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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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beide hingen sehr an ihrem
Kind.«
Pat hörte regungslos zu.
»Ein paar Tage bevor sie starb, erzählte mir Renée, sie
wolle mit Kerry nach Neuengland zurückkehren. Wir
standen gerade vor Ihrem Haus, und das Gefühl von
nahendem Unheil und von Gefahr, das ich empfand, war
unbeschreiblich. Ich versuchte, Renée zu warnen. Ich
sagte ihr, wenn ihr Entschluß unwiderruflich sei, solle sie
nicht länger warten. Und dann war es zu spät. Bis zu
dieser Woche habe ich seither nie wieder auch nur einen
Anflug von Unbehagen in bezug auf Ihr Haus verspürt.
Aber jetzt kehrt es zurück. Ich weiß nicht warum, aber es
ist so wie damals. Ich spüre, daß dieses Unheimliche auch
Sie betrifft. Können Sie aus diesem Haus nicht ausziehen?
Sie sollten sich nicht darin aufhalten.«
    Pat überlegte sich ihre Frage sorgfältig. »Haben Sie,
außer daß Sie diese Aura um das Haus verspüren, noch
einen anderen Grund, mich davor zu warnen,
dazubleiben?«
    »Ja. Vor drei Tagen hat mein Dienstmädchen einen
Mann beobachtet, der an der Ecke herumlungerte. Dann
hat sie an der Seite dieses Hauses im Schnee Fußabdrücke
bemerkt. Wir dachten, es wäre ein Streuner und
benachrichtigten die Polizei. Gestern morgen, nachdem es
frisch geschneit hatte, haben wir wieder Fußabdrücke
gesehen. Wer immer da herumlungert, geht nicht weiter
als bis zu dem großen Rhododendron. Dahinter verborgen,
kann jeder Ihr Haus beobachten, ohne daß man ihn aus
unseren Fenstern oder von der Straße aus sieht.«
    Mrs. Thatcher schlang sich die Arme um den Körper, als
würde sie plötzlich frieren. Ihr Gesicht war erstarrt und
hatte sich in tiefe, sorgenvolle Falten gelegt. Sie starrte Pat
unverwandt an, und dann sah Pat, wie sich ihre Augen
weiteten; ein Ausdruck geheimen Wissens schlich sich in
sie ein. Als Pat sich einige Minuten später verabschiedete,
war die ältere Dame richtig besorgt und drängte Pat
erneut, aus dem Haus auszuziehen. Lila Thatcher weiß,
wer ich bin, dachte Pat. Da bin ich ganz sicher. Sie ging
direkt in die Bibliothek und goß sich einen ziemlich
großen Brandy ein. »Jetzt ist es besser«, murmelte sie, als
ihr wieder warm wurde. Sie versuchte, nicht an die
Dunkelheit draußen zu denken. Aber wenigstens hielt die
Polizei nach einem Streuner Ausschau. Sie zwang sich,
ruhig zu bleiben. Lila hatte Renée beschworen,
fortzufahren. Wenn ihre Mutter auf sie gehört, ihre
Warnungen beherzigt hätte, wäre die Tragödie dann
abzuwenden gewesen? Sollte sie nun Lilas Rat befolgen
und in ein Hotel ziehen oder sich eine Wohnung nehmen?
»Ich kann nicht«, sagte sie laut. »Ich kann einfach nicht.«
Sie hatte so wenig Zeit, die Dokumentarsendung
vorzubereiten. Es war undenkbar, einen Teil dieser Zeit
zum Umziehen zu verwenden. Und die Tatsache, daß Lila
Thatcher mit ihrer übersinnlichen Begabung Unheil
kommen spürte, beinhaltete nicht, daß sie es abwenden konnte, dachte Pat. Wäre Mutter nach Boston gefahren,
wäre Daddy ihr wahrscheinlich gefolgt. Wenn jemand
entschlossen ist, mich zu finden, wird er es schaffen. In
einem Apartment müßte ich genauso vorsichtig sein wie
hier. Und ich werde vorsichtig sein.
    Sie fand es auf eine gewisse Weise beruhigend, daß Lila
erraten hatte, wer sie war. Sie hat meine Mutter und
meinen Vater gern gemocht, dachte sie. Sie hat mich
gekannt, als ich klein war. Wenn ich mit der Sendung
fertig bin, kann ich mit ihr reden, ihr Gedächtnis
erforschen. Vielleicht kann sie mir helfen, alles wieder
zusammenzubringen.
    Aber jetzt war es dringend notwendig, daß sie die
persönlichen Unterlagen der Senatorin zu sichten begann
und einiges für die Sendung auswählte.
    Die Filmspulen lagen unordentlich durcheinander in
einem der Kartons, die Toby hereingetragen hatte.
Glücklicherweise waren sie beschriftet. Sie begann sie zu
sortieren. Einige betrafen politische Tätigkeiten,
Wahlkampfveranstaltungen, Reden. Schließlich fand sie
die privaten Aufzeichnungen, die sie am meisten
interessierten. Sie begann mit dem Film mit dem Etikett:
WILLARD UND ABIGAIL – HILLCREST
HOCHZEITSEMPFANG.
    Sie wußte, daß die beiden miteinander durchgebrannt
waren, bevor er sein Jurastudium in Harvard beendet hatte.
Abby hatte in Radcliffe gerade das vorletzte Jahr vor der
Graduierung beendet. Wenige Monate nach ihrer Heirat
hatte Willard als Kongreßabgeordneter kandidiert. Sie
hatte ihn in seinem Wahlkampf unterstützt, dann ihr
Studium an der University of Richmond

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