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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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stellte sein zur Hälfte ausgetrunkenes Glas auf die
Bar und ging ins Schlafzimmer, um sein Jackett und
seinen Mantel zu holen. Er bewegte sich flott. In wenigen
Minuten würde er mit Pat zusammensein.
    Pat beschloß, zu dem Dinner im Weißen Haus ein
smaragdgrünes Satinkleid mit perlenbesticktem Oberteil
zu tragen. Es war ein Modellkleid von Oscar de la Renta,
zu dem Veronica sie anläßlich des Boston Symphony Ball
überredet hatte. Jetzt war sie froh, daß sie sich dazu hatte
überreden lassen. Dazu trug sie Smaragdschmuck von
ihrer Großmutter.
    »Dir merkt man nicht an, daß du Reporterin bist«,
bemerkte Sam, als er sie abholte.
»Ich weiß nicht, ob das als Kompliment zu verstehen
ist.« Sam trug einen marineblauen Kaschmirmantel und
einen weißen Schal über seinem Smoking. Wie hatte
Abigail ihn noch bezeichnet? Als einen der begehrtesten
Junggesellen in Washington?
»Es war so gemeint. – Keine weiteren Anrufe oder
Briefe?« fragte er.
»Nein.« Sie hatte ihm noch nichts von der Puppe erzählt
und wollte das auch jetzt nicht zur Sprache bringen.
»Gut. Wenn die Sendung vorbei ist, werde ich mich
besser fühlen.«
»Ja, bestimmt wirst du das.«
Unterwegs im Auto auf der Fahrt zum Weißen Haus
fragte er sie, was sie so treibe.
»Arbeiten«, antwortete sie prompt. »Luther hat sich mit
den Filmausschnitten, die ich ausgesucht habe,
einverstanden erklärt, und wir haben einen Plan für den
endgültigen Ablauf der Sendung erarbeitet. Er besteht
darauf, daß wir nicht entgegen dem Wunsch der Senatorin
etwas über ihre Jugendjahre bringen. Er macht aus etwas,
das als Dokumentarsendung geplant war, eine
Lobpreisung, was journalistisch schlecht ist.«
»Und kannst du nichts dagegen unternehmen?«
»Ich könnte kündigen. Aber ich bin nicht
hierhergekommen, um nach einer Woche aufzugeben –
nicht, wenn ich es verhindern kann.«
Sie waren an der Ecke von der Eighteenth Street und der
Pennsylvania Avenue.
»Sam, hat hier an der Ecke mal ein Hotel gestanden?«
»Ja, das alte Roger Smith. Sie haben es vor rund zehn
Jahren abgerissen.«
Als ich klein war, bin ich da einmal zu einer
Weihnachtsfeier gegangen. Ich trug ein rotes Samtkleid,
eine weiße Strumpfhose und schwarze Lackschuhe. Ich
kleckerte mir Schokoladeneis aufs Kleid und weinte, und
Daddy sagte: »Du kannst nichts dafür, Kerry.«
Die Limousine fuhr vor der Nordwesteinfahrt zum
Weißen Haus vor. Sie warteten in einer Autoschlange, da
Auto für Auto zu einer Sicherheitskontrolle anhielt. Als
sie an die Reihe kamen, bestätigte ein Wachtposten
respektvoll, daß ihre Namen auf der Gästeliste standen.
Innen war das Haus festlich geschmückt. Im
Marmorfoyer spielte die Marinekapelle. Kellner boten
Champagner an. Pat erkannte unter den versammelten
Gästen bekannte Gesichter: Filmstars, Kabinettmitglieder,
Angehörige der oberen Zehntausend, eine grande dame des Theaters.
»Warst du schon einmal hier?« fragte Sam.
»Einmal, auf einer Klassenreise, als ich sechzehn war.
Wir wurden überall herumgeführt, und man hat uns
erzählt, daß da, wo heute der East Room ist, Abigail
Adams früher mal ihre Wäsche aufgehängt hat.«
»Jetzt wirst du keine Wäsche mehr finden. Los, komm.
Wenn du in Washington Karriere machen willst, solltest
du lieber ein paar Leute kennenlernen.« Gleich darauf
stellte er sie dem Pressesekretär des Präsidenten vor.
Brian Salem war ein freundlicher, rundlicher Herr.
»Versuchen Sie, uns von der ersten Seite zu
verdrängen?« fragte er lächelnd.
Also war auch im Oval Office von dem Einbruch bei ihr
die Rede gewesen.
»Hat die Polizei irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Ich weiß nicht recht, aber wir glauben alle, daß es
irgend so ein Spinner war.«
Penny Salem war eine scharfsinnige, drahtige Frau
Anfang vierzig. »Brian bekommt, weiß Gott, genug Briefe
von Spinnern zu sehen, die an den Präsidenten gerichtet
sind.«
»Ja, wahrhaftig«, bestätigte ihr Mann leichthin. »Jeder,
der ein öffentliches Amt innehat, tritt notgedrungen
irgendwelchen Leuten auf die Zehen. Je mehr Macht man
hat, desto eher erregt man den Unwillen eines Menschen
oder einer Gruppe. Und Abigail setzt sich für einige
mächtig unpopuläre Maßnahmen ein. Na, wer sagt’s denn,
da kommt sie ja.« Er grinste plötzlich. »Sieht sie nicht
großartig aus?«
Abigail hatte eben den East Room betreten. Sie hatte
beschlossen, an diesem Abend nicht mit ihren Reizen zu
geizen. Sie trug ein aprikosenfarbenes Satinkleid

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