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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sieht alles sehr düster aus – sehr, sehr düster.»
    «Vor der Dämmerung ist es immer am dunkelsten», versuchte ich Zuversicht zu verbreiten.
    Er schüttelte nur den Kopf.
    «Und dann die andere Schachtel – die mit der Post kam. Können wir die ausschließen? Nein, denn Mademoiselle ist sich nicht sicher. Das ist wirklich zu ärgerlich!»
    Er stöhnte vor sich hin.
    Ich wollte gerade etwas sagen, aber er hinderte mich.
    «Nein, nein. Keine Sprichwörter mehr. Ich kann es nicht ertragen. Wenn Sie ein guter Freund sein wollen – ein guter, hilfsbereiter Freund…»
    «Ja», stimmte ich sofort eifrig bei.
    «Gehen Sie, ich bitte Sie, und kaufen mir ein Päckchen Spielkarten.»
    Ich sah ihn verdutzt an. «Also gut», sagte ich kühl.
    Ich hatte den tiefen Verdacht, er suche nur nach einem geeigneten Vorwand, mich loszuwerden.
    Ich hatte ihm jedoch bitter Unrecht getan. Als ich an diesem Abend gegen zehn das Wohnzimmer betrat, fand ich ihn damit beschäftigt, mit höchster Konzentration Kartenhäuser zu bauen. Und ich erinnerte mich! Das war einer seiner alten Kniffe – zur Beruhigung seiner Nerven. Er lächelte mir zu.
    «Ja, jetzt erinnern Sie sich. Präzision ist immer gut. Eine Karte auf die andere – so – exakt an den richtigen Platz, und diese wiederum trägt das Gewicht der oberen Karten und so weiter, immer höher. Gehen Sie zu Bett, Hastings. Lassen Sie mich hier sitzen mit meinen Kartenhäusern. Danach werde ich einen klaren Kopf haben.»
    Gegen fünf Uhr morgens wurde ich wachgerüttelt.
    Poirot stand an meinem Bett. Er sah glücklich und zufrieden aus.
    «Es war ja so richtig, was Sie gesagt haben, mon ami. Oh, es war wieder einmal ins Schwarze getroffen. Ach, sogar noch mehr, es war schon beinahe geistreich!»
    Ich blinzelte ihn nur an, ich war noch gar nicht richtig wach.
    «Vor der Dämmerung ist es am dunkelsten – haben Sie gesagt. Es war sogar sehr dunkel – und jetzt dämmert der Morgen.»
    Ich sah aus dem Fenster. Er hatte vollkommen Recht.
    «Nein, nein Hastings. Im Kopf! Der Verstand! Die kleinen grauen Zellen!»
    Er machte eine Pause und sagte dann ganz ruhig: «Sehen Sie, Hastings, Mademoiselle ist nämlich tot.»
    «Was?», schrie ich auf und war plötzlich hellwach.
    «Ruhig – ruhig. Es stimmt, was ich sage. Nicht wirklich – bien entendue –, aber man kann es arrangieren. Ja, für die Zeit von vierundzwanzig Stunden kann man es arrangieren. Ich werde es mit dem Doktor und den Schwestern besprechen.
    Begreifen Sie, Hastings? Der Mörder war erfolgreich. Viermal hat er es versucht, ohne Erfolg. Das fünfte Mal hatte er Glück.
    Und dann werden wir sehen, was als Nächstes passiert…
    Es wird äußerst interessant werden.»

Achtzehntes Kapitel
    Das Gesicht am Fenster
     
    A n die Ereignisse des nächsten Tages kann ich mich nur verschwommen erinnern. Ich erwachte nämlich leider mit hohem Fieber. Seit ich mir Malaria zugezogen hatte, überfielen mich diese Fieberanfälle immer wieder, und das meist zu den ungelegensten Zeitpunkten.
    Dies hatte zur Folge, dass sich die Ereignisse des Tages in meiner Erinnerung wie ein Albtraum niederschlugen, – in dem Poirot wie eine Art fantastischer Clown in einem Zirkus seine sich ständig wiederholenden Auftritte hatte.
    Ich bin überzeugt, er hat alles in vollen Zügen genossen. Seine vorgetäuschte Verzweiflung war einfach bewundernswert echt. Wie er seinen Plan, den er mir in den frühen Morgenstunden eröffnet hatte, in die Tat umgesetzt hat, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls ist es ihm gelungen.
    Leicht war es sicher nicht. Der Aufwand an Täuschungen und Tricks muss enorm gewesen sein. Es liegt nicht in der Mentalität des Engländers, in großem Umfang zu lügen, aber genau das erforderte Poirots Plan. Zunächst musste er Dr. Graham von seinem Vorhaben überzeugen. Mit Grahams Hilfe galt es dann, die Oberschwester und einige Mitglieder des Pflegepersonals im Sanatorium für seinen Plan zu gewinnen. Auch das muss mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein. Höchstwahrscheinlich war Dr. Grahams Einfluss das Zünglein an der Waage.
    Blieben noch der Chief Constable und die Polizei. Hier würde es Poirot mit dem Beamtentum zu tun bekommen. Und doch gelang es ihm, Colonel Weston eine widerwillige Zustimmung abzuringen. Der Colonel gab jedoch unmissverständlich zu verstehen, dass er jede Verantwortung ablehne. Poirot und nur Poirot allein würde für die Verbreitung jeglicher falscher Berichterstattung verantworten. Poirot

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