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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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offenbar doch mit Stevens treffen.« Es klang
bedauernd.
Der andere Mann trat mit dem Fuß auf das Pedal. »Ich
habe dir ja gleich gesagt, daß sie dir etwas verschweigt.
Ich wette zehn Dollar, daß sie uns jetzt zu Stevens führt.«

31
    Pat raste mit ihrem Wagen durch die Stadt zum Lotus Inn
Restaurant an der Wisconsin Avenue. Sie versuchte
verzweifelt, sich etwas einfallen zu lassen, mit dem sie
Eleanor Brown überreden konnte, sich noch nicht zu
stellen. Sie ließe sich doch bestimmt mit Vernunftgründen
überzeugen.
    Sie hatte versucht, Sam zu erreichen, aber nach
fünfmaligem Läuten hatte sie den Hörer aufgeknallt und
war aus dem Haus gerannt. Während sie jetzt in Eile zu
dem Restaurant fuhr, dachte sie darüber nach, ob sie
Eleanor wohl nach dem Bild aus der High School
wiedererkennen würde. Benutzte sie ihren eigenen
Namen? Wahrscheinlich nicht.
    Die Wirtin kam ihr zur Begrüßung entgegen. »Sind Sie
Miss Traymore?«
»Ja.«
»Miss Brown erwartet Sie bereits.«
Sie saß an einem der hinteren Tische und nippte an
einem Chablis. Pat ließ sich ihr gegenüber auf den Stuhl
sinken, immer noch bemüht, sich innerlich zu sammeln,
und in Überlegungen vertieft, was sie sagen sollte. Eleanor
hatte sich nicht sehr verändert seit der Aufnahme, als sie
noch zur High School ging. Sicherlich, sie sah älter aus,
war aber nicht mehr so erschreckend dünn, und hübscher,
als Pat erwartet hatte. Trotzdem war sie unverkennbar.
Sie sprach leise. »Miss Traymore? Danke, daß Sie
gekommen sind.«
»Eleanor, bitte hören Sie mich an. Wir können Ihnen
einen Anwalt besorgen. Sie könnten auf Kaution draußen
bleiben, während wir uns etwas für Sie ausdenken. Sie
befanden sich mitten in einer Nervenkrise, als Sie Ihr
Ehrenwort brachen. Es gibt so viele Register, die ein guter
Rechtsanwalt ziehen könnte.«
Der Kellner brachte ihr eine Vorspeise: Butterfly
Shrimps. »Von denen habe ich schon lange geträumt«,
sagte Eleanor. »Möchten Sie sich etwas bestellen?«
»Nein. Nichts. Eleanor, haben Sie verstanden, was ich
gesagt habe?«
»Ja.« Eleanor stippte eine der Shrimps in die süße Sauce.
»Oh, ist das gut!« Ihr Gesicht war blaß, aber entschlossen.
»Miss Traymore, ich hoffe, daß man meine Strafe wieder
aussetzen wird, aber wenn das nicht klappt, weiß ich, daß
ich jetzt stark genug bin, um die Strafe abzusitzen, zu der
man mich verurteilt hat. Ich kann in einer Zelle schlafen
und Gefängniskleidung tragen, kann diese Pampe essen,
die sie als Essen ausgeben, und kann die
Leibesvisitationen und die Langeweile ertragen. Wenn ich
entlassen werde, brauche ich mich nicht mehr zu
verstecken, und ich werde mich mein restliches Leben
lang bemühen, meine Unschuld zu beweisen.«
»Eleanor, hat man das Geld nicht in Ihrem Besitz
gefunden?«
»Miss Traymore, die Hälfte aller Mitarbeiter im Büro
wußte von diesem Abstellraum. Beim Umzug in dieses
Apartment halfen mir sechs oder acht Kollegen. Wir
machten eine Party daraus. Die Möbel, die ich nicht
gebrauchen konnte, wurden nach unten in den Abstellraum
gebracht. Dort hat man einen Teil des Geldes gefunden,
aber siebzigtausend Dollar sind in die Taschen eines
anderen gewandert.«
»Eleanor, Sie behaupten, Toby habe Sie angerufen, und
er sagt, das habe er nicht getan. Fanden Sie es nicht
merkwürdig, daß man Sie bat, an einem Sonntag ins
Wahlkampfbüro zu gehen?«
Eleanor schob die Schalen auf ihrem Teller an die Seite.
»Nein. Sehen Sie, die Senatorin war zur Wiederwahl
aufgestellt. Aus dem Wahlkampfbüro wurden eine Menge
Briefe verschickt. Sie kam oft vorbei und half, nur um den
freiwilligen Helfern das Gefühl zu geben, daß sie wichtig
waren. Wenn sie das tat, nahm sie immer ihren
Diamantring ab. Er saß ein wenig lose, und sie ging
wirklich sorglos mit ihm um. Es kam häufiger vor, daß sie
ohne ihn fortging.«
»Und Toby oder jemand, der sich so anhörte wie Toby,
sagte, sie hätte ihn verloren oder wieder verlegt.«
»Ja. Ich wußte, daß sie am Samstag im Wahlkampfbüro
war, um beim Fertigmachen der Post zu helfen, deswegen
hörte es sich für mich ganz normal an, daß sie ihn wieder
vergessen haben könnte und jemand von den alten Helfern
ihn für sie in den Safe gelegt hätte.
Ich glaube, als Toby anrief, fuhr er die Senatorin gerade
irgendwohin. Die Stimme klang gedämpft, und wer immer
da angerufen hat, er hat nicht viel gesagt. Nur etwas wie:
»Sehen Sie nach, ob der Ring der Senatorin im

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