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Das Haus Am Potomac

Das Haus Am Potomac

Titel: Das Haus Am Potomac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hätte gerne
gesehen, was die alte Mrs. Jennings für ein Gesicht
gemacht hätte, wenn sie das gehört hätte! Ich will Ihnen
was sagen: Machen Sie auf der Rückfahrt einen kleinen
Umweg und fahren Sie bei Hillcrest vorbei. Das ist das
Anwesen der Jennings’. Und denken Sie darüber nach, wie
stark die Empfindungen dieser Frau gewesen sein müssen,
daß sie weder dieses noch überhaupt einen Cent ihrer
Schwiegertochter hinterlassen hat.«
Fünfzehn Minuten später blickte Pat durch das hohe
schmiedeeiserne Tor auf das schöne Herrenhaus, das auf
dem höchsten Punkt eines schneebedeckten Grundstücks
lag. Als Willards Witwe hätte Abigail durchaus damit
rechnen können, daß sie das Anwesen erben würde,
genauso wie seinen Sitz im Kongreß. Als seine
geschiedene Frau hingegen wäre sie wieder eine
Ausgestoßene gewesen. Wenn man Catherine Graney
glauben sollte, war das tragische Ereignis, über das
Abigail mit so viel innerer Rührung sprach, in
Wirklichkeit ein Glücksfall gewesen, der sie vor
fünfundzwanzig Jahren davor bewahrt hatte, in
Vergessenheit zu versinken.

18
    »Er sieht gut aus, Abby«, sagte Toby herzlich.
»Er müßte im Bild gut rauskommen«, stimmte sie zu.
Sie betrachteten voller Bewunderung den
Weihnachtsbaum in Abigails Wohnzimmer. Im Eßzimmer
war schon der Tisch für das Weihnachtsbuffet gedeckt.
»Morgen früh werden mit Sicherheit Reporter
herumlungern«, sagte sie. »Finde heraus, um welche
Uhrzeit die Frühgottesdienste in der Kathedrale
stattfinden. Ich sollte mich da sehen lassen.«
    Sie wollte nichts unversucht lassen. Seit der Präsident
gesagt hatte, er werde bekanntgeben, »wer sie ist«, war
Abigail krank vor Nervosität.
    »Ich bin die bessere Kandidatin«, hatte sie ein
dutzendmal gesagt. »Claire stammt aus derselben Gegend
wie er. Das ist nicht gut. Wenn nur diese verdammte
Sendung nicht wäre.«
    »Es könnte sein, daß sie dir nützt«, sagte Toby
beruhigend, obwohl er sich insgeheim genausoviel Sorgen
machte wie sie.
    »Toby, sie könnte mir nützen, wenn ich inmitten eines
großen Kandidatenrudels zur Wahl für dieses Amt
angetreten wäre. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß
sich der Präsident diese verdammte Sendung ansieht und
aufspringt und sagt: ›Das ist sie .‹ Hingegen könnte es sein,
daß er abwartet, ob es negative Reaktionen gibt, bevor er
seine Entscheidung bekanntgibt.«
    Er wußte, daß sie recht hatte. »Mach dir keine Sorgen.
Außerdem kannst du jetzt nicht mehr zurück. Die Sendung
ist schon in den Programmzeitschriften ausgedruckt.«
    Sie hatte die Gäste für das Weihnachtsbuffet sorgfältig
ausgesucht, unter anderen zwei Senatoren, drei
Kongreßabgeordnete, einen Richter des Obersten
Bundesgerichts und Luther Pelham. »Ich wünschte nur,
Sam Kingsley wäre nicht in Kalifornien«, sagte sie.
    Gegen sechs Uhr waren alle Vorbereitungen getroffen.
Abby hatte eine Gans im Ofen. Sie wollte sie bei dem
Essen am nächsten Abend kalt servieren. Der kräftige,
würzige Geruch durchzog das ganze Haus. Er erinnerte
Toby daran, wie er bei den Saunders in der Küche war, als
sie noch zur High School gingen. In dieser Küche roch es
immer danach, daß gerade etwas gebraten oder gebacken
wurde. Francey Foster war eine großartige Köchin
gewesen. Das mußte man ihr lassen!
»Na, ich glaube, ich mache mich jetzt auf den Weg,
    Abby.«
»Hast du eine heiße Verabredung, Toby?«
»Nicht so heiß.« Die Steakburger-Kellnerin begann ihn
zu langweilen. Das taten sie nach einer Weile alle.
»Bis morgen früh. Hol mich rechtzeitig ab.«
    »In Ordnung, Senatorin. Schlaf gut. Du solltest morgen
so gut aussehen wie möglich.«
Als Toby Abby verließ, zupfte sie nervös an einigen
Lamettastreifen herum, die nicht gerade hingen. Er ging in
sein Apartment, duschte, zog Hosen, ein gemustertes
Hemd und ein Sportsakko an. Die Steakburger-Kleine
hatte ihm ziemlich deutlich erklärt, daß sie an diesem
Abend nicht kochen wollte. Also würde er sie zur
Abwechslung mal ausführen und dann auf einen
Schlummertrunk noch mit zu ihr gehen.
Toby gab sein Geld nicht gerne für Essen aus – nicht,
wenn es so interessante Pferderennen gab. Er zog an seiner
dunkelgrünen Strickkrawatte und musterte sich gerade im
Spiegel, als das Telefon läutete. Es war Abby.
»Besorg mir sofort einen National Mirror «, verlangte
sie.
»Den Mirror ?«
»Ganz recht – geh los und besorg mir einen. Philip hat
gerade angerufen. Miss Apple Junction

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