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Das Haus an der Düne

Das Haus an der Düne

Titel: Das Haus an der Düne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mut, mein Freund», Poirot versetzte mir einen Klaps auf den Rücken. «Noch ist nicht alles verloren. Setzen Sie nicht Ihr langes Gesicht auf, ich bitte Sie.»
    «Ist schon gut. Mir geht es gut.»
    «Mir auch. Und Japp ebenso.»
    «Es geht uns allen gut», verkündete Japp fröhlich.
    Und in dieser angenehmen Stimmung trennten wir uns.
    Am nächsten Morgen fuhren wir zurück nach St. Loo. Nach unserer Ankunft im Hotel rief Poirot das Sanatorium an und wollte mit Nick sprechen.
    Plötzlich sah ich, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte – er ließ beinahe den Hörer fallen.
    « Comment? Was ist das? Wiederholen Sie das bitte.»
    Er hörte eine oder zwei Minuten zu. Dann sagte er: «Ja, ja. Ich komme sofort.»
    Er sah mich kreidebleich an.
    «Warum bin ich weggegangen, Hastings? Mon Dieu! Warum bin ich nur weggegangen?»
    «Was ist geschehen?»
    «Mademoiselle Nick ist ernsthaft erkrankt, Kokain-Vergiftung. Sie haben sie also doch noch erwischt, Mon Dieu! Mon Dieu! Warum bin ich nur weggegangen?»

Siebzehntes Kapitel
    Eine Schachtel Konfekt
     
    A uf dem ganzen Weg zum Sanatorium murmelte und brummte Poirot in sich hinein. Er steckte voller Selbstvorwürfe.
    «Ich hätte es wissen müssen», stöhnte er. «Ich hätte es wissen müssen! Doch was hätte ich tun können? Ich habe jede nur erdenkliche Vorsichtsmaßnahme getroffen. Es ist unmöglich – unmöglich. Niemand konnte zu ihr gelangen! Wer hat meine Anweisungen nicht befolgt?»
    Im Sanatorium wurden wir in ein kleines Zimmer im Erdgeschoss geführt und ein paar Minuten später erschien Dr. Graham. Er sah bleich und erschöpft aus.
    «Sie wird durchkommen», sagte er. «Es kommt alles wieder in Ordnung. Die Schwierigkeit lag darin, herauszufinden, wie viel sie von dem Teufelszeug genommen hat.»
    «Was war es?»
    «Kokain.»
    «Sie wird leben?»
    «Ja, sie wird leben.»
    «Aber wie konnte das geschehen? Wie ist man an sie herangekommen? Wen hat man zu ihr gelassen?» Poirot stampfte auf wie Rumpelstilzchen in seinem ohnmächtigen Zorn.
    «Man hat niemand zu ihr gelassen.»
    «Unmöglich.»
    «Es ist so.»
    «Aber dann…»
    «Es war eine Schachtel Konfekt.»
    «Ah! Sacré. Und ich habe sie gebeten, nichts zu essen – nichts, was von draußen kommt.»
    «Davon weiß ich nichts. Es ist schwer, ein junges Mädchen von einer Pralinenschachtel fernzuhalten. Gott sei Dank hat sie nur eine gegessen.»
    «Enthielten alle Pralinen Kokain?»
    «Nein. Die eine, die das Mädchen gegessen hat. Und noch zwei in der oberen Lage. Der Rest war tadellos.»
    «Wie hat man es bewerkstelligt?»
    «Ziemlich plump. Die Praline einfach halbiert, das Kokain mit der Füllung vermischt und die Praline wieder zusammengesetzt. Ziemlich amateurhaft. Man könnte es auch als dilettantisch bezeichnen.»
    Poirot stöhnte entsetzt auf. «Ach! Wenn ich das geahnt hätte – wenn ich das geahnt hätte. Kann ich Mademoiselle sehen?»
    «Wenn Sie in einer Stunde wieder kommen, denke ich, können Sie zu ihr», sagte der Doktor. «Nehmen Sie sich doch zusammen, mein Lieber. Sie wird nicht sterben.»
    Wir gingen eine Stunde lang durch die Straßen von St. Loo. Ich tat mein Bestes, um Poirot abzulenken – führte immer wieder aus, dass alles noch einmal glimpflich ausgegangen und schlussendlich doch kein Unglück geschehen sei.
    Seine Reaktion bestand lediglich in einem Kopfschütteln und einem in regelmäßigen Abständen wiederholten: «Ich habe Angst, Hastings, ich habe Angst…»
    Und die seltsame Art, wie er es sagte, machte mir schließlich auch Angst.
    Auf einmal packte er mich am Arm.
    «Hören Sie, mein Freund. Ich liege völlig falsch. Ich lag von Anfang an völlig falsch.»
    «Sie meinen, es geht nicht ums Geld?»
    «Doch, doch, da liege ich richtig. Aber diese beiden – das ist zu einfach – zu simpel. Es muss noch eine andere Windung geben. Ja, da gibt es noch etwas!»
    Und dann folgte ein Ausbruch der Empörung: «Ah! Ce t te petite! Habe ich es ihr nicht verboten? Habe ich nicht ausdrücklich gesagt ‹Rühren Sie nichts an, was von draußen kommt›? Und gehorcht mir nicht – mir, Hercule Poirot. Genügt es ihr nicht, viermal dem Tod entkommen zu sein? Musste sie ein fünftes Risiko eingehen? Ah, c’est inoui! »
    Schließlich gingen wir wieder zum Sanatorium zurück. Nach kurzem Warten führte man uns hinauf.
    Nick saß im Bett mit ungeheuer geweiteten Pupillen. Sie sah fiebrig aus und ihre Hände zuckten ständig unkontrolliert.
    «Wieder dabei», murmelte sie.
    Ihr Anblick

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