Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
habe mir einiges vorgemerkt. Aber ich würde mir
gerne mal Toby ausborgen. An einigen Stellen brauche ich
Namen und genauere Hintergrundinformationen.«
    Sie verabredeten, daß Toby innerhalb der nächsten
Stunde vorbeikommen sollte. Als Pat auflegte, hatte sie
das Gefühl, daß Abigail Jennings sie als lästig empfand.
    Toby kam eine Dreiviertelstunde später. Ein Lächeln
legte sein lederartiges Gesicht in Falten. »Ich wünschte,
ich wäre hier gewesen, als dieser Kerl bei Ihnen einbrach,
    Pat«, sagte er. »Ich hätte Hackfleisch aus ihm gemacht.«
»Das traue ich Ihnen glatt zu.«
    Er nahm an dem Tisch in der Bibliothek Platz, wo sie
den Projektor laufen ließ. »Das ist der alte
Kongreßabgeordnete Porter Jennings«, antwortete Toby an
einer Stelle.
    »Er hatte gesagte, er würde nicht zurücktreten, wenn
Willard seinen Sitz nicht übernehmen würde. Sie wissen
ja, wie diese Virginia-Aristokraten sind. Glauben, ihnen
gehöre die Welt. Aber ich muß gestehen, daß er seine
Schwägerin zu Fall gebracht hat, als er dafür eintrat, daß
Abigail Willards Nachfolgerin wurde. Willards Mutter,
diese alte Teufelin, hat mit allen Mitteln zu verhindern
versucht, daß Abigail in den Kongreß kam. Und unter uns,
sie war als Kongreßabgeordnete viel besser, als Willard es
war. Er war nicht aggressiv genug. Verstehen Sie, was ich
meine?«
    Vorher, während sie auf Toby wartete, hatte Pat die
Zeitungsausschnitte über den Fall Eleanor Brown
durchgelesen. Der Fall schien beinahe zu einfach. Eleanor
hatte ausgesagt, daß Toby sie angerufen und in das
Wahlkampfbüro geschickt hätte. Fünftausend Dollar des
Geldes hatte man bei ihr im Apartmenthaus in ihrem
Kellerraum gefunden.
    »Wie kam Eleanor Brown Ihrer Ansicht nach dazu,
anzunehmen, sie könnte mit so einer fadenscheinigen
Geschichte durchkommen?« fragte Pat jetzt Toby.
    Toby lehnte sich in dem Ledersessel zurück, schlug
eines seiner dicken Beine über das andere, und zuckte die
Schultern. Pat fiel auf, daß er eine Zigarre in seiner
Brusttasche hatte. Innerlich schaudernd bot sie ihm an, daß
er bei ihr rauchen könne.
    Er strahlte sie an, wobei sich seine dicken Wangen in
unzählige Falten legten. »Vielen Dank. Die Senatorin
kann Zigarrenrauch nicht ausstehen. Ich traue mich nicht
einmal, eine im Auto zu qualmen, auch wenn ich noch so
lange auf sie warten muß.«
    Er zündete die Zigarre an und paffte genüßlich.
»Wie war das mit Eleanor Brown?« fragte Pat. Sie
stützte ihre Ellbogen auf den Knien auf und das Kinn in
    die Hände. »Also ich vermute«, gestand Toby, »daß
Eleanor annahm, das Geld würde vorläufig nicht vermißt
werden. Inzwischen haben sie die gesetzlichen
Vorschriften verschärft, aber früher konnte man zwei
Wochen – oder noch länger – im Safe des
Wahlkampfbüros große Geldbeträge aufbewahren.«
    »Aber fünfundsiebzigtausend Dollar in bar?«
»Miss Traymore … Pat, Sie müssen wissen, daß viele
Firmen im Wahlkampf beide Seiten unterstützen. Sie
wollen sichergehen, daß sie auf der Seite des Gewinners
    sind. Nun kann man einem Senator natürlich nicht im
Büro Geld in die Hand drücken. Das verstößt gegen das
Gesetz. Also stattet so ein hohes Tier dem Senator oder
der Senatorin einen Besuch ab, teilt ihm oder ihr mit, daß
er eine größere Spende zu machen gedenkt, und dann
macht er mit dem Assistenten des Senators oder der
Senatorin einen Spaziergang auf dem Gelände des
Capitols und überreicht das Geld. Der Senator bzw. die
Senatorin rührt dieses Geld nie an, weiß aber darüber
Bescheid. Es kommt gleich in den Wahlkampffonds. Aber
weil es sich um Bargeld handelt, fällt es nicht so auf, wenn
der Konkurrent gewählt wird. Verstehen Sie, was ich
meine?«
»Verstehe.«
    »Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Das ist ganz
legal. Phil hat einige größere Spenden für Abigail in
Empfang genommen, und Eleanor wußte natürlich davon.
Vielleicht hatte sie einen Freund, der damit spekulieren
wollte, und hat sich das Geld nur ausgeborgt. Als man
dann so schnell nach dem Geld suchte, mußte sie sich eine
Ausrede einfallen lassen.«
    »So raffiniert kommt sie mir einfach nicht vor«, meinte
Pat, die an das Bild in dem High-School-Jahrbuch denken
mußte.
    »Nun ja, wie auch der Staatsanwalt sagte, stille Wasser
sind tief. Ich will Sie ja nicht drängen, Pat, aber die
Senatorin braucht mich noch.«
    »Nur noch ein oder zwei Fragen.«
Das Telefon läutete. »Ich mache das

Weitere Kostenlose Bücher