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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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kurz.« Pat hob ab.
»Pat Traymore.«
»Wie geht es Ihnen, meine Verehrte?« Sie erkannte
    sofort diese deutliche, übertrieben gepflegte Stimme.
»Hallo, Mr. Saunders.« Zu spät fiel ihr ein, daß Toby ja
    Jeremy Saunders kannte. Tobys Kopf fuhr ruckartig hoch.
Assoziierte er wohl den Namen Saunders mit dem Jeremy
Saunders, den er aus den Zeiten von Apple Junction her
kannte?
    »Ich habe gestern in den frühen Abendstunden mehrfach
versucht, Sie zu erreichen«, schnurrte Saunders. Er war
diesmal nicht betrunken. Dessen war sie sicher.
»Sie haben Ihren Namen nicht hinterlassen.«
     
»Aufgezeichnete Botschaften können von falschen
Ohren abgehört werden. Stimmt’s?«
    »Einen Moment, bitte.« Pat blickte Toby an. Er rauchte
gedankenverloren seine Zigarre und schien dem Anruf
keine Beachtung zu schenken. Vielleicht hatte er den
Namen Saunders nicht mit diesem Mann in Verbindung
gebracht, den er seit fünfunddreißig Jahren nicht mehr
gesehen hatte.
    »Toby, dies ist ein persönliches Gespräch. Ob Sie wohl
…«
Er war im Nu aufgestanden, bevor sie zu Ende reden
konnte. »Wollen Sie, daß ich draußen warte?«
»Nein, Toby. Würden Sie nur hier auflegen, wenn ich
den Hörer in der Küche abgenommen habe?« Sie sprach
seinen Namen absichtlich aus, damit Jeremy ihn hörte und
nicht weiterredete, bis er sicher war, daß Pat am Apparat
war.
Toby nahm den Hörer gleichgültig entgegen, aber er war
sicher, daß Jeremy Saunders der Anrufer war. Warum rief
er Pat Traymore an? Hatte sie mit ihm Kontakt gehabt?
Abigail würde an die Decke gehen. Am anderen Ende der
Leitung hörte er ein leises Atmen. Dieser widerliche
Scheinheilige, dachte er. Wenn er Abby zu verunglimpfen
versucht …!
Da ertönte Pats Stimme. »Toby, würden Sie jetzt bitte
auflegen?«
»Natürlich, Pat.« Er legte Herzlichkeit in seine Stimme.
Er legte den Hörer mit einem deutlichen Klickgeräusch
auf und wagte nicht, ihn wieder von der Gabel zu nehmen.
»Toby«, sagte Jeremy Saunders, und seine Stimme klang
fassungslos. »Sagen Sie nur nicht, daß Sie mit Toby
Gorgone gemütlich plauschen.«
»Er hilft mir gerade beim Sichten älteren Materials«,
erwiderte Pat leise.
»Natürlich. Er ist ja unserer Staatsbeamtin auf Schritt
und Tritt gefolgt, nicht wahr? Pat, ich rufe Sie an, weil mir
zum Bewußtsein gekommen ist, daß die Mischung aus
Wodka und Ihrer Anteilnahme mich ziemlich indiskret
gemacht hat. Ich möchte darauf bestehen, daß Sie unsere
Unterhaltung als gänzlich vertraulich behandeln. Meine
Frau und meine Tochter sähen es nicht gerne, wenn diese
schäbige kleine Geschichte meines Techtelmechtels mit
Abigail landesweit im Fernsehen ausgestrahlt würde.«
»Ich habe nicht die Absicht, etwas von dem, was Sie mir
erzählt haben, zu verwenden«, antwortete Pat. »An
persönlichem Klatsch und Tratsch ist vielleicht der Mirror interessiert, ich hingegen bin es nicht, da können Sie ganz
sicher sein.«
»Sehr gut. Das erleichtert mich sehr.« Saunders’ Stimme
nahm einen etwas freundlicheren Ton an. »Ich bin im Club
Edwin Shepherd begegnet. Er hat mir erzählt, daß er Ihnen
ein Exemplar der Zeitung gegeben hat, in der Abby als
Schönheitskönigin zu sehen ist. Die hatte ich gänzlich
vergessen. Ich hoffe, Sie haben vor, dieses Bild von Miss
Apple Junction mit ihrer sie anhimmelnden Mutter zu
verwenden. Das Bild ist tausend Worte wert!«
»Ich denke nicht, daß ich das tun werde«, entgegnete Pat
kühl. Sein Dünkel hatte sie verstimmt. »Tut mir leid, ich
muß jetzt wieder an die Arbeit, Mr. Saunders.«
Sie legte auf und kehrte in die Bibliothek zurück. Toby
saß in demselben Sessel wie vorher, wirkte jedoch
irgendwie verändert. Seine Herzlichkeit war wie
weggeblasen. Er schien geistesabwesend und
verabschiedete sich kurz darauf.
Als er fort war, riß sie die Fenster auf, um den
Zigarrenrauch loszuwerden. Aber der Geruch hing im
Zimmer fest. Ihr wurde klar, daß sie sich mal wieder
äußerst unwohl fühlte und bei jedem Geräusch
zusammenschreckte.
Zurück im Büro, ging Toby direkt zu Philip. »Wie sieht
es aus?«
Philip verdrehte die Augen himmelwärts. »Die Senatorin
ist völlig außer sich wegen dieser Geschichte. Sie hat
Luther Pelham gerade die Hölle heiß gemacht, weil er sie
zu dieser Sendung überredet hat. Sie würde die Sache
sofort stoppen, wenn nicht schon in den Medien darüber
berichtet würde. Wie war es mit Pat Traymore?«
Toby war nicht geneigt, über Apple

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