Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
persönlich überbringen würde?», fragte ich Poirot mit gedämpfter Stimme.
    Ich hatte nicht bedacht, dass der Bursche einen einheimischen Namen kennen musste.
    «Mr Vyse war es nicht», sagte er prompt. «Den kenne ich. Es war ein größerer Herr – gut aussehend – kam in einem großen Wagen.»
    «Lazarus!», rief ich.
    Poirot schoss mir einen warnenden Blick zu und ich bedauerte meine Voreiligkeit.
    «Er kam also in einem großen Wagen und ließ das Päckchen hier. War es an Miss Buckley adressiert?»
    «Jawohl, Sir.»
    «Und was haben Sie damit gemacht?»
    «Ich habe es nicht mal angerührt, Sir. Die Schwester nahm es mit hinauf.»
    «Das mag wohl sein, aber Sie hatten es in der Hand, als Sie es dem Herrn abnahmen, n’est-ce pas? »
    «O, ja, natürlich. Ich nahm es ihm ab und legte es auf den Tisch.»
    «Auf welchen Tisch? Zeigen Sie ihn mir, bitte.»
    Der Pförtner führte uns in die Halle. Nahe der offenen Vordertür stand ein langer Tisch, auf dem Briefe und Pakete lagen.
    «Alles, was ankommt, wird hier abgelegt, Sir. Dann bringen die Schwestern die Sachen zu den Patienten.»
    «Erinnern Sie sich, wann dieses Paket abgegeben wurde?»
    «Muss so etwa halb sechs gewesen sein oder ein bisschen später. Die Post war gerade gekommen und das ist gewöhnlich gegen halb sechs. Es war ein sehr geschäftiger Nachmittag. Eine Menge Leute, die Blumen vorbeibrachten und Patienten besuchen wollten.»
    «Besten Dank. Ich glaube, jetzt sollten wir mit der Schwester sprechen, die das Päckchen nach oben brachte.»
    Diese erwies sich als eine der Lernschwestern, eine zarte, kleine Person, die ganz aus dem Häuschen war vor Aufregung. Sie erinnerte sich, das Päckchen zu Beginn ihres Dienstes um sechs Uhr hinaufgebracht zu haben.
    «Sechs Uhr», murmelte Poirot. «Dann muss das Päckchen ungefähr zwanzig Minuten auf dem Tisch gelegen haben.»
    «Wie bitte?»
    «Ach, nichts, Mademoiselle. Erzählen Sie weiter, Sie brachten das Päckchen zu Miss Buckley?»
    «Ja, da waren mehrere Sachen für sie. Diese Schachtel und auch ein Blumenstrauß – Wicken – von einem Ehepaar Croft, glaube ich. Ich habe beides zusammen nach oben mitgenommen. Und dann war da noch dieses Päckchen, das mit der Post gekommen war – und kurioserweise enthielt es ebenfalls eine Schachtel Pralinen von Fuller.»
    « Comment? Eine zweite Schachtel?»
    «Ja, ein ziemlich merkwürdiger Zufall. Miss Buckley öffnete beide. Sie sagte: ‹Oh, wie schade. Ich darf sie nicht essen.› Dann öffnete sie den Deckel bei beiden und sah nach, ob der Inhalt auch wirklich gleich war. Da fand sie in der einen Packung Ihre Karte und sagte zu mir: ‹Schwester, bringen Sie die falsche Schachtel weg, sonst verwechsle ich die beiden noch.› Oh du liebe Güte! Wer hätte das gedacht? Wie in einem Roman von Edgar Wallace, nicht wahr?»
    Poirot unterbrach ihren Redefluss.
    «Zwei Schachteln, sagen Sie? Von wem war die andere?»
    «In der war keine Karte.»
    «Und welche kam angeblich von mir? Die mit der Post oder die andere?»
    «Ich muss gestehen, das weiß ich nicht mehr. Soll ich hinaufgehen und Miss Buckley fragen?»
    «Das wäre sehr liebenswürdig.» Sie lief die Treppe hinauf.
    «Zwei Schachteln», brummte Poirot. «Und noch mehr Verwirrung.»
    Die Schwester kehrte außer Atem zurück.
    «Miss Buckley ist sich nicht sicher. Sie hatte beide ausgepackt, bevor sie hineinschaute. Aber sie glaubt, es war nicht die, die mit der Post kam.»
    «Eh?», machte Poirot leicht verwirrt.
    «Die angeblich von Ihnen geschickte Schachtel war die, die nicht mit der Post kam. Wenigstens denkt sie das, ist sich aber nicht ganz sicher.»
    « Diable! » , wetterte Poirot beim Weggehen. «Ist sich denn keiner einer Sache mal ganz sicher? In Kriminalromanen – da ja. Aber das Leben – das wirkliche Leben – ist immer ein Durcheinander. Und ich selbst – bin ich mir irgendeiner Sache ganz sicher? Nein, nein – tausendmal nein.»
    «Lazarus», sagte ich.
    «Ja, das ist eine Überraschung, nicht wahr?»
    «Werden Sie ihn darauf ansprechen?»
    «Ganz sicher. Ich bin neugierig, wie er darauf reagiert. Übrigens, wir könnten ruhig Mademoiselles Zustand ernster darstellen, als er ist. Es kann nichts schaden, wenn es den Anschein hat, sie stünde an der Schwelle des Todes. Verstehen Sie? Dieses feierlich ernste Gesicht – ja, erstklassig. Sie haben große Ähnlichkeit mit einem Leichenbestatter. C ’est tout à fait bien. »
    Wir hatten Glück und fanden Lazarus sofort. Er stand vor dem

Weitere Kostenlose Bücher