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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Irene und Wilson mit Dean
im Alter von sechs Monaten. Sie nahm einen Stapel Briefe
zur Hand. Das Gummiband riß, und sie wirbelten
auseinander und auf den Teppich. Sie las sie schnell
wieder auf und schaute sie flüchtig durch. Einer fiel ihr
besonders ins Auge.
    Liebe Mam, ich danke Dir. Das sind wohl die einzig
richtigen Worte für all die Opfer, die Du jahrelang
gebracht hast, damit ich aufs College gehen und Jura
studieren konnte. Ich weiß genau, auf wie viele Kleider Du
verzichtet hast und auf wie viele Vergnügungen mit den
anderen Damen am Ort. Vor langer Zeit habe ich Dir mal
versprochen, daß ich versuchen wollte, so zu werden wie
Dad. Ich werde dieses Versprechen halten. Ich habe Dich
sehr lieb. Und vergiß bitte nicht, zum Arzt zu gehen. Dein
Husten hörte sich schrecklich tief an. Dein Dich liebender
Sohn, Dean
Unter dem Brief lag eine Todesanzeige für Irene Wagner
Adams. Sie war sechs Monate später datiert.
    Es trieb Pat Tränen in die Augen, daß der junge Mann
sich nicht geschämt hatte, seine Liebe zu seiner Mutter so
zum Ausdruck zu bringen. Auch sie hatte diese herzliche
Liebe erfahren. Ihre Hand in seiner. Wie sie vor
Entzücken gejauchzt hatte, wenn er nach Hause kam.
Daddy. Daddy. Hoch in die Luft geschwenkt und in die
Höhe geworfen und von starken Armen wieder
aufgefangen. Sie fuhr auf ihrem Dreirad die Einfahrt
hinunter … kratzte sich das Knie auf den Steinen auf …
Seine Stimme, beruhigend: »Das tut nicht schlimm weh,
Kerry. Wir müssen zusehen, daß die Wunde sauber ist ….
Was für ein Eis sollen wir dir holen? …«
    Es läutete an der Tür. Pat raffte die Bilder und Briefe
zusammen und stand auf. Als sie sie im Karton verstauen
wollte, rutschte ihr die Hälfte aus den Armen. Es läutete
noch einmal an der Tür, diesmal anhaltender. Sie
sammelte angestrengt die verstreuten Fotos und Papiere
ein, um sie zusammen mit den anderen zu verstecken. Als
sie sich anschickte, den Raum zu verlassen, fiel ihr ein,
daß sie vergessen hatte, die Bilder von ihren Eltern und
die Raggedy Ann -Puppe wegzupacken. Wenn Toby sie
beim Hereinkommen gesehen hätte! Sie warf sie in den
Karton und schob ihn unter den Tisch.
    Toby wollte gerade noch einmal läuten, als sie die Tür
aufriß. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück, da sein
massiger Körper die ganze Tür ausfüllte.
    »Ich wollte schon gerade aufgeben!« Er bemühte sich,
jovial zu klingen, was ihm aber nicht gelang.
»Geben Sie nicht auf, Toby«, sagte sie kühl. Wer war er
denn, daß er ärgerlich reagierte, weil er ein paar Sekunden
warten mußte? Er schien sie zu mustern. Sie blickte an
sich herunter, bemerkte, wie schmierig ihre Hände waren,
und wurde sich klar, daß sie sich die Augen gerieben hatte.
Wahrscheinlich war sie ganz schmutzig im Gesicht.
»Sie sehen so aus, als hätten Sie im Sandkasten gespielt
und Kuchen gebacken.« Er wirkte irritiert, argwöhnisch.
Sie antwortete ihm nicht. Er verlagerte das Paket unter
seinem Arm, und der zu weite Onyxring an seinem Finger
bewegte sich hin und her. »Wohin möchten Sie das Zeug
haben, Pat? In die Bibliothek?«
»Ja.«
Er folgte ihr so dicht, daß sie das unbehagliche Gefühl
hatte, er würde sie anrempeln, wenn sie plötzlich
stehenbliebe. Von dem langen Sitzen mit übergekreuzten
Beinen hatte sie ein taubes Gefühl im rechten Bein, und
sie schonte es beim Gehen.
»Humpeln Sie, Pat? Sie sind doch nicht auf dem Eis
oder sonstwo hingefallen, oder?«
Sie lassen auch keine Gemeinheit aus, dachte sie.
»Stellen Sie den Karton auf den Tisch«, sagte sie.
»Okay. Ich muß gleich wieder fort. Die Senatorin war
nicht glücklich darüber, daß sie sich überlegen mußte, wo
diese Alben stecken. Ich finde alleine hinaus.«
Sie wartete, bis sich die Haustür schloß, ehe sie losging,
um den Riegel vorzulegen. Als sie im Foyer ankam, ging
die Tür wieder auf. Toby schien erschrocken, sie da stehen
zu sehen; dann verzerrte sich sein Gesicht zu einem
unangenehmen Grinsen. »Dies Schloß hindert niemanden
daran, sich Einlaß zu verschaffen, der sich auskennt, Pat«,
sagte er. »Denken Sie daran, den Riegel vorzuschieben.«
Das Ergänzungsmaterial von der Senatorin war, wie sich
zeigte, ein Durcheinander. Die meisten Bilder waren bei
politischen Feierlichkeiten aufgenommen, Staatsdiners,
Zeremonien, bei denen ein Band zerschnitten wurde,
Einweihungsfeiern. Als Pat umblätterte, flatterten einige
Seiten auf den Boden.
Die ersten

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