnrecht. Erst nach ihrem Tod sollte das Haus zur Künstlerbegegnungsstätte umgebaut werden. Und Elfi blieb dort wohnen, obwohl sie das Haus gehasst hat und wahrhaftig genug Geld gehabt hätte, sich etwas anderes zu suchen. Ich weiß nicht, ob sie das aus Geiz tat oder aus Trotz. Jedenfalls brauchten wir für alle Maßnahmen ihr Einverständnis. Wir konnten ja nicht über ihren Kopf hinweg in dem Haus etwas richten lassen. In den ersten Jahren ging es noch ganz gut. Wir haben, so wie es die Stiftungsbestimmungen festlegen, einen Teil des Ertrags für alle möglichen Reparaturen verwendet. Da war was mit der Statik, im Dach waren Holzwürmer, Leitungen mussten erneuert werden und so weiter.«
    Was ist der Mann eloquent! Das klingt, als hätte er es auswendig gelernt, dachte Benno. »Können Sie mir beschreiben, wie das in der Praxis ablief?«
    »Also, Böschen hat, wenn eine Reparatur am Haus oder an einem der Sammlungsgegenstände anstand, eine entsprechende Firma beauftragt und bezahlt«, antwortete Bolz geschmeidig, als hätte er diese Frage erwartet. »Ich habe die Rechnungen geprüft und sie am Ende des Jahres der Regierung vorgelegt. Aber das mussten wir, wie gesagt, jedenfalls mit Elfi zusammen tun. Allerdings wurde unsere Aufgabe im Laufe der Jahre immer schwieriger. Das heißt, Elfi wurde immer schwieriger. Sie hat die Leute derart schlecht behandelt: Entweder hat sie die Handwerker gar nicht ins Haus gelassen, oder sie hat sie beschimpft und ständig neben ihnen gestanden und jeden Handgriff kontrolliert. Jedenfalls haben wir schließlich keine Handwerker mehr gefunden, die bereit waren, einen Auftrag zu übernehmen, vor allem in der Zeit, wo man sowieso jedem Handwerker in den Hintern kriechen musste, damit er überhaupt kam. Dann hat sie gesagt, sie wolle selbst bestimmen, was in ihrem Haus gemacht wird, sie wüsste ja wohl am besten, was nötig sei, und wir sollten ihr das Geld überweisen.«
    »Und das haben Sie gemacht?«, fragte Benno ungläubig.
    »Ja, eine Zeit lang. Wir dachten, das würde die Situation erleichtern. Wissen Sie, sie hat uns auch irgendwie leidgetan. Denn sie war natürlich fürchterlich sauer, dass Arthur diese Stiftung eingerichtet hatte, fühlte sich jedenfalls gedemütigt und all so was und hat ständig gejammert, als müsste sie am Hungertuch nagen.« Bolz hatte offenbar das Gefühl, er müsste für mehr Verständnis werben.
    »Wissen Sie, Elfi war eine

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