Das Haus am stillen See: Mittsommerglück (German Edition)
Spiel – das hieß, wenn sie sich tatsächlich dazu überreden ließ, seinen Plan zu unterstützen. Sie musste es einfach tun. Es war seine einzige, seine letzte Chance!
“Sie müssen Mr. Douglas sein. Sagen Sie, kennen wir uns nicht von irgendwoher?”
Patrick war so in Gedanken versunken gewesen, dass ihm gar nicht aufgefallen war, dass das gesamte Fototeam inzwischen eine Pause eingelegt hatte. So auch das Model, das ihm jetzt lächelnd die Hand reichte.
“Ja, wir sind uns vor ein paar Jahren schon einmal begegnet”, erklärte er und zwang sich dazu, ihr Lächeln zu erwidern, obwohl ihm ganz und gar nicht nach Small Talk zumute war. “Ich glaube, es war auf der Galerieeröffnung eines gemeinsamen Bekannten.”
“Ach ja, natürlich, jetzt erinnere ich mich wieder. Sie sind ein alter Studienkollege von Richard Pratt, nicht wahr? Ich vergesse niemals ein Gesicht. Aber das interessiert Sie wahrscheinlich wenig. Annegret, meine Managerin, meinte, dass Sie dringend mit mir sprechen wollen, Mr. Douglas. Also, was haben Sie auf dem Herzen?”
Patrick atmete tief durch. Von diesem Gespräch hing seine gesamte Zukunft ab. Er wusste nicht, was geschehen würde, wenn er es nicht schaffte, Tinka Johansson zu überzeugen. Doch schließlich begann er zu reden, und nachdem er einmal angefangen hatte, konnte er plötzlich gar nicht wieder aufhören.
Sein Monolog dauerte weit länger als die verabredeten paar Minuten. Patrick hatte längst bemerkt, dass der Fotograf immer wieder nervöse Blicke zu Tinka herüberwarf. Doch das Mannequin ging überhaupt nicht darauf ein, sondern lauschte Patrick interessiert.
“Wollen Sie damit sagen, Ihre Cousine hat behauptet, dass wir beide eine Affäre haben?”, fragte sie, nachdem Patrick zum Ende gekommen war. Dann begann sie, schallend zu lachen. “Lieber Himmel, ist das wahr? Was für eine absurde Geschichte.”
Patrick hingegen war nicht zum Lachen zumute. Nach einigen Augenblicken angespannten Schweigens erwiderte er: “Ja, das ist es wohl, aber Demi hat alles bis ins kleinste Detail eingefädelt. Und sie kann ziemlich überzeugend sein, wenn sie es darauf anlegt. Meine Frau jedenfalls hat es geglaubt.”
“Hm.” Nachdenklich runzelte Tinka die Stirn. “Das ist natürlich schlimm. Aber ich verstehe noch immer nicht so ganz, was Sie jetzt von mir erwarten. Sagen Sie, Mr. Douglas, wie kann ich helfen?”
“Nun, darüber habe ich auch lange nachgedacht, und mir ist da so eine Idee gekommen. Es kann sein, dass ich damit ein bisschen viel von Ihnen verlange, aber Sie würden mir wirklich einen riesigen Gefallen tun.”
“Um was geht es? Erzählen Sie schon, ich bin ganz neugierig.”
Patrick atmete tief durch. “Also, ich habe mir das so vorgestellt …”
Als Stina mit ihrem Mietwagen um die Straßenbiegung kam und auf den Hof fuhr, dämmerte es bereits. Nichts schien sich hier verändert zu haben. Es war über zehn Jahre her, dass sie zum letzten Mal hier gewesen war, doch alles sah noch genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Es war, als ob an diesem Ort die Zeit stehen geblieben war.
Sie stellte den Motor ab und atmete tief durch. Dann stieg sie aus und blickte sich um. Das Haus war an sich nichts Besonderes, ein gewöhnlicher schwedischer Holzbau, in traditionellem Rot gestrichen. Hübsch, aber wirklich nichts Weltbewegendes, und doch bedeutete es für Stina so viel mehr.
Viele glückliche Tage hatte sie hier bei Tante Ludmilla verbracht. Der kleine mit Seerosen bewachsene Teich, auf dem Enten schnatternd ihre Kreise zogen, die hohen Birken, die die Auffahrt säumten – es war beinahe wie nach Hause zu kommen, und das, obwohl Stina nur wenige Sommer an diesem Ort verbracht hatte.
Doch je länger sie hier stand und die vertraute Umgebung betrachtete, desto trauriger wurde sie. Nein, so wohl sie sich auch im Haus ihrer Tante fühlen mochte, es würde niemals ihr Zuhause sein, so wie auch sonst nirgendwo auf der Welt, solange Patrick nicht bei ihr war. Selbst nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, wusste sie, dass sie ohne ihn niemals wieder glücklich werden würde – aber, so hart das auch zu akzeptieren war, ebenso wenig mit ihm.
“Stina! Stina, Kleines, bist du das?”
Stina wandte sich um und drängte ihre Tränen zurück, als sie ihre Tante erblickte. “Hallo, Tante Ludmilla”, sagte sie und rang sich ein Lächeln ab. Es tat wirklich gut, ein freundliches Gesicht zu sehen. “Wie geht es dir?”
“Oh, mir geht es blendend. Du kennst
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