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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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uns, dass sie die Zeitung nur wegen der Gezeiten liest. Nun, auf dieser Seite befand sich jedenfalls keine Gezeitentabelle.»
    «Sie denken an jemanden aus dem Haus…»
    «An jemanden aus dem Haus oder jemanden, der dort ein und aus geht. Und Letzteres ist einfach – die Verandatür steht offen. Ohne Zweifel benutzen Miss Buckleys Freunde sie.»
    «Haben Sie eine Idee? Oder einen Verdacht?»
    Poirot warf mit einer hilflosen Geste die Arme in die Luft.
    «Weder noch. Was immer das Motiv auch sein mag, es ist, wie ich es vorausgesagt habe, kompliziert. Darin besteht die Sicherheit des potenziellen Mörders – deshalb konnte er heute Morgen derart gewagt vorgehen. Oberflächlich betrachtet gibt es keinen Grund, weshalb jemand den Tod der kleinen Nick herbeiwünschen sollte. Der Landbesitz? End House? Das geht an den Cousin. Aber ob der unbedingt ein schwer mit Hypotheken belastetes und ziemlich baufälliges altes Gemäuer will? Für ihn hat es nicht einmal die sentimentale Bedeutung eines Familiensitzes. Erinnern Sie sich, er ist kein Buckley. Wir müssen natürlich mit diesem Charles Vyse sprechen, aber das Ganze scheint doch eher absurd.
    Dann ist da noch Madame – die Busenfreundin – mit ihren seltsamen Augen und der Aura einer gefallenen Madonna…»
    «Empfinden Sie das also auch so?», fragte ich verwundert.
    «Welche Rolle spielt sie in diesem Spiel? Ihnen erzählt sie, ihre Freundin sei eine Lügnerin. C’est gentil, ca! Warum erzählt sie Ihnen das? Hat sie vor etwas Angst, was Nick sagen könnte? Hat es etwas mit dem Auto zu tun? Oder benutzte sie es als Vorwand und sie hat vor etwas anderem Angst? Hat jemand an dem Auto manipuliert, und wenn das der Fall ist, wer? Und weiß sie davon?
    Und dann der fesche, blonde Monsieur Lazarus. Wo passt der ins Bild? Mit seinem wunderbaren Automobil und seinem Geld. Ist er womöglich irgendwie involviert? Commander Challenger…»
    «Der ist in Ordnung», warf ich geschwind ein. «Da bin ich ganz sicher. Ein echter Gentleman.»
    «Er mag, Ihrer Ansicht nach, zweifellos die richtige Schule besucht haben. Glücklicherweise bin ich als Ausländer in dieser Hinsicht vorurteilsfrei und kann unvoreingenommen ermitteln. Ich gebe allerdings zu, es ist schwierig, Commander Challenger mit dem Fall in Verbindung zu bringen. Eigentlich kann er gar nicht darin verwickelt sein.»
    «Auf keinen Fall», bekräftigte ich herzlich.
    Poirot sah mich nachdenklich an.
    «Sie üben eine ganz außerordentliche Wirkung auf mich aus, Hastings. Sie schlagen stets mit einer derart traumhaften Sicherheit die falsche Richtung ein, dass ich jedes Mal wieder in Versuchung gerate, Ihnen zu folgen! Sie gehören zu diesen total bewundernswerten Menschen, ehrlich, ehrenhaft und gutgläubig, die jedem Gauner unweigerlich auf den Leim gehen. Sie gehören zu den Menschen, die ihr Geld in dubiose Ölfelder oder nicht vorhandene Goldminen investieren. An Leuten wie Ihnen verdient der Betrüger sein täglich Brot. Nun denn, ich werde diesen Commander Challenger im Auge behalten. Sie haben meine Zweifel geweckt.»
    «Mein lieber Poirot», rief ich ärgerlich. «Das ist ja absurd. Ein weltgewandter Mann wie ich…»
    «… wird niemals klug», vollendete Poirot traurig. «Es ist erstaunlich, aber wahr.»
    «Glauben Sie etwa, ich hätte meine Ranch in Argentinien erfolgreich führen können, wenn ich ein derart leichtgläubiger Narr wäre?»
    «Geraten Sie nicht in Rage, mon ami. Sie waren sehr erfolgreich damit – Sie und Ihre Frau.»
    «Cinderella richtet sich immer nach meinem Urteil», stellte ich kühl fest.
    «Sie ist ebenso klug wie charmant», meinte Poirot versöhnlich. «Lassen Sie uns nicht streiten. Sehen Sie, da vorn ist ein Schild mit ‹Motts Werkstatt›. Das ist doch Miss Buckleys Werkstatt. Einige diskrete Fragen werden uns die Wahrheit in dieser Angelegenheit enthüllen.»
    Folgerichtig betraten wir die Werkstatt und Poirot stellte sich vor, indem er erklärte, er komme auf Empfehlung von Miss Buckley. Er erkundigte sich nach den Konditionen eines Leihwagens und wechselte dann elegant zum Thema der Panne an Miss Buckleys Wagen kürzlich.
    Sofort wurde der Werkstattinhaber gesprächig. Das Seltsamste, was ihm je untergekommen sei. Er erging sich in technischen Einzelheiten, leider fehlt mir der Sinn dafür. Poirot ebenso. Aber bestimmte Fakten waren unmissverständlich. An dem Wagen war manipuliert worden. Und der angerichtete Schaden musste sehr einfach und in kürzester Zeit zu

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