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Das Haus am Nonnengraben

Titel: Das Haus am Nonnengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Degen
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Aschenbecher quoll schon über.
    »Herr Schneider, wo waren Sie heute Nacht zwischen zwei und vier Uhr?«
    »Was für eine blöde Frage! Hier in meinem Bett natürlich.«
    »Gibt es dafür einen Zeugen … oder eine Zeugin?«
    »Nein, dafür gibt es keine Zeugin«, antwortete Schneider höhnisch. »Hin und wieder brauche auch ich meine Nachtruhe.«
    »Auch wenn Sie dann kein Auge zutun. Ich meinte eigentlich den Herrn oder die Dame an der Hotelrezeption, Herr Dr. Schneider.«
    »Hier gibt es keinen Nachtportier. Man kriegt einen Schlüssel.«
    »Sie haben also für heute Nacht kein Alibi?«
    »Sie rauben mir den letzten Nerv!«, fauchte Schneider. »Nein, ich habe für heute Nacht kein Alibi. Wozu auch? Könnten Sie mir jetzt endlich sagen, was hier eigentlich gespielt wird?«
    »Wir führen wegen des gewaltsamen Todes von Frau Rothammer Ermittlungen durch, und da sind Sie natürlich ein wichtiger Zeuge.«
    »Und verdächtig obendrein, nicht wahr? Ich bin ja schließlich der Erbe.«
    Benno wartete etwas, aber Schneider fragte nicht nach, was der Tod seiner Tante denn mit seinem Alibi für die vergangene Nacht zu tun hatte. Warum wunderte er sich nicht darüber? Benno beschloss, einen Trick anzuwenden: »Sie sagen also, Sie hätten Ihre Tante noch nie besucht? Wie erklären Sie sich dann, dass eine Nachbarin Sie vor dem Haus von Frau Rothammer gesehen hat?«
    Niemand hatte dergleichen gesagt, doch der Bluff wirkte.
    »Eine Nachbarin hat mich gesehen? Oh … na ja, kann sein. Ich wollte mir einmal das Haus ansehen, das ich erben werde.« Schneider wirkte verunsichert. »Wann soll das denn gewesen sein?«
    »Das Datum habe ich jetzt nicht mehr im Kopf. Da müsste ich in meinen Unterlagen nachsehen. Irgendwann Anfang August, so um den 10. oder 12.« Das war ein Schuss ins Blaue.
    »Also bestimmt nicht am zwölften. Da muss sich die Nachbarin irren.«
    Benno schaltete schnell. »Am 12. August? Dem Todestag Ihrer Tante? Was macht Sie da so sicher?«
    »Weil ich für den 12. August ein lupenreines Alibi habe.« Triumph schwang in Schneiders Stimme.
    »Ach so. Und warum erinnern Sie sich so genau daran, was Sie an diesem Tag gemacht haben?«
    »Weil ich nachgesehen habe. Nachdem Böschen mir vom Tod meiner Tante erzählt hat, habe ich gleich befürchtet, dass die Polizei mich verdächtigen würde. Immerhin bin ich ihr einziger Erbe. Die Polizei verdächtigt doch immer den Erben. Also habe ich in meinem Terminkalender nachgesehen. Und da ist nichts zu machen. Da habe ich ein todsicheres Alibi.«
    »Ein todsicheres Alibi, ja?«
    »Ja. Da war ich nämlich wandern, im Gebirge, am Belfer. Samstag und Sonntag. Das kann ich mit meinem Wanderbuch belegen. Und die Leute in der Hütte, wo ich übernachtet habe, können es bezeugen. Da ist nichts zu machen!«
    »Das ist ja wirklich ein sehr schönes Alibi, Herr Doktor«, sagte Benno freundlich. »Da gibt es nur ein kleines Problem: Bisher wusste niemand genau, wann Ihre Tante ermordet wurde.« Benno machte eine Pause, bevor er zum Schlag ausholte. »Es gibt nur einen einzigen Menschen, der den fraglichen Tag kennen kann: der Mörder. Herr Dr. Schneider, ich nehme Sie vorläufig fest wegen des Mordes an Frau Elfi Rothammer.«
    Schneider starrte Benno einen Moment lang fassungslos an.
    »Aber ich habe sie nicht umgebracht«, stammelte er. Er sank in den Sessel zurück.
    Benno griff zum Telefon, um nach einem Einsatzwagen zu telefonieren, und sagte zu Schneider, nachdem er wieder aufgelegt hatte: »Die Polizei wird gleich da sein. Sie sollten sich anziehen.«
    Joschi Schneider wirkte noch immer ganz betäubt, doch dann richtete er sich auf. »Kann ich zuerst noch ins Bad gehen? Der Schreck ist mir auf die Blase geschlagen.«
    Benno überlegte kurz, aber er wusste, dass das kleine Badfenster direkt auf die bei der Mühle stark strömende, wirbelnde Regnitz hinausging. Es war unmöglich, auf diesem Weg zu flüchten.
    »Ja, können Sie. Und packen Sie gleich Ihr Waschzeug zusammen.«
    Als Schneider aus dem Bad kam, stieß er Hanna vor sich her. Er hielt ihr ein Messer an den Hals.
    »Los, Hände hoch und rein ins Bad!«, schrie er Benno an.
    Benno starrte Hanna entgeistert an. »Hanna, du? Was …«
    »Ruhe! Hände hoch!« Als Benno nicht sofort reagierte, drückte Schneider mit dem Messer etwas fester zu, sodass ein Blutstropfen an Hannas Hals herunterlief. Daraufhin tat Benno widerstrebend mit erhobenen Händen, was von ihm verlangt wurde. Er hörte, wie sich der Schlüssel in der

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