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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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den Rücken kehren.»
    «Sie meinen doch nicht etwa…?»
    «Dem Vergnügen, zum Beispiel, Fragen nicht zu beantworten.»
    «Ah, das ist fast schon boshaft.»
    «Treffend bemerkt.»
    «Nun gut, gut», murmelte Poirot. «Der große Schweiger, der Lieblingsheld der edwardianischen Romanciers.»
    Seine Augen hatten ihr altes Funkeln wieder.
    Kurz danach kam Nick an unserem Tisch vorbei. Sie löste sich von ihrem Partner und ließ sich einem bunt gefiederten Vogel gleich bei uns nieder.
    «Tanz auf dem Vulkan», sagte sie leichthin.
    «Ist das eine neue Erfahrung für Sie, Mademoiselle?»
    «Ja, und sie macht viel Spaß.»
    Mit einem lässigen Winken war sie wieder weg.
    «Ich wünschte, sie hätte das nicht gesagt», sagte ich langsam. «Tanz auf dem Vulkan. Die Vorstellung gefällt mir gar nicht.»
    «Ich weiß. Sie kommt der Wahrheit gefährlich nahe. Mut hat sie ja, die Kleine, das muss man ihr lassen. Aber leider ist Courage im Moment nicht gefragt, Vorsicht schon eher – voilà, ce qu’il nous faut! »
    Der nächste Tag war ein Sonntag. Wir saßen auf der Terrasse vor dem Hotel, es war ungefähr halb zwölf, als Poirot plötzlich aufsprang.
    «Kommen Sie, mein Freund. Wir machen ein kleines Experiment. Ich weiß rein zufällig, dass Monsieur Lazarus und Madame einen Ausflug mit dem Auto machen, und Mademoiselle ist auch dabei. Das bedeutet freie Bahn für uns.»
    «Frei wofür?»
    «Das werden Sie schon sehen.»
    Wir stiegen die Stufen hinab und überquerten einen kurzen Grünstreifen in Richtung Meer. Einige Badegäste kamen uns entgegen und gingen lachend und plaudernd an uns vorbei.
    Als sie verschwunden waren, ging Poirot zu der Stelle, wo eine kleine, unauffällige Pforte ziemlich rostig in ihren Angeln hing, und auf der in halb verwitterten Buchstaben zu lesen stand: «End House. Privater Durchgang.» Weit und breit war niemand zu sehen. Wir schlüpften unauffällig hindurch.
    In kürzester Zeit standen wir auf dem Rasen vor dem Haus. Kein Mensch war zu sehen. Poirot schlenderte an den Rand der Klippe und sah hinunter. Dann ging er auf das Haus zu. Die Verandafenster standen offen und wir marschierten direkt ins Wohnzimmer. Poirot vergeudete keine Zeit damit. Er öffnete die Tür und betrat die Halle. Von da aus stieg er die Treppen hinauf, ich in seinem Kielwasser. Er ging geradewegs in Nicks Schlafzimmer – ließ sich auf dem Bettrand nieder und zwinkerte mir zu.
    «Sehen Sie, mein Freund, so leicht ist das. Niemand hat uns kommen sehen, und ebenso wenig wird uns jemand gehen sehen. Wir könnten in aller Ruhe jede beliebige Schandtat begehen. So könnten wir beispielsweise den Drahtaufhänger eines Bildes so präparieren, dass es binnen weniger Stunden herunterfallen muss. Und angenommen, es befände sich zufällig jemand vor dem Haus und sähe uns kommen, hätten wir natürlich eine völlig einleuchtende Erklärung parat – vorausgesetzt man kennt uns als Freunde des Hauses.»
    «Sie meinen also, ein Unbekannter kommt als Täter nicht infrage?»
    «Genau das meine ich, Hastings. Auf alle Fälle steckt hinter all dem kein umherstreunender Verrückter. Wir müssen uns im engeren Familienkreis umsehen.»
    Er drehte sich um und ging hinaus. Ich folgte ihm. Keiner sprach ein Wort. Ich glaube, wir beide waren in unsere sorgenvollen Gedanken versunken.
    Und dann, an der Biegung der Treppe, blieben wir beide auf einmal stehen. Ein Mann kam die Treppe hinauf.
    Er blieb ebenfalls stehen. Sein Gesicht lag im Schatten, aber seine ganze Haltung verriet, dass er völlig überrascht war. Er sprach als Erster und mit lauter und ziemlich gebieterischer Stimme.
    «Was zum Teufel suchen Sie hier?»
    «Aha!», sagte Poirot. «Monsieur – Croft, nehme ich an?»
    «So heiße ich, aber was…»
    «Sollen wir nicht in den Salon gehen und uns unterhalten? Ich glaube, das wäre besser.»
    Der andere gab den Weg frei, drehte sich um und ging die Treppe hinunter, wir blieben ihm dicht auf den Fersen. Als die Tür des Salons geschlossen war, machte Poirot eine leichte Verbeugung.
    «Ich möchte mich vorstellen. Hercule Poirot, zu Ihren Diensten.»
    Das Gesicht des anderen hellte sich etwas auf. «Oh», sagte er langsam. «Sie sind dieser Detektiv. Ich habe von Ihnen gelesen.»
    «Im St. Loo Herald?»
    «Wo? Nein, ich habe über Sie vor langer Zeit in Australien gelesen. Sie sind Franzose, nicht wahr?»
    «Belgier. Aber das spielt keine Rolle. Das ist mein Freund Captain Hastings.»
    «Erfreut, Sie kennen zu lernen. Aber sagen Sie

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